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Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Titel: Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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Þráinn und starrte hinaus in die Dunkelheit.
    Als sie sich an den Tisch gesetzt hatten, hatte es angefangen zu regnen, und jetzt klatschten die Tropfen gegen die Fensterscheiben. Das Geräusch erinnerte sie daran, wie angenehm es war, drinnen zu sein.
    »Es hat angeblich fast was Ehrenamtliches, so eine Yacht zu fahren. Soll im Vergleich zu Trawlern nicht besonders gut bezahlt sein. Leute, die viel Geld haben, sind meistens geizig.«
    »Und du, Halli?«, versuchte Ægir den jungen Mann ins Gespräch einzubeziehen.
    »Ja.« Erst schien es so, als bliebe dieses Wort seine endgültige Antwort, doch dann fügte er plötzlich hinzu: »Aber nur für drei Monate. Deshalb bin ich hier. Man wollte jemanden dabei haben, der sich ein bisschen auskennt.«
    »Wow! Wie war es denn so hier an Bord?«, fragte Lára. »Ist ja echt irre, dass die Yacht einer Isländerin gehört hat.«
    »Kommt darauf an, wie man es definiert. Die Yacht war auf ihren Mann registriert. Beziehungsweise auf eine Firma, die ihm gehörte«, warf Ægir ein.
    »Du weißt schon, was ich meine, Halli«, sagte Lára. »Wie war es denn so?«
    Halli starrte weiter auf seinen Teller und schob eine Kartoffel hin und her.
    »Ganz normal.«
    »Das kann doch nicht normal gewesen sein.« Lára versuchte vergeblich, Blickkontakt zu ihm herzustellen. »Erzähl doch mal! Wie war denn diese Karítas? Und ihr Mann?«
    »Die waren ganz normal. Mehr kann ich nicht sagen. Ich musste unterschreiben, dass ich nicht über meinen Aufenthalt an Bord spreche. Vor allem nicht über die Gäste oder die Besitzer, eigentlich darf ich da gar nichts zu sagen.« Er räusperte sich. »Vielleicht gilt das ja nach der Insolvenz nicht mehr. Ich weiß nicht, aber das ändert auch nicht viel. Es war nicht ungewöhnlich, und eigentlich gibt es nichts zu erzählen.«
    »Musstest du auch unterschreiben, dass du deine technischen Kenntnisse auf Fahrten für andere Auftraggeber nicht nutzen darfst?«, fragte Þráinn spöttisch und verschränkte die Arme vor der Brust. »Wenn man bedenkt, wie schlecht du dich hier an Bord auskennst, könnte man das nämlich meinen.«
    Er blinzelte Lára zu, ohne dass Halli es bemerkte. Der junge Mann errötete bis zu den Haarwurzeln.
    »Waren Kinder an Bord?«, fragte Arna, die die Sache mit der Vertraulichkeit nicht verstanden hatte oder für unwichtig hielt.
    »Er weiß es nicht, Schatz«, sagte Ægir, der jeden Tag in der Bank mit vertraulichen Angelegenheiten zu tun hatte. Es sprach für den jungen Mann, dass er sich an sein Wort halten wollte. Das musste man akzeptieren. Ægir warf Lára einen ernsten Blick zu, den sie jedoch ignorierte.
    »Doch, er darf bestimmt ja oder nein sagen«, entgegnete Arna, legte die Gabel auf ihren Teller und drehte sich zu Halli. Sie interessierte sich genauso für andere Leute wie ihre Mutter, während Bylgja mehr auf ihren Vater kam. So ähnlich sich die Mädchen äußerlich auch waren, umso verschiedener war ihre Charaktere.
    »Waren Kinder an Bord?«, insistierte sie.
    »Nein.«
    Niemand wusste, ob Halli die Wahrheit sagte oder einfach nur weitere Fragen im Keim ersticken wollte.
    »Aber du kannst uns doch bestimmt erzählen, ob es dir Spaß gemacht hat.« Lára wollte immer noch nicht aufgeben.
    »Nein.«
    Erst wusste niemand, was Halli meinte, aber seine folgende Aussage räumte jeglichen Zweifel aus:
    »Ich habe mich hier nicht wohl gefühlt und war hin- und hergerissen, ob ich diese Fahrt überhaupt machen soll.«
    »Oh.« Das war nicht die Antwort, die Lára sich erhofft hatte. »Warst du seekrank?«
    Zum ersten Mal, seit sie losgefahren waren, lächelte Halli.
    »Nein, war ich nicht.«
    »Was war es denn dann?«, fragte Lára und tat so, als merke sie nicht, wie Ægir sie mit dem Fuß anstieß.
    »Diese Yacht ist seltsam. Ich kann es nicht genau erklären, aber irgendwas stimmt nicht mit ihr.« Er grinste Þráinn herausfordernd an. »Außerdem war der Kapitän ein ziemlicher Idiot, was allerdings nicht so ungewöhnlich ist.«
    Þráinn schnaubte.
    »So ein verdammter Unsinn. Als ob du was über solche Schiffe wüsstest! Fährst doch gerade mal seit drei, vier Jahren zur See! Diese Yacht zählt zu den besten Schiffen, die ich je gefahren bin, und ich weiß, wovon ich spreche!«
    Halli wurde wieder rot, diesmal eher aus Wut denn aus Schüchternheit.
    »Ich meinte ja nicht das Schiff als solches!« Er trank einen großen Schluck. »Es liegt an der Atmosphäre. Mit der Yacht stimmt was nicht, und ich bin nicht der Einzige,

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