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Todesschach

Todesschach

Titel: Todesschach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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nicht auf dem Jupitermond gewußt hätte. Wie mochte es ihr ergehen? War sie allein, oder hatte sie einen Beschützer gefunden? Und wenn, welchen Preis mußte sie dafür zahlen?
    Er kannte die Gerüchte, und der Gedanke daran machte ihn nicht fröhlicher.
    Stunden später kehrten sie mit reicher Beute in die Hütte zurück. Sie sprachen nur wenig. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach, die verschiedener Natur waren. Erst beim Essen kam das Gespräch wieder auf.
    »Das Gesetz?« Grams zuckte die Schultern und schob einen duftenden Bissen in den Mund. »Es dauert natürlich lange, bis es sich in der Praxis auswirkt. Immerhin wurden die Freiwilligenmeldungen unbescholtener Bürger bereits untersagt. Das ist der erste Punkt. Es gibt auch auf der Erde noch Gefängnisse, vergessen Sie das nicht. Die Spiele gehen also trotzdem weiter, in verstärktem Maße sogar. Inzwischen dürfte die Neuigkeit auch bis Io gedrungen sein. Sobald der erste Rücktransport von dort eintrifft, erfahre ich es. Sie wissen, daß ich gute Verbindungen zu Breda habe – leider nicht so gute, daß ich Miras Freilassung erwirken könnte. Jeder Versuch in dieser Richtung könnte sich für unsere Absichten nur negativ auswirken. Ich sage Ihnen das nur, damit Sie sich keine falschen Hoffnungen machen.«
    »Wie lange werden wir noch warten müssen?«
    »Das läßt sich schwer abschätzen.« Grams aß bedächtig. Er ließ sich Zeit mit der Antwort. »Drei oder vier Monate, nehme ich an. Sie dürfen die Bürokratie nicht vergessen, und die arbeitet im Strafvollzug bekanntlich äußerst langsam.«
    »Manchmal glaube ich, es nicht solange aushalten zu können.«
    »Das müssen Sie aber, Sie haben keine andere Wahl.«
    Grams schob den Teller zurück.
    »Ich bin heute dran mit dem Spülen«, sagte Thorn.
    In dieser Nacht schlief er sehr unruhig, ohne es sich erklären zu können. Er konnte nicht wissen, daß es die Nacht war, in der Mira den ersten direkten Angriff Waldstorms abzuwehren hatte, aber er fühlte es über siebenhundert Millionen Kilometer hinweg.
     
    *
     
    Der nächste Tag war genauso sonnig und warm.
    Sie gingen hinaus zum Übungsfeld. Grams erklärte:
    »Wie gesagt, es sind nur zwei Felder, durch einen Graben getrennt. Die anderen Felder wurden nur markiert, damit man sich an die Entfernungen gewöhnt. Die Banner stehen auf einem Hügel, damit man sie erkennen kann. Sie haben die Originalgröße. Eine unterirdisch eingebaute Vorrichtung bewirkt, daß ich sie wechseln kann. Ein Spiel, wenn Sie so wollen, aber die Erfahrungen, die ich dabei sammeln konnte, haben mir mehrmals das Leben gerettet.«
    Sie standen am Waldrand und sahen hinab in die Ebene. Deutlich erkannte Thorn die beiden ausgebauten Felder mit Wald, Gestrüpp und dem Hügel in der Mitte. Die anderen Felder waren naturbelassen und entsprachen nicht den Regeln. Gab es dort eine natürliche Senke, wurde der fehlende Hügel durch einen Mast ersetzt, an dessen Ende das Banner angebracht war.
    »Wir werden zwei Dinge üben, bis sie sitzen«, sagte Grams und deutete hinab in die Ebene. »Sie werden sich auf das Feld E5 begeben, während ich in der Schaltzentrale ein Spiel simuliere. Ich spiele gegen mich selbst, was ich schon oft genug getan habe. Sie werden schon nach drei Zügen merken, welcher der beiden Grams meine Methode anwendet. Sie bleiben auf Ihrem Feld und verfolgen das Spiel. Berechnen Sie jeden meiner Züge voraus, das ist wichtig. Sobald Sie überzeugt sind, daß ein Gegner Ihr Feld betreten muß, geben Sie mir ein Signal. Heben Sie die Hand, das genügt. Ich werde es sehen. Alles klar?«
    »Und was werden wir noch üben?«
    »Morgen, Thorn. Immer eins nach dem anderen.«
    Thorn wanderte durch das unübersichtliche Gelände und beeilte sich. Bald hatte er das Feld E5 erreicht und blieb unter dem Banner stehen. Es war ohne Kennzeichen, denn das Feld war unbesetzt.
    Zum Glück stand es auf einem flachen Hügel, so daß er eine relativ gute Übersicht hatte. Die anderen Banner waren deutlich zu erkennen, und so schnell er konnte, prägte er sich ihre Positionen ein. Das Spiel schien bereits begonnen zu haben, denn eben wechselte ein schwarzer Springer auf ein anderes Feld.
    Es war nicht einfach, den schnellen Veränderungen zu folgen, denn naturgemäß brauchte Grams nicht so lange zu überlegen, wenn er gegen sich selbst spielte. Trotzdem gelang es Thorn, sich den Spielverlauf exakt vorzustellen. Und dann, als das Banner des schwarzen Läufers verschwand, drei Felder

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