Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Todessaat

Titel: Todessaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Arnout Smith
Vom Netzwerk:
folgte ihr durch den Flur und klopfte.
    »Vonda?«
    Stille.
    »Vonda, lass mich rein. Bitte. Ich komme jetzt rein.«
    Es war ein Kinderzimmer mit einer geschmückten Wiege, einer Truhe mit Schubladen und einem Wickeltisch. Windelpackungen standen an der Wand neben einem Kindersitz für das Auto.
    Vonda vergrub die Hände in den Quilt und versuchte, die Tränen zu unterdrücken. Die Patchworkdecke bestand aus kleinen blauen Quadraten, die sorgfältig mit winzigen Stichen aneinandergenäht worden waren. Grace fragte sich, welche Verwandte den Quilt wohl genäht hatte.
    »Vonda.«
    »Nicht.«
    »Ich muss das leider jeden fragen.«
    »Warum? Weil mein Vater das so will? Er wird mir ohnehin nicht glauben.«
    »Probier es doch mal.«
    Sie seufzte. »Ich war spazieren. Ich war draußen spazieren. Ich wusste ja, dass wir bald umziehen würden. Deshalb war ich spazieren.«
    »Allein?«
    »Ja.«
    »Das war’s dann.«
    Vonda starrte sie mit ihren dunklen Augen an, die Graces Augen so ähnlich waren. »Ich hab dir doch gesagt, du würdest mir nicht glauben.«
    Darauf gab es nichts zu sagen, das wusste auch Vonda. Sie drehte sich um und ging an Grace vorbei in die Küche. Es lag etwas Einsames in ihrem Gang, als ob sie schon sehr lange allein lief und sich dennoch nicht daran gewöhnen könnte.

    Als sich die Tür des Badezimmers öffnete, saßen die beiden Frauen am Tisch und tranken Kaffee oder taten zumindest so.
    Stuart ging gemächlich den Flur entlang und trocknete sich die Haare ab. Er trug eine verwaschene Jeans und einen Pullover. Bei Tageslicht waren seine Koteletten mit Silberfäden durchwirkt, und man konnte seine definierten Bauchmuskeln erkennen. Er warf Grace einen Blick zu, ging in die Küche und küsste seine Frau.
    »Alles klar?«
    »Grace, das ist mein Mann, Stuart. Stu das ist Grace, die Cousine, von der ich dir erzählt habe, die so viel über Mikrobiologie weiß.« Ihre Stimme war tonlos. Die Freude war daraus gewichen. »Das wird er nämlich in Stanford machen. Zurück an die Uni gehen und seine Doktorarbeit fertigschreiben.«
    Er blinzelte kurz, als hätte er die Arbeit vergessen. Vielleicht hatten auch sie ihre Probleme, aber dieser Mann liebte seine Frau.
    Grace erklärte: »Wir haben uns bereits gestern Abend im Gefängnis getroffen. Er ging gerade, als ich kam.«
    »Ja, genau. Schön, dich wiederzusehen. Starbucks. Wunderbar.« Er hängte sich das Handtuch um den Hals. Dann öffnete er den Kaffeebecher und nahm einen Schluck.
    In der Küche herrschte Stille. Vonda zwinkerte und war den Tränen nahe. Stuart stellte sich hinter sie und rieb ihr mit der Hand den Rücken.
    »Welche Richtung?« Grace und Stuart mussten den Konversationsball über den Berg rollen, und das war nicht gerade leicht.
    »Bitte?«
    »In der Mikrobiologie. Das ist ja ein weites Feld.«
    »Oh. Agrobacterium tumefaciens. Fallen dir schon die Augen zu?«

    Grace lächelte. Sie wartete. Eine Fliege brummte. »Du fängst also im Winterquartal in Stanford an.«
    Vonda starrte in ihren Becher und weigerte sich, Augenkontakt aufzunehmen.
    »Gleich nach Weihnachten. Wenn wir jetzt umziehen, haben wir uns schon einige Monate eingelebt, bevor ich an die Uni muss. Wir haben etwas Geld gespart, ich habe einen Forschungskredit bekommen und werde Teilzeit arbeiten. Wir kommen schon über die Runden.«
    Er blickte auf den Tisch voller Essen und zu den Umzugskisten. Stuart ließ die Hand sinken. »Schatz, weißt du, wo die Löffel sind?«
    Vonda zuckte die Achseln.
    »Ich habe Plastiklöffel mitgebracht«, sagte Grace. Stuart blickte kurz zu seiner Frau hinüber und beugte sich dann über die mitgebrachten Tüten. Er fand die Löffel und legte auf jeden Platz einen, zusammen mit einer Serviette. Er lächelte seine Frau wieder an, aber Vonda schüttelte den Kopf. Eine stille, schmerzvolle Kommunikation spielte sich zwischen ihnen ab. Er setzte sich.
    Sie aßen schweigend, fischten Melonenschiffchen aus der Dose, als seien es eingelegte Gurken.
    »Wie hat deine Mutter den Umzug verkraftet?«
    Vonda tauschte einen kurzen Blick mit Stuart aus. Ihre Unterlippe zitterte.
    »Du hast es deiner Familie noch gar nicht erzählt.«
    Vonda befeuchtete sich die Lippen. »Mom ist als Babysitter bei Curtis und Sandy eingesprungen. Sie wohnen an der Küste in Carlsbad, nicht weit von dir, Grace. Curt hat eine große Verkaufsprämie erhalten, und er und Sandy sind auf einer Kreuzfahrt.«
    Grace konnte sich vage an eine Reihe von Vondas Brüdern erinnern. Curt war

Weitere Kostenlose Bücher