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Todesschach

Todesschach

Titel: Todesschach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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Feuchtigkeit an meinem Anzug …«
    Der Isolierstoff reichte aus, die starke Spannung abzuleiten, aber Kern fürchtete eine elektrische Entladung, die ihn sofort verraten konnte.
    Seine suchenden Finger fanden Risse und Vorsprünge in der Mauer. Es dauerte keine zehn Sekunden, dann lag er flach auf der breiten Fläche, fast drei Meter über dem Boden und dicht neben dem elektrischen Zaun, der nur provisorisch angebracht worden war.
    Wenn er geschickt vorging, berührte er ihn vielleicht nicht einmal.
    Im Park war alles ruhig. Kern wußte, daß es auch hier Patrouillen gab, aber sicherlich würden sie ihre Pflichten noch weniger ernst als ihre Kollegen außerhalb nehmen. Wenn wirklich jemand in den Palast eindrang, würden zuerst immer jene Wachtposten verantwortlich gemacht werden, die außerhalb des Parks und jenseits der Mauer Dienst hatten.
    Kern stieg über den Zaun und blieb flach liegen, als er es geschafft hatte. Er atmete ein paar Mal tief durch und spürte, wie sein Herzschlag sich beruhigte. Es war nicht mehr so dunkel, denn im Palast brannten viele Lichter hinter den Fenstern. Ihr Schein fiel bis in den Park. Kein Wachtposten war zu sehen.
    Vorsichtig ließ er sich auf der anderen Seite herab und sprang den letzten halben Meter. Ohne sich zu rühren, blieb er stehen und lauschte.
    Nichts.
    Einige Büsche als Deckung benutzend, schlich er sich näher an den Palast heran. Zwei Soldaten standen neben dem Eingang, einer rechts, der andere links. Sie unterhielten sich sorglos, aber Kern war noch zu weit entfernt, um jedes ihrer Worte zu verstehen.
    Es würde nicht so einfach sein, an ihnen vorbeizukommen, auch wenn sie nicht besonders gut aufpaßten. Wenn es dunkler gewesen wäre, hätte es für Kern keine Probleme gegeben. Aber der Palast war erleuchtet wie bei einem Staatsempfang.
    Zehn Meter von den beiden Wachtposten entfernt lag er hinter dem letzten Busch. Vor ihm war noch ein Stück Rasen, dann die Stufen zum Portal, neben dem die Soldaten Wache hielten.
    Das Gespräch der beiden kam ins Stocken. Sie schienen sich nichts mehr zu erzählen zu haben. Gelangweilt sahen sie hinab in den Park, an Kern vorbei, der noch immer hinter dem Busch lag. Dann sagte der eine:
    »Heute haben sie wieder was vor.«
    »Grödig hält eine Ansprache, der Trottel.«
    »Und deshalb so ein Theater?«
    »Muß wohl«, knurrte der andere die Antwort.
    Kern bemerkte, daß sich die Aufmerksamkeit der beiden auf einen Übertragungswagen richtete, der von links durch die Allee kam. Der rechts stehende Posten wechselte seine Stellung, um besser sehen zu können.
    Das war die Gelegenheit.
    Kern huschte vor, vorbei an den beiden Männern – und war im Innern des Palastes. Schwer atmend stand er in einer Nische und sah sich vorsichtig nach allen Seiten um.
    Es mußte sich um eine Art Vorhalle handeln. Sie war hell erleuchtet und zum Glück menschenleer. Von draußen drangen die Geräusche des abstoppenden Wagens. Stimmen wurden hörbar, und dann kamen zwei Techniker der Fernsehgesellschaft in die Halle. Sie stritten sich, gingen aber zu Kerns Glück weiter, auf eine der vielen Türen zu, die weiter ins Innere des Palastes führten.
    Als sie endlich verschwunden waren, atmete Kern auf. Das war noch einmal gutgegangen. Er hatte keine Ahnung, wo Grödig »regierte«, und er war sich keineswegs so sicher, ob er ihn so schnell fand. Er mußte sich auf sein Glück verlassen.
     
    *
     
    Oberst Rangel zeigte sich höchst ungehalten, als er mitten in der Sendung gestört wurde. Der Wachoffizier vom Dienst ließ sich bei ihm melden.
    »Was soll das, Major? Wir sind in der Sendung, und Sie wissen …«
    »Sir, wir haben jemand erwischt, der in den Palast eindrang.«
    Rangel starrte den Major fassungslos an.
    »Einen Unbefugten? Was soll das heißen? Wie kam er herein?«
    »Keine Ahnung, er verweigert jede Auskunft. Er sagt nur, daß er mit Grödig sprechen will.«
    »Was will er denn von ihm? Jeder weiß doch, daß Grödig nur eine Marionette ist.«
    »Vielleicht gehört er zur Geheimorganisation, Sir.«
    Das allerdings leuchtete Oberst Rangel ein.
    »Dann bringen Sie ihn her, Major. Stellen Sie einen Wachtposten vor die Tür, damit er nicht entfliehen kann. Ich werde mich mit ihm unterhalten.«
    Als der Major verschwunden war, um den Gefangenen zu holen, saß Rangel mit gefurchter Stirn hinter seinem Schreibtisch. Ihm war da ein Gedanke gekommen, der ihm nur im ersten Augenblick abwegig erschien, bei näherer Betrachtung jedoch immer verlockender

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