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Todesschach

Todesschach

Titel: Todesschach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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darauf verzichte ich gern. Lieber bleibe ich hier.«
    »Es war ja auch nur ein Gerücht«, entgegnete Aleks und schloß das Thema ab. »Ich bin müde. Willst du den Herren noch Gesellschaft leisten, Mira?«
    »Morgen vielleicht, Aleks. Heute bin ich zufrieden, wenn ich im Bett liege …«
    Sie verabschiedeten sich und waren froh, als sie in der Wohnung waren.
    Sie kam ihnen auf einmal wie eine kleine, sichere Festung vor.
     
    *
     
    Grödig regierte die nördliche Hemisphäre.
    Wenigstens glaubte er das.
    Er saß in seinem hermetisch von der Außenwelt abgeschirmten Palast vor unzähligen Nachrichtengeräten, Fernsehkameras und Mikrophonen und erteilte seine unsinnigen Befehle. Mit allen Mitteln bereitete er den Krieg gegen den Süden vor und war sicher, ihn zu gewinnen. Dann würde ihm nicht nur der Norden, sondern die ganze Welt gehören.
    Er hatte leichtes Spiel gehabt, an die Macht zu gelangen. Die Welt war morsch und dekadent geworden. Es ging den Menschen zu gut. Demokratie machte sie schwach und anfällig. Ihre Leistungen ließen nach. Die Kurve der Entwicklung fiel steil nach unten.
    Auf den Bildschirmen verfolgte Grödig die neue Entwicklung, die ihm allein zu verdanken war. Er hatte die Menschen wachgerüttelt, oft mit Gewalt und Ungerechtigkeit. Er wußte das, aber es gehörte zu seinem Plan.
    Grödig drückte auf einen der vielen Knöpfe.
    »Sie wünschen, Sir?« kam es aus einem Lautsprecher.
    »Schicken Sie mir den Adjutanten zur Information.«
    »Sofort, Sir.«
    Das klappte ja wie am Schnürchen. Man gehorchte ihm aufs Wort, und das war ihr Glück. Wer nicht gehorchte, wurde erschossen. Zum Teufel mit der Humanitätsduselei! Sollten die auf Io doch verhungern, sie erhielten keinen Nachschub mehr. Dann bekamen sie ihre gerechte Strafe. Und hier auf der Erde wurde kurzer Prozeß gemacht.
    Oberst Rangel trat ein. Er salutierte und sah Grödig fragend an. »Die Nachrichten, Oberst! Neue Informationen, bitte! Auf den offiziellen Nachrichtendienst möchte ich nicht allein angewiesen sein.«
    Der Oberst trat näher. In seinem Gesicht zeigte sich keine Regung. Er war einer der besten Schauspieler, den man für diese Rolle hatte finden können.
    »Es gärt, Sir. Es gärt in allen Teilen der Welt. Man will den Krieg gegen den Süden. Man wartet auf Ihre Befehle. Vielleicht wäre es gut, wir würden noch für heute eine entsprechende Rede ankündigen. Die Massen brauchen den zündenden Funken, Sir, und wer anders als Sie könnten ihn geben?«
    Grödig nickte selbstgefällig.
    »Sie haben recht, Oberst. Nach dem Sieg werden Sie mein Stellvertreter. Bereiten Sie alles für die Rede vor. Ich werde sie selbst entwerfen und heute abend über alle Stationen halten. Die im Süden sollen zittern.«
    »Wir werden die Welt einen, Sir.«
    »Natürlich werden wir das, Oberst! Eine einzige Weltregierung, ewiger Friede – wie finden Sie das? Und ich, Grödig, werde der Herrscher der Welt sein. Großartig!«
    Grödig wußte nicht, daß auch dieses Gespräch über den Sonderkanal ging und ausgestrahlt wurde. Überall saßen die Menschen vor ihren Geräten und amüsierten sich. Es gab keine bessere Unterhaltungssendung als die von Grödig.
    »Die zehn Spione wurden hingerichtet, Sir«, sagte Oberst Rangel ruhig. »Sie haben es selbst beobachten können.«
    »Stimmt, Oberst. War ein großartiges Schauspiel. Ging es über alle Sender?«
    »Wie angeordnet, Sir, zur Warnung. Man hat das Programm auch im Süden empfangen können.«
    »Ausgezeichnet! So etwas wirkt immer abschreckend.«
    Grödig hatte keine Ahnung davon, daß man ihm einen alten Film vorgespielt hatte, der in den Archiven lag. Niemand war hingerichtet worden, schon seit Jahrzehnten nicht. Schon gar nicht im Fernsehen.
    »Haben Sie noch Wünsche, Sir?«
    Grödig winkte großzügig ab.
    »Nicht im Augenblick, Oberst. Ich lasse Sie rufen, wenn der Entwurf für die Rede fertig ist. Bis dann.«
    Der Oberst salutierte, machte kehrt und verließ den Raum.
    Draußen auf dem Korridor holte er erst einmal tief Luft, ehe er weiterging. Für einen Augenblick stellte er sich vor, wie die Welt wirklich sein würde, käme ein Mann wie Grödig jemals an die Macht. Noch amüsierten sich die Menschen, wenn sie den Verrückten hinter seinem Schreibtisch regieren sahen; der Nervenkitzel tat ihnen gut; die Vorstellung, es könne in der Tat so sein, riß sie aus ihrer Müdigkeit. Aber sie wußten, daß alles nur Theater war.
    Rangel kam plötzlich ein ganz irrsinniger Gedanke. Er behielt

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