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Todesschach

Todesschach

Titel: Todesschach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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sich die Fertigungsanlagen.
    Der Sergeant öffnete die Tür.
    »Sie arbeiten in der Entwicklungsabteilung. Wir wissen, daß längst nicht alle vorhandenen Möglichkeiten ausgeschöpft wurden und erwarten von Neuankömmlingen immer neue Impulse. Abteilungsleiter Waldstorm wird Ihnen das erklären. Er ist für jeden Tip dankbar. Dort kommt er schon …«
    Waldstorm war ein kräftiger Mann, fast ein Riese von Gestalt. In der geringen Schwerkraft des Mondes gelang es ihm jedoch, seine zwei Zentner Gewicht so graziös zu bewegen, daß es fast grotesk wirkte. In seinen Augen funkelte schlecht getarnte Begehrlichkeit, als er Mira erblickte.
    »Neues Personal?« fragte er den Sergeanten, ohne Mira und Aleks zu begrüßen. »Fachkräfte?«
    Der Sergeant schien unangenehm berührt.
    »Das sind Mira und Aleks, Waldstorm. Aleks ist Physiker mit Erfahrung, Sie werden ihn gebrauchen können. Mira ist seine Assistentin. Ich muß Sie im Namen des Kommandanten bitten, die beiden zusammenarbeiten zu lassen.« Er wandte sich an Aleks. »Machen Sie sich mit ihm bekannt, und denken Sie an das, was der Kommandant Ihnen sagte.«
    Ohne eine Entgegnung abzuwarten, verließ er die Halle.
    Aleks versuchte, das unangenehme Schweigen zu brechen. Er streckte Waldstorm die Hand entgegen.
    »Freut mich, Sie kennenzulernen, Waldstorm.«
    Der Mann nahm die Hand, aber sein Gegendruck war lasch.
    »Werden sehen, ob es eine Freude bleibt, Aleks. Hier wird gearbeitet, nicht gefaulenzt. Nur wenn wir arbeiten, ist unser Leben auf Io erträglich.« Er nahm auch Miras Hand und hielt sie länger fest, als unbedingt notwendig war. »Und das ist Ihre Lebensgefährtin?«
    »Meine Assistentin«, verbesserte Aleks ruhig. »Wir wohnen zusammen. Und ich denke, wir werden auch zusammen arbeiten, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    »Habe ich nicht, Aleks. Kommen Sie, ich zeige Ihnen Ihren künftigen Wirkungskreis. Und keine Sorge: Wir leben in zivilisierten Verhältnissen. Ich kenne die Geschichten, die auf der Erde über Io im Umlauf sind. Sie dienen der Abschreckung. Wir hier auf Io sind nicht so verrückt, uns das Leben schwerer als unbedingt nötig zu machen. Die Erde hat uns verstoßen, und das wollen wir niemals vergessen. Aber wir sind von ihr abhängig, auch das dürfen wir niemals vergessen.«
    Mira und Aleks gingen schweigend hinter ihm her.
    Sie mochten beide Waldstorm nicht, das wußten sie, ohne auch nur ein Wort über das Thema gewechselt zu haben. Der Mann tat freundlich, aber er war es nicht. Eines Tages würde er den Preis für sein Entgegenkommen fordern, und Aleks glaubte zu wissen, wie dieser Preis aussah.
    Sie begegneten anderen Männern und Frauen, die ihnen neugierige Blicke zuwarfen. Endlich blieb Waldstorm stehen und öffnete eine Tür, auf der in Großbuchstaben ENTWICKLUNG stand.
    Die Forschungsabteilung.
    Er stellte Aleks und Mira ihren künftigen Mitarbeitern vor und ordnete an, daß man sie einweisen sollte. Dann verließ er den Raum, um seinen anderen Pflichten nachzugehen. Dabei streifte er Mira mit einem Blick, der mehr als alle Worte sagte.
    Mira ahnte, daß es bald Unheil geben würde.
    Ein Mann in weißem Mantel kam auf sie zu.
    »Ich bin Bulgatow, Chemiker.« Er deutete in Richtung der Tür. »Machen Sie sich keine Sorgen, Miß. Solange Sie hier zu unserer Zufriedenheit arbeiten, kann er Ihnen nichts anhaben. Wir kennen das schon. Er versucht es immer wieder, wenn Neue eintreffen.« Er gab Aleks die Hand. »Ich denke, ich zeige Ihnen nun Ihren Arbeitsplatz …«
     
    *
     
    In der Natur gab es keinen Unterschied zwischen Tag und Nacht, dazu war die Sonne zu weit entfernt. Lediglich die riesige Scheibe des Jupiters bestimmte das Bild des Himmels, aber sein Stand hatte keinen Einfluß auf die Einteilung nach Stunden und Tagen. Auf Io galt Erdzeit.
    Im Gemeinschaftsspeisesaal lernten Aleks und Mira an diesem Abend noch mehr Strafgefangene kennen. Fast alle machten einen guten Eindruck. Sie saßen mit Bulgatow und einem Physiker namens Ceccato an einem Tisch. Nachdem Aleks einige Fragen gestellt hatte, sagte Bulgatow:
    »Es wird besser sein, wenn ich Ihnen die Verhältnisse kurz schildere. Wenn Sie dann noch immer Fragen haben, stellen Sie sie. Ceccato wird mir helfen, sie zu beantworten. Was wir arbeiten, wissen Sie nun. Das ist nicht anders als auf der Erde, nur fehlt Ihnen hier die Möglichkeit, nach Belieben umherzureisen oder sich sonst zu vergnügen. Sie haben nur Ihre Wohnung, das ist alles. Kein Wunder, daß gewisse Dinge nun

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