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Todesschach

Todesschach

Titel: Todesschach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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entfernt, hob er die Hand. Wenn sein eigenes Feld auch offiziell unbesetzt war, so wurde Thorn klar, was Grams bezweckte.
    Er hob die Hand und hoffte, der Spieler würde ihn sehen.
    »Gut gemacht, Thorn«, kam Grams Stimme aus einem verborgenen Lautsprecher. »Der Läufer ist auf Ihrem Feld – Sie sind nun der Läufer. Sie spielen also mit. Geben Sie mir abermals ein Zeichen, wenn Sie glauben, angegriffen zu werden. Verstanden?«
    Thorn nickte und wunderte sich, wo Grams die Kameras und Lautsprecher verborgen hatte.
    Die gesamte Anlage mußte ein Vermögen gekostet haben.
    Schwarz geriet in arge Bedrängnis. Thorn sah es an den Bannern, die in der Nähe des Königs ständig wechselten. Doch er ließ sich nicht ablenken. Er achtete auf den weißen Springer, der auf G6 stand.
    Sein Banner verschwand.
    Thorn hob die Hand.
    Wieder kam Grams’ Stimme von irgendwoher:
    »Großartig!« lobte sie. Und dann: »Schluß für heute!«
     
    *
     
    Am nächsten Tag wurde es dann ernst.
    »Ein gewisser Reiz muß vorhanden sein«, sagte Grams, als sie gefrühstückt hatten. »Sie sind die weiße Königin, damit es spannender ist. Wer ich bin, wissen Sie nicht. Ich greife Sie an. Mein imaginärer Spieler schickt mich auf Ihr Feld, um Sie zu schlagen. Sie haben also nichts anderes zu tun, als aufzupassen. Der Graben ist hundert Meter lang. Im realen Todesspiel kann er unter Umständen vierhundert Meter lang sein, Sie haben es also einfach. Sobald ich Ihr Feld betreten habe, entbrennt zwischen Ihnen und mir ein Kampf – natürlich nicht auf Leben und Tod, aber eine Tracht Prügel sollte drin sein. Wenn ich Sie also überrasche und Sie passen nicht auf, versetze ich Ihnen einen kräftigen Hieb als Denkzettel. Einverstanden?«
    »Und wenn es umgekehrt ist?«
    Grams lachte.
    »Dann boxen Sie mich. Kann eine Lehre schon gebrauchen, damit ich nicht alt werde.«
    Sie gaben sich die Hände und trennten sich.
    Thorn sprang kurze Zeit später über den Trenngraben und sah sich nach einer geeigneten Deckung um. Es gab deren genug, denn Büsche und Bodensenken waren reichlich vorhanden. Seine Aufgabe wurde durch die Tatsache erleichtert, daß er nur den einen Graben zu bewachen hatte, da es nur zwei Felder gab. Aber auch hundert Meter waren zuviel, wenn man nur fünfzig übersehen konnte.
    Er fand am Hügelbeginn eine Gruppe von niedrigen und dichten Büschen, die ihm geeignet schien. Vorsichtig verwischte er seine Spuren im Sand und verkroch sich derart, daß er einen Teil des Grabens noch sehen konnte. Grams würde sein eigenes Feld gerade betreten haben und sich auf den Angriff vorbereiten.
    Es war ruhig und still. Außer dem Zwitschern einiger Vögel war nichts zu hören. Kein Zweig knackte. Eine Maus huschte dicht vor seinen Füßen vorbei und verschwand in ihrem Bau.
    Thorn begann zu ahnen, welche Nerven es kostete, bei einem richtigen Spiel mitzumachen. Diesmal ging es nur um die Ehre – oder um eine Tracht Prügel. Aber er würde Erfahrungen sammeln können, und vielleicht gelang es ihm sogar, Grams rechtzeitig zu entdecken.
    Das Warten wurde zur Qual. Thorn lag in seiner Deckung und ließ das Stück Graben, das er übersehen konnte, keine Sekunde aus den Augen. Grams konnte nicht wissen, welches Stück er überwachte, somit stand die Chance, daß er unbemerkt auf das andere Feld gelangen konnte, fünfzig zu fünfzig.
    Immer noch zuviel.
    Während er darüber nachdachte, wie er diese Chance zu seinen Gunsten verändern konnte, kam ihm eine Idee. Natürlich, das war die Lösung!
    Er kroch aus den Büschen, auf den Graben zu. Er ließ sich hineingleiten und blieb ruhig liegen, um zu lauschen. Kein Geräusch, nichts. Vorsichtig sah er in beide Richtungen und atmete auf. Seine Spekulation war richtig gewesen. Er konnte den Graben nach beiden Seiten bis zum Ende übersehen – allerdings nur den Graben. Wenn Grams ihn überquerte, würde Thorn das zwar wissen, ihn aber wahrscheinlich sofort aus den Augen verlieren.
    Immerhin! Grams konnte auf keinen Fall unbemerkt in sein Feld gelangen. Und er würde auch Thorn nicht bemerken, außer er sprang genau auf ihn drauf.
    Thorn blieb regungslos liegen. Irgendwo im anderen Feld waren Geräusche, aber er konnte sie nicht identifizieren. Grams schien sich dem Graben zu nähern, ohne besonders vorsichtig zu sein. Wahrscheinlich unterschätzte er seinen Schüler.
    Thorn grinste, als er Grams erblickte. Der erfahrene Spieler stand geduckt am Grabenrand, durch einen Busch nur nach vorn gedeckt, nicht

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