Todesschach
selbst aus den Augen lassen zu müssen.
Er warf einen Blick auf das neue Programm. Gute Auswahl, kein Zweifel. Vielleicht würde er Gloria, die Tänzerin, wählen, wenn es kein anderer tat. Man brauchte die Münze nur in die Wahlautomatik zu werfen, dann würde das konservierte Programm auf dem Schirm ablaufen, farbig und dreidimensional.
Der Mixer beugte sich über die Theke.
»Gratuliere, Grams. War ein großartiges Spiel, und du hast es ja mal wieder geschafft. Wie du die weiße Königin reingelegt hast – das war einfach großartig. Kanntest du den Burschen eigentlich?«
»Nein. Wie kommst du denn darauf? Einen Bourbon übrigens. Pur.«
»Sah so aus, Grams. Jedenfalls hast du ein ganz verdutztes Gesicht gemacht, als er tot vor dir lag.«
»Da hast du dich geirrt. Ich habe den Mann noch nie in meinem Leben vorher gesehen. Er war jung, das verblüffte mich ein wenig. Er tat mir leid, aber schließlich hat er sich freiwillig gemeldet.«
Nach einer Weile kam der Mixer zurück.
»Feh weiß Bescheid und wird bald aufkreuzen. Du hast Glück.«
Grams lächelte.
»Ohne Glück lebte ich nicht mehr«, sagte er trocken.
Feh arbeitete hier, und sie war seine Freundin. Mit ihren fünfundzwanzig war sie gerade halb so alt wie er, aber das störte weder sie noch ihn. Da Grams den Besitzer der Bar gut kannte, war es keine Schwierigkeit, hin und wieder einen freien Abend für das Mädchen herauszuholen. Und das war auch heute seine Absicht, sobald der Hauptbetrieb vorüber war.
Nach dem zweiten Bourbon kam Feh durch eine Hintertür.
Sie steuerte auf Grams’ Tisch zu, ohne sich um den Mann zu kümmern, der ihr folgte, sich ein wenig indigniert umsah und dann auf den Ausgang zuging.
Feh gab Grams einen Kuß und setzte sich.
»Du hast dich ganz schön herumgetrieben, Darling. Man sieht dich bald nur noch auf dem Bildschirm. Gutes Spiel übrigens.«
»Man hat so seine Verpflichtungen, Kleines. Aber nun bin ich wieder da, und ich habe die Absicht, einige Zeit zu bleiben. Man kann nicht nur arbeiten, man sollte auch etwas leben. Frage zu diesem Thema: Du hast heute nichts mehr vor, oder …?«
Sie lächelte geheimnisvoll.
»O doch, ich habe etwas vor.«
Er wirkte enttäuscht.
»Wirklich? Das tut mir aber leid. Eigentlich wollte ich dich bitten, mir den Abend zu widmen.«
Nun lachte sie.
»Unsere Absichten begegnen sich, mein Lieber. Ich hatte nämlich vor, dich um diesen Abend zu bitten – und um noch mehr.«
Er zog sie zu sich auf den Schoß.
»Fein, Kleines. Gehen wir gleich?«
»Ich muß den Chef fragen. Es ist noch zu früh.«
»Heute taugst du nicht mehr zum Geschäft. Die Bar wird nicht gleich pleite machen, wenn du mit mir gehst.«
»Glaubt Harry aber. Also warte noch ein wenig. Trinken wir noch einen. Spendierst du ein Gläschen?«
»Milch, wie immer?«
»Milch, wie immer«, sagte sie und lachte.
Später kam Harry und setzte sich zu ihnen.
Ehe Grams fragen konnte, sagte er:
»Ja, natürlich, geht in Ordnung. Feh kann in einer Stunde gehen. Der Sieg heute muß gefeiert werden, das kann ich verstehen.«
»Danke, Harry.« Grams prostete ihm zu. »Aber wir werden kaum an das Spiel denken, wenn wir …«
»Kann ich mir denken.« Harry sah auf. »Nanu, was soll denn das …?«
Drei Männer waren eingetreten. Sie sahen sich suchend um, dann blieb einer von ihnen an der Tür stehen, während der zweite auf die Hintertür zuging und neben ihr Posten bezog. Der dritte zog eine silberne Marke aus der Tasche und hielt sie hoch. Dann steckte er sie wieder ein. Die rechte Hand blieb in der Rocktasche.
»Sicherheit! Eine Routinekontrolle. Würden Sie bitte Ihre Identitätsmarken bereithalten?«
Er ging von Tisch zu Tisch und überprüfte die Marken mit einem Mikrotester. Dann verglich er die Namen mit den vorprogrammierten in einem Taschencomputer. Es war nur zu offensichtlich, daß sie mehrere ganz bestimmte Personen suchten.
Grams hatte ein reines Gewissen. Als der Beamte an seinen Tisch kam, hielt er ihm seine Marke hin. Er bekam sie Sekunden später anstandslos und mit einem freundlichen Lächeln des Erkennens zurück. Auch bei Feh ging alles glatt, wie erwartet.
»Wen suchen Sie?« fragte Grams. »Vielleicht kann ich Ihnen helfen.«
Der Beamte schüttelte den Kopf.
»Wohl kaum, fürchte ich. Wir suchen einige Leute der Grödig-Organisation. Mit der haben Sie doch nichts zu tun, nicht wahr?«
»Allerdings nicht. Um Politik kümmere ich mich nicht.«
Der Beamte ging weiter.
Er nahm einen Gast
Weitere Kostenlose Bücher