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Todessaat

Titel: Todessaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Arnout Smith
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Für uns alle. Wir ehren diese unglaublich - schönen - alten Menschen. Die meisten von ihnen sind Männer, doch es gibt manchmal auch Frauen, die aufstehen und unseren Dank für ihren Militärdienst
entgegennehmen, manche sind sogar Veteranen des Zweiten Weltkriegs.«
    Ihre hellbraunen Augen füllten sich mit Tränen.
    »Lassen Sie mich noch die Wimpern abnehmen, bevor ich sie ruiniere.«
    Sie beugte sich nach vorn, zog die Wimpern von einem Auge ab und legte sie in eine Schachtel. Sie sahen aus wie eine grazile Spinne. Irgendetwas Nettes, Großes. Vielleicht eine Tarantel. Dann nahm sie die Wimpern vom anderen Auge ab. Plötzlich waren ihre Augen sehr viel kleiner.
    »Zum ersten Mal habe ich ihn am Eröffnungsabend im Publikum bemerkt. Dann wurde mir klar, dass er mindestens drei-, viermal pro Woche da war. Er versuchte immer, möglichst weit vorn zu sitzen, um Blickkontakt mit mir haben zu können. Er schien seine Augen nicht von mir zu nehmen.«
    »Unangenehm?«
    »Nicht besonders. Ich bin Künstlerin. Ich stünde nicht auf der Bühne, wenn ich damit nicht umgehen könnte. Aber in seinem Blick lag eine Intensität, die von Zeit zu Zeit beängstigend war. Vor allem, weil - das klingt jetzt wahrscheinlich seltsam - jedes Mal, wenn wir uns später getroffen haben, es so schien, als stelle er sich wieder zum ersten Mal vor.«
    Hitze stieg in Grace auf. Ihr Gesicht glühte. »Er hat Sie nicht erkannt?«
    Jewel schüttelte den Kopf. »Schließlich habe ich mich bei Nate nach ihm erkundigt. Nate war immer selbstständig gewesen. Ich habe nie verstanden, worin die Faszination in...«
    Es erreichte sie spät. Ein verspäteter Schock. Schon der zweite. Grace lebte in San Diego, sie kannte sich also mit Nachbeben aus. Sie kamen schnell, kurze Momente, in denen sich die Einzelteile aneinanderrieben.
    »Warten Sie. Haben Sie Nate gesagt?«

    Jewel nickte verwirrt.
    »Nate wer?«
    Vorsicht kroch in Jewels Augen. »Steht er unter Verdacht?«
    »Wie lautet sein Nachname?«
    »Er hat doch nichts getan, oder?« Sie presste die Hände so fest zusammen, dass Grace sehen konnte, wie die Knöchel weiß wurden.
    »Sagen Sie’s mir.«
    Jewel wand die Hände im Schoß. »O Gott. Sein Nachname lautet Malosky. Nach der Scheidung habe ich wieder meinen Mädchennamen angenommen.« Sie holte tief Luft und schreckte sofort wieder zurück, als würde sie gemahlenes Glas einatmen.
    Schritte dröhnten auf der metallenen Treppe.
    »Ich möchte das wirklich nicht irgendwo anders machen«, sagte Grace sanft. »Lassen Sie uns das Ganze schnell hinter uns bringen. Bin ich die erste Person, mit der Sie über Bartholomews Tod sprechen?«
    Jewel nickte. Die Tür neben der Damengarderobe öffnete sich, und tiefe Männerstimmen waren durch die Wand zu hören. Jemand lachte laut auf. Jewel blickte in Richtung der Stimmen.
    »Nate Malosky. Ihr Sohn. Bartholomews Assistent. Sie haben gesagt, dass Sie nie verstanden haben, worin die Faszination in...«
    Jewel fuhr sich mit der Hand durch das Haar.
    »Worin die Faszination in diesem Teil der Geschichte lag - dieses Ganze: Alles, was in der Vergangenheit schiefgelaufen ist, kann man dem weißen Mann zuschieben. Für mich scheint das genauso rassistisch zu sein wie andersrum, aber Nate sah das nicht so. Nennen Sie mich altmodisch, aber das ist alles, was heute an den Universitäten gelehrt wird. Es wäre einfach großartig, wenn es ein Gleichgewicht gäbe.«

    Frauenstimmen und das Klappern von Stöckelschuhen auf der Bühne über ihnen waren zu hören. Jewel sprach schneller. »Dann hat sich Nate in Andrea verliebt. Sie schien ihn sogar noch stärker zu politisieren.«
    »Hat er ihr bei ihrem Geschäft mitgeholfen? Querdenker?«
    »Nate? Natürlich. Selbst ich habe ihr dabei geholfen. Es ist wie bei GAP. Ich glaube nicht, dass ich irgendwas von meinem Gehalt mit nach Hause nehmen würde, wenn ich dort arbeitete. Erst letzte Woche habe ich etwas bei Querdenker gesehen, in das ich mich sofort verliebte. Wahrscheinlich hätte ich gleich zwei oder drei davon gekauft, aber Nate kam und schimpfte lauthals mit mir, nur weil ich sie ausgepackt hatte.«
    »Was war es denn?«
    »Das spielt doch keine Rolle. Aber gut, es waren Trommeln. Afrikanische Trommeln mit Ziegenhaut. Sehr cool. Er wollte mir wohl helfen, Geld zu sparen.« Ihre Stimme klang defensiv. Die Mutter und ihr Junges. »Ich liebe mein Engagement hier, aber das kann ich ja nicht ewig machen. Ich muss etwas für meine alten Tage sparen.« Sie lächelte kurz,

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