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Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Titel: Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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haben sie gefunden und voller Ekel oder Panik über Bord geschmissen. Dann haben sie es bereut, versucht, sie wieder an Bord zu holen und sind dabei selbst ins Wasser gefallen«, phantasierte Bella.
    Dóra verkniff sich eine ironische Bemerkung. Seit sie an dem Fall arbeitete, verhielt sich Bella ihr gegenüber ungewöhnlich friedfertig. Ihre Beziehung war lange feindselig gewesen, ohne dass es dafür einen besonderen Grund gab, und diese Waffenruhe war eine willkommene Abwechslung. Schon seit langem musste Dóra in der Kanzlei ständig auf der Hut sein, weil die Sekretärin womöglich gerade wieder einmal etwas ausheckte. Es hatte also nur positive Effekte, den Frieden zu wahren. Sie hatte es sogar unterlassen, Bella wegen des Kopierers, der immer noch in Reparatur war, auf die Füße zu treten.
    »Wer weiß, vielleicht«, sagte sie nur.
    Bella schnitt eine Grimasse.
    »Tja, oder sie ist von Außerirdischen gefressen und am Stück wieder ausgekotzt worden. Zufälligerweise genau vor der Küste der Halbinsel Reykjanes.« Sie starrte Dóra mit einem Hauch ihrer alten Rebellion in den Augen an. »Ich weiß genau, wann du etwas ehrlich meinst. Ich bin kein Vollidiot. Wenn du glaubst, dass meine Theorie Unsinn ist, dann sag das doch!«
    »Ich weiß nicht, was bei diesem Fall Unsinn ist und was nicht, Bella. Ich wäre erstaunt, wenn du recht hast, aber ich glaube, dass mich alle möglichen Lösungen wundern würden. Der Fall ist einfach ungewöhnlich. Du musst gar nicht beleidigt sein.«
    »Ich bin nicht beleidigt«, log Bella.
    Aus ihrer Kaffeetasse dampfte es nicht mehr, und Dóra hatte keinen verlockenden Duft mehr in der Nase. Leider. Stattdessen gewann der altbekannte Kotzegestank wieder die Oberhand. Obwohl er schwächer geworden war, konnte Dóra ihn noch überall riechen und fürchtete schon, dass das eine Einbildung war, die sie noch jahrelang verfolgen würde.
    »Könntest du mal bei der Werkstatt anrufen und dich nach dem Kopierer erkundigen?«, fragte Dóra naserümpfend. »Ich habe auch schon angerufen. Ich finde, die sind ein bisschen zu entspannt wegen dieser Ersatzteile, die angeblich unterwegs sind. Wenn wir öfter anrufen, machen sie dem Lieferanten wahrscheinlich mehr Druck.«
    Sie wollte nicht so direkt sagen, dass Bella dafür zweifellos besser geeignet war als sie oder die anderen Kollegen in der Kanzlei.
    »Wenn du es hinkriegst, dass der Kopierer vor dem Wochenende wieder hier ist, lasse ich den schnellen Internetanschluss einrichten, nach dem du immer bettelst.«
    Bella kniff die Augen zusammen. Sie schien das für ein sehr ungünstiges Angebot zu halten. Was es keineswegs war. Es stand eigentlich nicht an, die Internetverbindung zu verbessern, und Bella konnte nur von dem Deal profitieren. Die einzige Mitarbeiterin, die mit der jetzigen Geschwindigkeit und der erlaubten Download-Menge unzufrieden war, war sie, und alle wussten, dass das nichts mit ihrer Arbeit zu tun hatte. Deshalb waren Dóra und Bragi natürlich dagegen gewesen. Es konnte peinlich für sie werden, wenn wegen illegalem Download im großen Stil gegen die Kanzlei ermittelt würde.
    »Okay, einverstanden. Und ich habe nicht gebettelt – nur gefragt«, entgegnete Bella und verschwand mit finsterem Gesicht, zweifellos, um die beste und schnellste Internetverbindung herauszusuchen, die es in Reykjavík gab. Und hoffentlich, um zum Angriff auf die Werkstatt zu blasen.
    Dóra konnte sich nur schwer konzentrieren, nachdem Bella gegangen war. Sie musste noch so viele Unterlagen für die Versicherung zusammensuchen, dass sie gar nicht wusste, wo sie anfangen sollte. Und falls die an Land getriebene Leiche Lára oder Ægir war, war ein Teil davon vielleicht überflüssig. Vielleicht stellte sich ja auch bei der Obduktion heraus, dass die Person an einer Krankheit gestorben war – es war zum Beispiel nicht ausgeschlossen, dass sich die Leute vergiftet hatten. Dóra nahm den Hörer und wollte die Nummer ihres Ex-Mannes Hannes wählen, hielt jedoch inne. Nicht, weil sie meinte, er könne abweisend reagieren, im Gegenteil: Er war oft hilfsbereit, wenn sie Fragen zu medizinischen Themen hatte. Nach der Scheidung waren das im Grunde die einzigen Themen, über die sie sprechen konnten, ohne ständig auf ihre Wortwahl achten zu müssen, als befänden sie sich auf vermintem Gelände. Dóra hatte einfach Angst, dass ihr wegen seiner unmöglichen Idee, ihren Sohn auf eine Bohrinsel zu schicken, der Kragen platzte. Selbst wenn sie sämtliche

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