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Todesschach

Todesschach

Titel: Todesschach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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Angst, so glaube ich, kann Wunder wirken.«
    »Sie sind ein Idealist, Kern. Aber ich gebe zu, der Gedanke ist nicht allzu absurd. Heilung durch Schockbehandlung … ist das übrigens das Ziel Ihrer Organisation?«
    »Nicht offiziell. Nur einige von uns verfolgen diese Idee. Der Kopf unserer Organisation hingegen hat das Ziel, Grödig in den Sattel zu heben. Für mich und meine Freunde ist diese Führungsschicht nur Mittel zum Zweck.« Kern seufzte. »Ich gebe zu, es ist schwer, mir das zu glauben, aber es ist die Wahrheit.«
    Oberst Rangel nickte langsam. Dann meinte er:
    »Warum soll ich Ihnen nicht glauben, Kern? Im Grunde will ich ja auch nichts anders, wenn ich auch nur unterhalten wollte. Ich dachte an ein fettes Honorar der Gesellschaften. Vielleicht können wir uns einigen.«
    »Und was ist mit Io?« fragte Kern.
    Rangel winkte ab.
    »Vergessen wir den Jupitermond und kommen wir zur Sache.«
     
    *
     
    Das geräumige Blockhaus lag weitab jeglicher menschlicher Behausung an einem einsamen Bergsee. Grams hatte es vor vielen Jahren errichten lassen, nachdem er den Grund günstig gekauft hatte. Hier verbrachte er seine Ferien zwischen den aufregenden Spielen und erholte sich. Außerdem war das Gelände ideal zum Üben.
    Diesmal jedoch hatte er nicht seine Freundin Feh mitgenommen, sondern einen Mann.
    Thorn.
    Nach einem ausgedehnten Spaziergang durch den Hochwald rund um den See kehrten sie müde ins Blockhaus zurück. Gemeinsam bereiteten sie das Essen, und nach einem kräftigen Schluck nahmen sie am Schachtisch Platz.
    Thorn eröffnete.
    »Wir müssen uns kennenlernen«, sagte Grams zum wiederholten Male. »Wir kennen beide die Regeln, darüber brauchen wir uns nicht zu unterhalten. Jeder Spieler hat jedoch seine Eigenarten, auf die unsere Figuren sich einstellen müssen, wollen sie den Verlauf des Spiels durchschauen oder sogar vorausberechnen. Weiß ist immer im Vorteil, weil Weiß beginnt – wenigstens ist das beim gewöhnlichen Spiel so. Beim Todesschach kann auch Schwarz eröffnen. Das ist deshalb so, weil die Entscheidung über den ersten Zug erst im letzten Augenblick fällt und sofort ausgeführt werden muß. Der Vorteil ist nur gering und kann während des Spiels leicht ausgeglichen werden. Sie, Thorn, müssen meine Spielart kennenlernen. Ihr Leben wird davon abhängen.«
    »Und das von Mira, Grams.«
    »Ja, natürlich, wenn es soweit ist. Wir werden keine Gelegenheit haben, vorher mit ihr zu sprechen, Sie wenigstens nicht. Sie gehört ja zur Partei des Gegners, obwohl das nicht unbedingt notwendig ist. Wenn Sie während des Spiels die Seiten wechseln und gegen mich spielen, kann Mira auch zu uns gehören. Sie werden dann ihr Gegner, wie es notwendig ist. Es hätte den Vorteil, daß ich vorher mit ihr über das Spiel sprechen kann. Es hätte aber auch den Nachteil, daß Sie zum Gegner übergehen und sich damit einer Ihnen unbekannten Spielart unterwerfen müssen. Wir wollen das vermeiden.«
    Während sie sich unterhielten, spielten sie weiter. Thorn kannte Grams bereits so gut, daß er die Züge vorausberechnen konnte, was immer er auch unternahm. Grams reagierte fast immer gleich. Er paßte sich den Gewohnheiten des anderen in logischer Konsequenz an.
    »Ich werde Sie, wenn möglich, nur über leere Felder ziehen lassen«, fuhr Grams nach einer Pause fort. »Das hat den Vorteil, daß Sie niemanden zu schlagen brauchen. Außerdem kann ich es so einrichten, daß Sie niemals geschlagen werden können.«
    »Mir wäre es lieber, Mira genösse diesen Vorteil.«
    »Es hätte nur geringe Vorteile, Thorn. Selbst wenn ich sie so einsetzen könnte, daß sie stets außer Gefahr ist, verlöre ich Sie, den Retter, aus den Augen. Nicht bildlich gesprochen, denn beide Spieler können das Gesamtspiel auf den Monitoren verfolgen. Aber ich hätte keinen Einfluß mehr auf Ihre Züge. Der Gegner wird Sie ganz bestimmt nicht ausgerechnet auf Miras Feld schicken. Täte er es, wäre es mehr als nur ein Zufall, und damit wollen wir besser nicht rechnen. Nein, Sie müssen manipuliert werden, Thorn. Sie müssen so schnell wie möglich vorstoßen, um Mira zu schlagen. Das ist der einzige Weg zu ihrer Rettung.«
    Thorn nahm die Hand zurück und sah Grams an.
    »Was geschieht, wenn ich ihr Feld betrete? Sie hat keine Ahnung, daß ich ihr Gegner bin, oder werden die Mannschaftsaufstellungen dem Gegner bekanntgegeben?«
    »Nein, natürlich nicht. Jede Figur kennt nur seine eigene Mannschaft. Nur wenn er wechselt, kennt er die

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