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Todesschach

Todesschach

Titel: Todesschach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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entsprechend abgeändert, aber sie werden immer noch genügen, die Welt zu erschrecken.«
    Thorn fragte:
    »Und Sie glauben, die Organisation ist damit einverstanden, auch wenn sie vor die Tatsachen gestellt wird?«
    Kern lächelte siegessicher.
    »Natürlich ist sie das, Thorn.« Er sah auf die Uhr. »Übermorgen treffe ich Sie hier wieder, um die gleiche Zeit. Wenn ich verhindert bin, schicke ich Ihnen einen zuverlässigen Freund. Er wird sich zwei Glas Bier bestellen, daran erkennen Sie ihn.«
    »Seien Sie vorsichtig, Kern.«
    Kern stand auf, nachdem er eine Münze auf den Tisch gelegt hatte.
    »Sie auch, Thorn.«
     
    *
     
    Genau zwei Tage später erschien ein Mann im Hotel und bestellte sich beim Ober zwei Glas Bier. Der Ober sah ihn verdutzt an und vergewisserte sich, daß er sich nicht verhört hatte.
    »Sagten Sie zwei, Sir?«
    »Zwei! Warum?«
    »Nun, es ist ungewöhnlich, daß jemand zwei …«
    »Das ist überhaupt nicht ungewöhnlich, wenn Sie es genau wissen wollen. Wissen Sie, der erste Zug ist der beste, wenn man durstig ist. Bei diesem ersten Schluck muß der Inhalt eines Glases dran glauben. Bis ich dann das nächste erhalte – Sie sind ja auch nicht der Schnellste –, stellt sich der Nachdurst ein, und den möchte ich sofort löschen. Sie verstehen das hoffentlich?«
    »Also gut, zwei Bier«, sagte der Ober.
    Thorn saß zwei Tische weiter. Kern mußte ihn dem Kurier geschildert haben, denn er fing einen Blick des Fremden auf. Er wartete, bis der Ober die Biere brachte, dann stand er auf. Er ging zum Tisch des Fremden.
    »Darf ich eine der Zeitungen haben?«
    »Gern.«
    »Danke.« Und flüsternd fügte er hinzu: »Zimmer vier, erster Stock.«
    Er ging, ohne eine Entgegnung abzuwarten.
    Kaum hatte er zwei Gläser auf den Tisch gestellt und die Flasche aus dem Schrank geholt, da klopfte es auch schon. Der Fremde trat ein.
    Als er die Flasche in Thorns Händen sah, nickte er beifällig.
    »Das nenne ich aufmerksam, mein Freund. Trocken redet es sich so schlecht. Kern schickt mich, aber das haben Sie sich sicherlich bereits gedacht. Er ist verhindert.«
    Thorn schenkte ein.
    »Bitte, setzen Sie sich, hier sind wir sicher. Was ist mit Kern?«
    »Keine Ahnung. Er sagte mir nur, Sie wüßten Bescheid. Mir hat er nichts gesagt.«
    Thorn leerte sein Glas und schenkte sich und seinem Gast nach.
    »Ja, ich weiß Bescheid. Haben Sie mir eine Botschaft von ihm zu überbringen – ich meine, hat er Ihnen etwas für mich aufgetragen?«
    Der Fremde schüttelte den Kopf.
    »Eigentlich nicht, und das finde ich recht seltsam. Er sagte mir nur, ich träfe Sie unter gewissen Voraussetzungen hier im Hotel und sollte Ihnen mitteilen, daß er unterwegs sei. Was er damit meint, weiß ich nicht. Es muß sich um eine Aktion handeln, die er mit Ihnen besprochen hat. Wollen Sie mich einweihen?«
    »Nicht, wenn Kern es auch nicht tat. Es wäre auch zu gefährlich – besonders für Sie.« Thorn deutete auf die Flasche. »Noch einen, Mister …?«
    »Der Name tut nichts zur Sache, Thorn. Ihren kenne ich natürlich.«
    Thorn lächelte.
    »Sehen Sie, ich kenne nicht einmal Ihren Namen, aber Sie verlangen von mir, daß ich Ihnen Kerns Geheimnis mitteile.«
    »Geheimnis! Er wird einen Auftrag durchführen, das ist alles.«
    »Vielleicht. Was gibt es sonst an Neuigkeiten? Sie müssen wissen, daß ich nur selten mit der Organisation zu tun habe. Kurierdienste, das ist alles. Wann ist es soweit?«
    Der Fremde grinste, trank sein Glas leer und erhob sich.
    »Sie werden doch nicht im Ernst gedacht haben, daß ich Ihnen darauf antworte? Wer schweigt, lebt länger – und ich habe die Absicht, extrem alt zu werden. Guten Abend, Thorn, und vielen Dank für den ausgezeichneten Whisky.«
    Als Thorn wieder allein war, hatte er das unangenehme Gefühl, nur halb in eine Sache eingeweiht worden zu sein. Er wußte, daß Kern dabei war, seine Absicht durchzuführen, aber er hatte keine Ahnung, wie Kern das anzustellen gedachte.
    Er wußte nicht einmal, ob Kern noch lebte.
     
    *
     
    Der Regierungspalast Grödigs – ein ehemaliges Sanatorium – lag unweit von Terrapolis in einem unberührt gelassenen Waldstück auf einer gerodeten Anhöhe. Er wurde von einer drahtbewehrten Mauer aus Natursteinen umgeben. Außer dieser elektrischen Sperre gab es noch andere Hindernisse, die jedoch in erster Linie dazu dienten, das Verlassen des Palastes in Richtung Außenwelt zu verhindern. Grödig mußte isoliert bleiben und durfte den Palast nicht verlassen.

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