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Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Titel: Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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jetzt vor ihnen saß und nach einer guten Entgegnung suchte. Doch den Geschwätzigen rutschte oft die Wahrheit heraus, und plötzlich wurde Dóra klar, wie sich alles zugetragen haben konnte. Sie wusste nicht, ob Snævars Heimflug überprüft worden war. Er hätte trotz seines Beinbruchs auf der Yacht gewesen sein können. Ihre Augen wanderten zu der Kunststoffstütze, die aus seinem Hosenbein ragte und den Gips verdeckte. Soweit sie sehen konnte, trug er darunter eine Socke, und auf einmal verstand sie sein Zögern, ein ärztliches Attest zu beschaffen. Kein Arzt mit einem Funken Selbstachtung würde einem gesunden Mann ein Attest über einen Beinbruch ausstellen.
    Noch nie hatte Dóra es so eilig gehabt, an die frische Luft zu kommen.

31. Kapitel
    Dóra hatte sich am Morgen schick angezogen, um Ægirs Eltern Respekt zu zollen. Als sie nun in der kleinen Küche am Esstisch saß, merkte sie, dass es egal war, welche Klamotten sie trug. Äußerlichkeiten waren unwichtig, wenn es schlechte Neuigkeiten gab, und ihr hilfloser Versuch deprimierte sie. Das Ehepaar saß ihr gegenüber, und von ihren gequälten Gesichtern konnte man ablesen, dass sie sich nichts sehnlicher wünschten, als dass Dóra den Mund hielt und der unschöne Bericht ein Ende nähme. Sie sagten wenig, hörten aufmerksam zu und starrten konzentriert auf das Muster der Tischdecke. Ein paar Mal schoben sie einen Teelöffel auf einer Untertasse hin und her oder strichen eine Falte in der Tischdecke glatt. Vielleicht war Dóras Geschichte so unwirklich, dass sie sich an etwas festhalten mussten, um sich selbst davon zu überzeugen, nicht mitten in einem Albtraum zu stecken.
    »Es geht also in erster Linie um Geld. Das ist vielleicht nicht überraschend«, erklärte Dóra und versuchte, Augenkontakt herzustellen, aber die beiden wichen ihrem Blick immer wieder aus. »An Bord befanden sich mehrere Millionen Dollar, die der Vorbesitzer der Yacht im Safe deponiert hatte. Heißt es zumindest. Es wurde kein Geld gefunden, und sowohl Karítas als auch Snævar behaupten, es nicht genommen zu haben, da sie, obwohl sie den Code kannten, den Safe nicht öffnen konnten. Vielleicht sagen sie die Wahrheit, vielleicht auch nicht. Ich bezweifle, dass das irgendwann herauskommt. Aber die Tatsache, dass sie die Yacht nicht nach Norden ins Eismeer haben fahren lassen, wo sie einfach verschwunden wäre, lässt darauf schließen, dass sie dachten, das Geld sei noch an Bord. Sie sind in die Yacht eingebrochen, als sie in Reykjavík im Hafen lag, und haben noch einmal versucht, den Safe zu öffnen. Aber sie mussten mit leeren Händen wieder abziehen, wobei Karítas der Versuchung nicht widerstehen konnte und ein paar Kleidungsstücke und ein Kästchen mit persönlichen Dingen mitgenommen hat. Später hat sie versucht, mich zu überreden, sie noch mal an Bord zu lassen, um einen letzten Versuch zu starten.«
    Dóra senkte automatisch die Stimme, bevor sie weitersprach:
    »Ægir hat sich offenbar im Namen des Auflösungsausschusses mit dem amerikanischen Produzenten des Safes in Verbindung gesetzt, ihn vom Besitzerwechsel der Yacht überzeugt und von ihm den Code erhalten, mit dem man das Schloss zurücksetzen kann. Diese Infos hat er für sich behalten und konnte daher als Einziger an den Safe. Falls wirklich etwas drin war.«
    »Ægir?«, fragte Margeir mit ausdruckslosem Gesicht und senkte den Kopf. Er vermied es, seine Frau anzusehen, die Dóras Worte nicht richtig verstanden zu haben schien.
    »Ja, aber wir wissen, wie gesagt, nicht genau, ob etwas im Safe war. Der Code wurde definitiv mehrmals eingegeben. Wir werden das womöglich nie erfahren, und vielleicht ist es am besten, davon auszugehen, dass er leer war, als Ægir ihn aufgemacht hat. Zumindest bis etwas anderes ans Licht kommt. Es gibt noch so viele Rätsel.«
    Die Fragen über die Ereignisse an Bord waren noch lange nicht alle beantwortet, aber die groben Abläufe hatten sich geklärt. Die Polizei ermittelte immer noch. Snævar und Karítas machten widersprüchliche Aussagen, aus denen die Polizei den möglichen Ablauf der Ereignisse zusammenpuzzeln musste.
    »Man weiß, dass Karítas in Lissabon zufällig zwei Mannschaftsmitglieder getroffen und überredet hat, ihr zu helfen, an Bord zu gelangen und das Geld zu holen. Sie hat ihnen allerdings nicht erzählt, worauf sie tatsächlich aus war, nur, dass sie etwas holen wollte. Die beiden haben ihr den Schlüssel gegeben, und sie hat ihre Assistentin Aldís am selben

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