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Todesschach

Todesschach

Titel: Todesschach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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Transport ging in einer Woche.
    Als Mira in ihre Zelle zurückgebracht wurde, überkam sie Hoffnungslosigkeit. Auf einmal brach das ganze Gebäude ihrer Zuversicht zusammen, das sie sich aufgebaut hatte. Sie war plötzlich allein, furchtbar allein.
    Thorn!
    Was konnte Thorn jetzt tun? Er hatte ihr bisher nicht helfen können, obwohl Breda bei einem Verhör durchblicken ließ, daß er Besuch von Thorn erhalten hatte. Immerhin wußte sie, daß Thorn über ihr Schicksal unterrichtet war. Sie war sicher, daß er darüber nachdachte, wie er ihr helfen konnte.
    Eines Tages würde ihm die Lösung einfallen, aber bis dahin war sie auf Io. Dann war es zu spät, denn von Io gab es keine Rückkehr.
    Zwei Tage vor dem Start der Transportrakete wurde sie in ein anderes Gefängnis überführt. Hier sammelte man die Verurteilten und kleidete sie ein. Jeder erhielt die vom Staat vorgeschriebene Ausrüstung, die zum Überleben auf Io notwendig wurde. Dazu gehörten Bekleidung und Lebensmittel für zwei Wochen. Die Identitätskarte wurde mit neuen elektronischen Impulsen versehen, die ihren Besitzer für alle Zeiten als Strafgefangenen auswiesen. Es war unmöglich, eine solche Erkennungskarte zu fälschen, und eine von einer anderen Person erbeutete Karte nützte auch nichts. Sie war zuverlässiger als jeder Fingerabdruck.
    Noch wurden Frauen und Männer getrennt gehalten. Mira stellte fest, daß etwa die Hälfte der Verurteilten ihrer Organisation angehört hatten, die restlichen waren Verbrecher, Diebe und sogar ein Mörder. Die »Politischen« sonderten sich von den Verurteilten ab. Sie wollten nichts mit ihnen zu tun haben. Mira wußte, wie sinnlos das war. Auf Io gab es mehr Verbrecher als politische Strafgefangene. Dort würden sie sich für die hier auf der Erde gezeigte Verachtung rächen.
    Sie versuchte, sich möglichst neutral zu halten und hoffte, man würde das nicht vergessen. Mit Dankbarkeit rechnete sie nicht, wohl aber mit Fairneß.
    Dann kam der Tag, an dem Mira zum letzten Mal die Erde sehen sollte. Noch einmal atmete sie die reine, herrliche Luft und spürte den Wind in ihrem Haar, noch einmal sah sie hinauf in den blauen Himmel und schloß geblendet die Augen vor dem Glanz der Sonne, die von Io aus ganz anders aussehen würde – klein und schwach, ein großer Stern, nicht mehr.
    Der Transportteil der Rakete war in zwei große Räume unterteilt. Also noch immer die Trennung, wenn sie auch nur durch ein Gitter erfolgte. Etwa dreißig Männer waren es, die sich an diesem Gitter drängten und zu den Frauen hineinstarrten, von denen diesmal fünfzig an der Reise teilnahmen. Bemerkungen flogen hin und her, dann knackte der Bordlautsprecher und gab den Befehl, sich auf die Betten zu begeben und anzuschnallen.
    Der Start verlief glatt und ohne Komplikationen. Die Häftlinge konnten sich wieder frei bewegen, und sie nutzten diese relativ geringe Freiheit aus, sich gegenseitig bekanntzumachen.
    Mira wußte, was ihr auf Io bevorstand. Vielleicht war es gut, sich schon jetzt nach einem Beschützer umzusehen. Später würde sie weniger Zeit dazu haben. Trotz dieser Absicht hielt sie sich im Hintergrund und wartete erst einmal ab. Sie beobachtete die Männer und ihre Annäherungsmethoden. Einige der Frauen standen beim Gitter und unterhielten sich. Erste Zärtlichkeiten wurden ausgetauscht. Das Leben war kurz, und es würde auf Io auch nicht schön sein.
    Ihr fiel ein kräftig gebauter Mann auf, der sich nicht um die Zeremonie des Kennenlernens kümmerte, sondern ruhig auf seinem Bett sitzenblieb. Er mochte an die Vierzig sein, hatte dunkle Haare und sah gut aus. Etwas in seinen Augen gefiel Mira, und als sich zufällig ihre Blicke kreuzten, wußte sie, daß sie einen Freund gefunden hatte.
    Immerhin dauerte es zwei Tage, ehe sie das erste Mal miteinander sprachen. Er hatte in der Nähe des Trenngitters gestanden und nach ihr gesucht. Als sich ihre Blicke kreuzten, nickte er ihr fast unmerklich zu. Sie kam zu ihm.
    »Bitte, denken Sie nicht schlecht von mir«, sagte er zögernd und etwas verlegen, wie ihr schien. »Es ist nur … auch Sie haben sich bisher zurückgehalten und waren nicht so schnell wie die anderen. Das hat mir gefallen.«
    »Sie handelten genauso.«
    »Eben!« Er reichte ihr die Hand durch das Gitter. »Ich heiße Aleks und bin Physiker … gewesen. Aber vielleicht brauchen sie welche auf Io, in der Kolonie. Wer sind Sie und warum sind Sie hier?«
    »Mira, Studentin der Sozialwissenschaften.«
    Er hob die

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