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Todesschach

Todesschach

Titel: Todesschach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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ihn für sich, während er den Technikern die notwendigen Anweisungen für die heutige Sendung gab. Dann, auf seinem Zimmer, setzte er sich auf sein Bett und stützte den Kopf in die Hände.
    Was wäre, wenn die Menschheit glaubte, Grödig sei der Staatsstreich gelungen? Eine gut inszenierte Sendung über alle Kanäle, eine entsprechende Rede des Diktators, ein paar geschickt ausgesuchte Archivfilme – und der Schock war perfekt. Konnte es eine bessere Unterhaltung als die nackte Angst geben?
    Oberst Rangel, in Wirklichkeit jugendlicher Held bei der Visipana in Hollywood, schüttelte den Kopf über sich selbst. Wie kam er nur auf solche Ideen? Sicher, er hatte von der Untergrundbewegung gehört, die Grödig an die Macht bringen wollte, aber er nahm ihre Bestrebungen nicht ernst; Es war gut, daß es diese Bewegung gab, daran konnte kein Zweifel bestehen. Ihre Existenz erhöhte die Spannung des grandiosen Schauspiels. Sie gab ihm einen Anstrich von Seriosität. Schlimm nur war, daß einer dieser Fanatiker in den Palast eindringen und Grödig aufklären konnte. Dann wußte Grödig, daß man ihn zum Narren hielt.
    Niemand aber wußte, welche Konsequenzen das haben konnte.
    Die Organisation arbeitete im dunkeln. Sie war damit illegal. Rangel war nicht nur Schauspieler, er wäre auch ein ausgezeichneter Regisseur gewesen. Was jetzt in seinem Gehirn vorging, konnte nicht der Denkprozeß eines normalen Menschen sein. Die Geheimorganisation einspannen, um die Unterhaltungssendung Grödig mit Spannungseffekten zu bereichern …!
    War das nicht eine großartige Idee?
    Oberst Rangel beschloß, Verbindung zu der Untergrundorganisation aufzunehmen, ohne daß jemand davon wußte.
     
    *
     
    Thorn hatte inzwischen zweimal das Hotel gewechselt und war sicher, daß ihm niemand gefolgt war. Vielleicht war es an der Zeit, wieder Verbindung zu seinen Leuten aufzunehmen. Das aber war nicht so einfach, denn nach der letzten Verhaftungswelle war man vorsichtig geworden. Er war ja nur ein kleiner, unbedeutender Kurier gewesen, und vielleicht hatte man ihn schon längst vergessen.
    Er kannte einen Ort, an dem er sich öfters mit einem anderen Kurier getroffen hatte. Vielleicht half ihm der Zufall. Der Mann hieß Kern und war Ingenieur, etwa um die Dreißig und in seinen Ansichten gemäßigt und vernünftig. Warum er Grödig helfen wollte, wußte Thorn nicht, aber er wurde den Verdacht nicht los, daß Kern die gleichen Motive wie er hatte.
    Kurz entschlossen bezahlte er seine Hotelrechnung, nahm seinen kleinen Koffer und tauchte in der Millionenstadt unter. In einem Cafe las er die Tageszeitungen durch. Es gab nichts Neues in der Politik. Der Süden war ruhig, der Norden nicht minder. Eine Gruppe junger Leute war mit Genehmigung der Regierung zu den Asteroiden unterwegs, um die Möglichkeit der Errichtung eines Hotels zu erkunden. In Europa hatte man zwei neue Felder für das Schachspiel gebaut. Nach letzten Meldungen gab es in diesem Jahr eine Rekordernte in der bewässerten Sahara. Indien ertrank in einem Überfluß an Reis, der von China geliefert wurde.
    Es ging gut in der Welt zu – viel zu gut für die ewig Unzufriedenen.
    Thorn sah sich um. Das Cafe war bis auf den letzten Platz gefüllt. Man konnte die Müßiggänger nicht von den Geschäftsleuten unterscheiden, die hier mit ihren Partnern beim Kaffee saßen und ihre Transaktionen durchführten. Kinder balgten sich herum, und einige Frauen versuchten, sie zu beruhigen. Ganz in der Ecke saß ein Liebespaar, ohne sich um neugierige Zuschauer zu kümmern.
    Eine friedliche Wohlstandswelt.
    Thorn zahlte und ging. Er wußte auf einmal nicht mehr, was an dieser Welt so verkehrt war. Doch dann dachte er an Mira, und er wußte es wieder.
    Es war ein drittklassiges Hotel am Stadtrand. Niemand fragte hier nach Namen oder Identitätsmarke. Thorn nahm ein Zimmer und setzte sich dann ins Restaurant. Wenn er Glück hatte, tauchte Kern heute zufällig auf. Er wußte, daß Kern mindestens zweimal in der Woche in diesem Hotel seine Kontaktleute traf.
    Das Bier war schal wie immer, und den Brandy hatte man verdünnt. Aber das konnte sich der Chef des Hauses erlauben, denn niemand von seinen Gästen würde sich beschweren. Sie hatten alle gute Gründe, den Mund zu halten – und zu zahlen.
    Thorn wartete zwei Tage, dann erschien Kern.
    Er setzte sich an einen Nebentisch und schien Thorn nicht gesehen zu haben. Mit ruhiger Stimme gab er seine Bestellung auf und blätterte dann in der Tageszeitung, die

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