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Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Titel: Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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konnten wir sie besser sehen, als sie im Wasser war. Das war nicht Mama.«
    Ægir schluckte.
    »Habt ihr das nicht nur geträumt?«
    Das war zumindest die Bestätigung, dass die Frau vom Deck oberhalb der Kabine der Mädchen über Bord geworfen worden war. Ægir war auf der anderen Seite ins Wasser gegangen, die Leiche war unter dem Kiel hergetrieben, und da hatte er sie dann gesehen.
    »Nein«, antworteten die Mädchen im Chor.
    »An Bord ist keine andere Frau als eure Mutter, und die sitzt oben im Wohnzimmer«, sagte Ægir. Vielleicht war sein Verhalten falsch – die Mädchen mussten womöglich bei der Polizei aussagen, und es war bestimmt nicht vernünftig, sie in ihrer kindlichen Naivität mit Zweifeln zu belasten.
    »Das war nicht Mama, sondern die Frau auf dem Bild. Im selben Kleid und alles.« Bylgja schüttelte sich. »Sie hatte ein gemeines Gesicht.« Sie zuckte mit den Achseln. »Und dann ist sie untergegangen.«
    Ægir atmete tief durch und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Demnach war die Frau in der Kühltruhe Karítas gewesen. Er versuchte, sich an den Stoff des Kleidungsstücks zu erinnern, das sich um den entstellten Körper gebauscht hatte, und musste zugeben, dass es gut das besagte Kleid hätte sein können. Die Farben waren trüber gewesen, aber das Meer dämpfte sie genauso wie Geräusche.
    »Ich hab dir doch gesagt, dass uns niemand glaubt.« Arna stand vom Bett auf. »Ihr glaubt uns nie.«
    »Natürlich glaube ich euch.« Ægir suchte nach den richtigen Worten, etwas, das die Mädchen dazu bringen würde, die Sache zu vergessen. Aber ihm fiel nichts ein. »Warum habt ihr Mama nicht geholt? Oder jemand anderen?«
    »Wir haben uns nicht aus dem Zimmer getraut, und als wir dann doch raufgegangen sind, war Mama wütend, weil sie dachte, du wärst ins Meer gefallen. Wir haben versucht, ihr zu sagen, dass du tauchst, aber sie hat uns nicht zugehört. Sie wollte auch nichts über die Frau hören.« Arna sah ihren Vater an. »Bist du jetzt böse?«
    »Böse? Nein, ich bin nicht böse. Aber wisst ihr was? Eigentlich war es gut, dass ihr nichts gesagt habt. Sehr gut sogar. Ich muss euch nämlich bitten, die Sache für euch zu behalten. Niemandem davon zu erzählen. Niemandem. Das ist sehr, sehr wichtig. Habt ihr mich verstanden?«
    Ægir war plötzlich klar geworden, dass derjenige, der die Leiche über Bord geworfen hatte, glauben konnte, die Mädchen hätten ihn gesehen, wenn sich die Sache herumsprach. Das Risiko, dass dieses Schwein die Kinder angriff, durfte Ægir nicht eingehen.
    »Mama nicht und sonst auch niemandem. Keinem aus der Mannschaft, okay?«
    Die Mädchen wechselten einen Blick und hoben die Augenbrauen.
    »Warum nicht?«, fragte Bylgja ängstlich.
    »Weil es unser Geheimnis bleiben muss. Ich sage euch den Grund, wenn wir wieder zu Hause sind. Versprochen!« Er kniete sich zu ihnen. »Nur wir drei wissen, dass das passiert ist, sonst keiner. Und wir erzählen erst mal niemandem davon.«
    Das stimmte natürlich nicht. Außer ihnen wusste es derjenige, der die Leiche über Bord geworfen hatte. Und der befand sich unter ihnen. Þráinn, Halli oder Loftur.
    »Wann seid ihr runtergegangen? Direkt, nachdem du gesehen hast, wie ich ins Wasser gestiegen bin, Bylgja?«
    Bylgja nickte, besorgt, etwas falsch gemacht zu haben. Ægir versuchte, sich darüber klar zu werden, was das bedeutete. Bylgja war vom Fenster weggegangen und hatte ihrer Schwester erzählt, was sie gesehen hatte. Anschließend hatten die Zwillinge ihrer Mutter gesagt, sie würden runtergehen, und sich dort ans Fenster gestellt. Nachdem er ins Wasser gestiegen war, waren ungefähr zehn bis fünfzehn Minuten vergangen, bis die Leiche über Bord geworfen worden war. Er konnte also noch nicht mal Þráinn oder Halli ausschließen. Sie waren zwar mit ihm zusammen an Deck gewesen, aber was hatten sie gemacht, während er getaucht war?
    Ægir richtete sich wieder auf. Er verabscheute es, hier zu sein, verabscheute das Meer und verabscheute die Gefahr, der seine Familie ausgesetzt war. Die Entscheidung, mit dem Schiff nach Hause zu fahren, war die schlechteste, die er je getroffen hatte. Sein Blick wanderte zu der Aktentasche, die an der Wand neben dem Schreibtisch stand, und er dachte an sein früheres Leben. Die tagtägliche Schufterei, die nicht viel einbrachte, aber relativ entspannt und ungefährlich war. Wie war er nur auf die Idee gekommen, seine Familie und sich in diese undurchschaubare Lage zu bringen? Er war ein

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