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Todesschach

Todesschach

Titel: Todesschach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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aber nach links, wo sein Gegner lag. Er wurde vorsichtiger, und nahezu geräuschlos ließ er sich in den Graben gleiten. Seine ganze Aufmerksamkeit richtete sich nach vorn, wo er den Gegner vermutete. Er kam nicht auf den Gedanken, nach rechts oder links zu sehen.
    Dann kroch er auf Thorns Feld.
    Thorn wußte, daß er nun handeln mußte, wenn er Grams nicht aus den Augen verlieren wollte. So schnell er konnte, kroch er den Graben entlang, bis er die Stelle erreichte, wo der andere ihn verlassen hatte. Er sah Grams gerade noch in dem kleinen Wäldchen verschwinden.
    Er folgte ihm, ehe er einen zu großen Vorsprung gewinnen konnte. Er mußte ihn überraschen, um das Spiel zu gewinnen. Wenn Grams erst einmal in einem sicheren Versteck lag, konnte er sich nicht mehr rühren, ohne seinerseits jeden Augenblick mit einem Überfall rechnen zu müssen.
    Er hörte das Knacken der Zweige und folgte dem Geräusch. Und dann machte er den Fehler, der ihm im Ernstfall das Leben gekostet hätte.
    Die Geräusche vor ihm verstummten plötzlich, aber nur für wenige Sekunden. Dann kamen sie wieder, diesmal weiter rechts. Sofort wechselte Thorn die Richtung und beeilte sich. Arglos lief er an dem Busch vorbei, hinter dem Grams lauerte, nachdem er den Stein nach rechts ins Unterholz geworfen hatte.
    Ein kräftiger Stoß in den Rücken warf ihn zu Boden. Grams stand über ihm und lachte.
    »Sie sind tot, mein Freund, mausetot! Auf so einen uralten Trick dürfen Sie niemals hereinfallen. Auf der anderen Seite muß ich Ihnen ein Kompliment machen: Der Gedanke mit dem Graben war nicht übel. Ich habe Sie erst bemerkt, als Sie mir folgten. Ein guter Spieler hätte mich leicht erledigen können.«
    Langsam stand Thorn auf.
    »Sie meinen, daß ich es schaffe?«
    »Mit der Zeit bestimmt, Thorn. Für den Anfang haben Sie Ihre Sache ausgezeichnet gemacht. Ich kenne keine einzige Figur, die beim ersten Mal einem erfahrenen Spieler derart gefährlich wurde. Wenn wir noch einige Wochen üben, gibt es kein Problem mehr. Nur noch das eine: Mira muß zur Erde zurückkehren, an den Spielen teilnehmen und am Leben bleiben, bis Sie auf ihr Feld gelangen, um sie zu schlagen.«
    Thorn nickte ihm zu.
    »Sie sagen es, Grams. Das ist das einzige Problem.«
    Während sie zum Blockhaus gingen, mußte Thorn ständig an Mira denken.
    Wie mochte es ihr jetzt ergehen …?
     
    *
     
    Sie hatten sich eingelebt.
    Mira und Aleks gewöhnten sich an das Leben auf Io. Wahrscheinlich wäre es ihnen auf der Erde schwerer gefallen, all jene Dinge, die es außer Arbeit, Essen und Schlafen noch gab, zu vergessen – eben weil es sie auf der Erde gab. Aber hier auf dem Jupitermond gab es sie nicht, nicht einmal für die Wachmannschaften. Es gab nur das Lager und die lebensfeindliche Umgebung, mehr nicht. Irgendwo am Himmel stand manchmal ein heller Stern – die Erde. Sein Licht verstrahlte alle Erinnerungen, die schwächer und schwächer wurden, je mehr Kilometer sie zurücklegten.
    An diesem Tag hatte Aleks angestrengt arbeiten müssen und war rechtschaffen müde, als Feierabend war. Bulgatow nahm ihn beim Arm.
    »Spielen wir heute abend eine Partie?« fragte er mit einem Seitenblick auf Mira, die ihren weißen Mantel auszog und in den Schrank hängte. »Ich mußte Sie übrigens bewundern, Aleks. Nicht mehr lange, und Sie schlagen mich bei jedem Spiel.«
    »Ihr Lob gebührt Mira, denn sie hat es mir beigebracht. Sie ist eine ausgezeichnete Schachspielerin. Versuchen Sie es mal mit ihr, Bulgatow.«
    »Ziemlich aussichtslos«, gab der Russe zu. »Sie muß einen sechsten Sinn für das Spiel haben. Es gibt keinen Zug, den sie nicht vorausberechnen kann.«
    Aleks nickte.
    »Das ist der Sinn der Sache«, murmelte er und übersah Bulgatows erstaunten und fragenden Blick. »Nun gut, nach dem Essen.«
    Abteilungsleiter Waldstorm hatte in den vergangenen Wochen mehrmals versucht, Mira in sein Zimmer einzuladen. Ihr hartnäckiger Widerstand schien ihn immer mehr zu reizen, und selbst ein sanfter Hinweis des Sergeanten Wendel konnte ihn nicht davon abhalten, seine bisher vergeblichen Versuche in dieser Richtung fortzusetzen. Der Physiker Ceccato hatte ihm sogar schon einmal Schläge angeboten, aber Waldstorm, sich seiner Macht durchaus bewußt, hatte ihm mit einer Meldung gedroht. Daß er nicht sofort etwas unternommen hatte, ließ auf die Redlichkeit des Majors Lendoka schließen.
    Mira gewann die erste Partie gegen Bulgatow in knapp zehn Minuten. Der Russe schüttelte den Kopf.
    »Sie

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