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Todessaat

Titel: Todessaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Arnout Smith
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hier, Schätzchen.«
    »Hol Stu. Sein Handy funktioniert nicht bei Windlift. Dort ist ein Funkloch. Du musst ihn abholen.«
    »Ich fahr sofort los, Vonda.«
    Vonda streckte sich und ergriff krampfhaft Graces Hand. »Beeil dich.«
    Grace hasste das. »Ich kann nicht sofort fahren und ihn holen. Ich muss woandershin fahren.« Sie zögerte. »Ich könnte deinen Vater anrufen.«
    »Nein!« Vondas Finger umklammerten sie. Ihr Gesicht war feucht und grau. »Versprich es mir. Versprich mir, dass du Dad nichts erzählst.«
    »Das ist grausam, Vonda. Ich will einen Handel.«

    »Nein« Sie schien außer sich zu sein. »Keinen Handel.«
    Grace dachte an die Komplikationen zwischen Vonda und ihrem Vater. Onkel Petes Impuls, zu beschützen und zu behüten, gab der Tochter kein gutes Gefühl, im Gegenteil, es vertrieb sie. Lief sie doch mit gesenktem Kopf durch den Sturm seiner Wut und die Wogen seiner Emotionen. Schutz suchte sie überall da, wo sein Name nicht stand.
    Eine Einheit in ihr Gewächshaus zu schicken, um nach Sojarostpilz zu suchen, musste das Band aus Vondas Sicht endgültig zerschnitten haben. Was auch immer als Nächstes zwischen ihnen geschah, es war ein Land voller Trockengebiete und Orkane; für Grace gab es dort keinen Platz. Kurioserweise hätte Vonda für diesen Acker ihr Leben gegeben. Ließ er ihr doch ein Geschenk zukommen, das sie im Land ihres Vaters niemals bekam: Licht und Luft sowie heilenden Regen.
    »Ich erzähle deiner Familie nicht, dass du in den Wehen liegst. Aber du musst mir erzählen, was du weißt.«
    Vonda suchte ihren Blick. Sie sank zusammen und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Sie haben irgendein Spiel gespielt. Ein Jagdspiel.«
    »Wer, Vonda? Von wem sprichst du?«
    »Freunde.«
    »Deine Freunde spielen ein Jagdspiel. Wie sieht das aus?«
    Die Krankenpfleger zählten bis drei, bevor sie Vonda in den Rollstuhl hievten. Sie schrie vor Schmerzen. Routiniert bewegten sie sich an Grace vorbei, bevor sie den Rollstuhl zu der offenen Schiebetür schoben.
    Grace lief voraus, sodass sie für den Bruchteil einer Sekunde Vonda ins Gesicht sehen konnte. Es war verzerrt vor Schmerzen.
    »Was haben sie gejagt, Vonda?«
    Vonda packte Graces Bluse und zog sie zu sich herunter. Sie flüsterte ihr etwas ins Ohr.

    »Ich kann nicht. Ich...«
    Vonda wurde von einer schmerzhaften Wehe in Beschlag genommen, und die Pfleger schoben Grace erneut zur Seite. Bevor sie endgültig durch die Tür verschwanden, hielt Grace sie in letzter Sekunde nochmals an.
    »Zwei Frauen. Vonda wird Ihnen die Namen geben. Halten Sie sie von ihr fern. Das sind Paparazzi, die unbedingt Fotos von der Geburt bekommen wollen.«

27
    G eburtsfotos? Es war das Einzige, was ihr eingefallen war. Die Sanitäter nickten, als sei es in Palm Springs das Normalste der Welt, während einer Geburt Paparazzi vertreiben zu müssen. Grace war wieder in den Wagen gestiegen und wartete, bis sich ihr Herz beruhigt hatte.
    Das, was ihr Vonda ins Ohr geflüstert hatte, ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren, dennoch musste sie weiterarbeiten. Schon jetzt lief ihr die Zeit davon.
    Auf dem Palm Drive gab es keine Parkmöglichkeit. Also lief sie die drei Blocks und war sich sicher, zu spät zu kommen. Die Eingangshalle roch nach Popcorn und Keksen. Derselbe Platzanweiser deutete auf die Damentoilette, während sie an ihm vorbei in den Zuschauerraum rannte.
    Im Publikum standen fünf gebrechliche Senioren in gebückter Haltung, den Blick auf die Bühne gerichtet. Sie standen stramm und salutierten, ein jeder für seine Armeeeinheit.
    Nach diesem großen, bewegenden Moment wurden alle Zuschauer, die gedient hatten, aufgefordert, sich ebenfalls zu erheben, und folgten der Einladung auch. Mühsam kamen sie auf die wackligen Beine, blinzelten in das weiße Licht. Der Applaus fegte wie eine Sturmbö über sie hinweg. Grace klatschte und dachte an ihren Vater.
    Er war in Vietnam bei den Marines gewesen. Er hatte nie darüber gesprochen, zumindest nicht mit ihr. Es kam ihr plötzlich so vor, als hätte sie mehr als eine Sache verloren.
Sie hätte der eifrige Sammler seiner Lebenserinnerungen sein sollen, er hätte durch sie für immer leben sollen. Tatsächlich waren die Erinnerungen an ihren Vater bruchstückhaft, hart und deutlich wie Glasperlen an einem Armband. Es gab nur Perlen für ein schmales Handgelenk, Erinnerungen, die auseinandergerissen waren. Erinnerungen, die zerbrechen konnten, wenn man sie nicht mit Vorsicht behandelte.
    Sie stimmte

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