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Todesschach

Todesschach

Titel: Todesschach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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werden mir unheimlich, Mira. Es ist, als könnten Sie meine Gedanken erraten oder gar lesen. Ich versuche mich zwischen zwei Möglichkeiten zu entscheiden, und Sie wissen schon, welche es sein wird.«
    »Immer die logischere, Bulgatow, weil Sie ein guter Spieler sind. Es ist wirklich nicht so schwer.«
    Der Russe lachte.
    »Natürlich, das ist auch eine Erklärung. Spielen wir weiter?«
    »Gern.« Sie sah Aleks an, der am Nebentisch saß und in einem Buch las. »Willst du schon schlafen gehen, Aleks?«
    »Bald, Mira. Spiele ruhig weiter. Du kannst ja nachkommen.«
    Die zweite Partie wurde von Bulgatow eröffnet.
    Kurze Zeit darauf erhoben sich Ceccato und Aleks.
    »Wir gehen. Macht nicht mehr zu lange, morgen eröffnen wir die neue Versuchsreihe – das wird ein anstrengender Tag.«
    Bulgatow sah auf.
    »Der heutige war schon anstrengend genug – keine Sorge, wir spielen nur noch diese Partie zu Ende.«
    Abermals gewann Mira. Sie lehnte sich zurück und zuckte die Schultern.
    »Ich kann wirklich nichts dafür, Bulgatow, wirklich nichts. Es ist so, als führe jemand meine Hand, der Ihre Gedanken kennt.« Sie seufzte. »Ich hoffe, daß ich meine Begabung einmal nutzbringend anwenden kann.«
    Der Russe nickte.
    »Ich hoffe es auch – für Sie, Mira. Denn ich bin wohl zu alt, mich zu den Spielen zu melden, falls das Gerücht wirklich stimmen sollte. Man würde mich beim ersten Zug umbringen.«
    »Sie sind ein guter Spieler, Bulgatow.«
    »Aber kein guter Kämpfer, Mira.«
    Als sie aufstehen wollten, betrat Waldstorm den Raum. Er entdeckte Mira und kam auf sie zu.
    »Der Kommandant möchte Sie sprechen.«
    »So spät noch?« Sie sah auf die Uhr. »Zehn ist es gleich.«
    »Ich bringe Sie zu ihm. Gute Nacht, Bulgatow.«
    Der Russe warf Mira einen fragenden Blick zu.
    »Gehen Sie nur, Bulgatow«, sagte Mira. »Vielleicht unterrichten Sie Aleks noch, damit er sich keine Sorgen macht. Lange kann es ja nicht dauern.« Sie nickte Waldstorm zu. »Also, ich bin soweit.«
    Waldstorm ging voran. Bulgatow winkte Mira noch einmal zu, denn verließ auch er den Raum, um Aleks zu unterrichten. Es war nicht ungewöhnlich, daß der Kommandant Major Lendoka abends noch einen der Gefangenen zu sprechen wünschte, besonders dann, wenn dieser ein Anliegen vorgebracht hatte. Tagsüber war zu wenig Zeit für Gespräche. Doch Bulgatow konnte sein Mißtrauen nicht ganz überwinden. Auf dem Weg zu Aleks überlegte er sich, ob es nicht besser gewesen wäre, den beiden heimlich zu folgen.
    Aleks war ebenfalls sofort hellwach. Er hatte schon im Bett gelegen.
    »Zum Kommandanten?« In fliegender Eile zog er sich wieder an. »Da stimmt was nicht, Bulgatow. Ich wette, er versucht einen Trick. Wecken Sie Ceccato. Wir müssen uns um Mira kümmern.«
    Inzwischen hatten Waldstorm und Mira das Gebäude verlassen und standen draußen im schwachen Licht der Sterne. Als der Abteilungsleiter weiterging, blieb sie stehen.
    »Das ist die falsche Richtung, Waldstorm. Das Haus der Kommandanten liegt dort drüben.« Sie deutete nach rechts. »Wo wollen Sie hin?«
    »Wir haben vorher noch etwas im Labor zu holen, Mira. Nun kommen Sie schon.«
    Mira wußte, daß Waldstorm nicht dort wohnte, und das beruhigte sie. Er hatte also nicht vor, sie mit auf sein Zimmer zu nehmen. Aber was wollte er mit ihr im Labor? Und was wollte er dort holen? Was hatte das mit dem Kommandanten zu tun?
    Wortlos folgte sie ihm.
    Waldstorm schloß auf und ließ ihr den Vortritt. Als er die Tür wieder verschloß, blieb sie abermals stehen.
    »Was soll das?«
    Er steckte den Schlüssel in die Tasche und ging auf sie zu.
    »Das werden Sie noch sehen. Los, gehen Sie vor. Ins Chemielabor.«
    Jetzt begann Mira zu ahnen, daß Waldstorm alles andere plante, als sie zum Kommandanten zu bringen. Ihre Abwehrbereitschaft erwachte. Auf einmal kam sie sich vor wie auf einem Feld des Todesschachs. Sie war die Königin, und der feindliche Springer war in ihr Gebiet eingedrungen, um sie zu töten.
    Sie ging weiter.
    »Ich weiß, was Sie von mir wollen, Waldstorm, aber es wird Ihnen nicht gelingen. Sie können es nicht erzwingen, das wissen Sie.«
    Waldstorm lachte.
    »Sie sind ein kluges Mädchen, Mira, das hat mir schon immer an Ihnen gefallen. Warum sind Sie so prüde? Sind Sie es bei Aleks auch?«
    »Lassen Sie Aleks aus dem Spiel, ich warne Sie.«
    »Gut, lassen wir ihn. Warum also stellen Sie sich so an, Mira? Was ich von Ihnen will, ist doch nur natürlich. Sie wollen es vielleicht auch, geben es nur

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