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Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Titel: Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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bringen.«
    »Das bezweifle ich«, sagte Matthias skeptisch. »Auch wenn du einen Zettel mit dem Namen dieser Frau bekommst, muss das überhaupt nichts heißen, schon gar nicht, dass sie tot ist. Abgesehen davon ist es völlig unsinnig, mit ihren Angehörigen zu sprechen, wenn du glaubst, dass sie nicht mehr lebt. Willst du die vielleicht bitten, ihr was auszurichten, und wenn du nichts von ihr hörst, gehst du davon aus, dass sie tot ist?«
    Matthias grinste.
    »Nicht sehr schlau.«
    »Nein, so meinte ich das nicht. Es reicht mir, mit einem oder zwei nahen Verwandten von ihr zu reden. Wenn sich herausstellt, dass die Familie nichts von ihr gehört hat, stimmt etwas nicht. Es ist eine Sache, nicht mit der Presse zu reden, aber seine engste Familie im Unklaren zu lassen? Wenn das stimmt, was in der Zeitung über Karítas’ Mutter steht, dann weiß sie nicht, wo sich ihre Tochter aufhält. Aber vielleicht weiß sie ja haargenau, wo sie ist, und bringt mich mit ihr in Kontakt. Das wäre natürlich am allerbesten.«
    Matthias schüttelte verständnislos den Kopf, als Sigga und Gylfi mit dem schlafenden Orri auf dem Arm nach Hause kamen. Sigga nahm den Kleinen und trug ihn in ihr Zimmer, während Gylfi stehen blieb. Er schien etwas auf dem Herzen zu haben und war ganz zappelig.
    »Papa hat aus Norwegen angerufen.«
    »Ach ja?« Dóra richtete sich halb auf. »Und wie geht es ihm?«
    »Er hat da so eine Idee. Eine Superidee, eigentlich.«
    Gylfi setzte sich auf die Lehne des Sofas, auf dem Dóra lag. Bald wäre er ein erwachsener Mann – er war in die Höhe geschossen und musste nur noch etwas breiter werden.
    »Er hat in Norwegen jemanden kennengelernt, der für eine Ölfirma arbeitet, und der kann mir einen Job besorgen, wenn ich will«, sagte er.
    »Einen Job?« Dóra setzte sich ganz auf. »Einen Sommerjob, meinst du?«
    »Ja, und für den nächsten Winter. Es ist total gut bezahlt.«
    »Jetzt warte mal.« Dóra brannten so viele Fragen auf der Zunge, dass sie nicht wusste, wo sie anfangen sollte. »Ich dachte, du wolltest nach dem Abi direkt studieren. Stimmt das etwa nicht? Und was ist mit Sigga? Sie hat noch ein Jahr auf dem Gymnasium vor sich, sollen Orri und sie etwa hierbleiben?«
    »Sigga könnte das letzte Jahr außerschulisch machen. Und ich hätte schon Lust, ein Jahr Pause einzulegen, dann habe ich Zeit, um richtig rauszufinden, was ich studieren will. Und wir würden Geld sparen. Habe ich schon gesagt, dass es total gut bezahlt ist?«
    Gylfis Freude war ehrlich, und er wäre bestimmt am liebsten sofort ins Internet gegangen und hätte ein Flugticket gekauft.
    »Die Gehälter in Norwegen sind zwar hoch, aber es ist auch teuer, dort zu leben. Dein ganzes Geld würde für euren Lebensunterhalt draufgehen. Was meinst du, was es kostet, da eine Wohnung zu mieten?«
    Dóra suchte verzweifelt nach etwas, das seine Vorfreude dämpfen würde. Etwas, das ihn dazu brächte, innezuhalten und zu merken, dass das eine Schnapsidee war. Gylfi, Sigga und Orri an ein anderes Land zu verlieren, war das Letzte, was sie wollte, auch wenn ihr schon lange klar war, dass die drei bald ausziehen und ihr eigenes Heim gründen würden. Sie hatte sogar fest damit gerechnet, dass es kurz nach Gylfis Studienbeginn im Herbst so weit wäre. Aber dass er mit Sigga und Orri ins Ausland ziehen könnte, war ihr nie in den Sinn gekommen.
    »Das ist ja das Coole! Papa hat eine große Wohnung, und die benutzt er nur jeden zweiten Monat. Da könnten wir wohnen, jeden zweiten Monat mit ihm zusammen und den anderen Monat alleine.« Gylfi lächelte breit. »Eine Superlösung. Und dieser Job ist genial. Ich arbeite zwei Wochen und habe dann drei Wochen frei.«
    Dóra war verblüfft.
    »Das kann nicht sein. Was ist das denn eigentlich für ein Job?«
    »Auf einer Bohrinsel. Man fliegt mit einem Helikopter hin«, sagte er selig lächelnd.
    »Aha.«
    Dóra wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Das schlug sämtliche hirnrissigen Ideen ihres Ex-Mannes um Längen. Gylfi auf einer Bohrinsel. Er war kaum je über die Stadtgrenzen von Reykjavík hinausgekommen, geschweige denn in einer Situation gewesen, die vergleichbar war mit einem schwimmenden Stahlgerüst im Nordatlantik oder wo auch immer diese Plattform stand.
    »Weißt du, Gylfi, das ist eine schreckliche Idee. Schrecklich!« Sie blickte zu Matthias in der Hoffnung auf Unterstützung, aber der sagte nichts und ließ sich nicht anmerken, was er davon hielt. »Dieser Job ist gut bezahlt,

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