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Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Titel: Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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wie sein Herz schneller schlug, als wolle es sicherstellen, dass genug Blut durch seinen Körper gepumpt wurde, falls etwas Schlimmes auf ihn zukam.
    »Ich sage es noch mal, ihr müsst jetzt gehen.«
    »Da war ganz bestimmt jemand.«
    Das Mädchen drehte den Kopf schwerfällig zu seinem Begleiter und rutschte dabei aus. Brynjar konnte gerade noch rechtzeitig den Arm ausstrecken, um sie vorm Hinfallen zu bewahren. Der Mann schien das überhaupt nicht bemerkt zu haben und begnügte sich damit, zustimmend zu nicken. Er wirkte noch fertiger als eben, als Brynjar die beiden durch das Fenster des Wächterhäuschens gesehen hatte. Erst hatte er sich damit begnügt, sie zu beobachten, hatte gehofft, sie würden umkehren und er müsste sich nicht um sie kümmern. Er hatte an Bord der Yacht keine Bewegung gesehen, erinnerte sich aber, dass das Pärchen beim Betreten des Hafengeländes stehen geblieben war und das Schiff angestarrt hatte. Das Mädchen hatte den Mann angetippt und auf die Yacht gezeigt. Brynjar war davon ausgegangen, dass sie es aus der Presse kannte und ihren Freund darauf hinweisen wollte. Natürlich wäre er sofort vom Stuhl aufgesprungen, wenn er an Bord der Yacht jemanden gesehen hätte. Es musste eine Sinnestäuschung gewesen sein.
    »Ich glaub, ich muss nach Hause«, sagte der Mann und war auf einmal ganz grün im Gesicht. »Ich fühl mich nich gut. Vielleicht bin ich seekrank. Schwankt der Kai?«
    Sie standen auf einer betonierten Hafenmole, aber Brynjar unterließ es, sie darauf hinzuweisen. Der Mann stützte jetzt fast sein gesamtes Körpergewicht auf das zierliche Mädchen, das darüber nicht gerade begeistert war.
    »Danke für den Abend, Mann, wir sehen uns«, sagte er verwirrt. Dann wankten sie von dannen, trotz der Proteste des Mädchens und ihrem Gequengel, sie würden eine vollgeile Seemannsparty verpassen. Vollgeil.
    Als sich Brynjar sicher war, dass die beiden wirklich nach Hause gingen, drehte er sich um und starrte zu der Yacht hinüber. Sie neigte sich ein wenig zum Rand der Landungsbrücke, aber das war bestimmt wegen der Beschädigungen, die sie sich bei dem Aufprall zugezogen hatte. Konnte es sein, dass ein Betrunkener an Bord gegangen war, ohne dass Brynjar es gemerkt hatte, und jetzt an Deck herumwankte? Doch er sah keine Bewegung und hörte nur das leise Plätschern der Wellen. Vielleicht stand der Kerl auf der von ihm abgewandten Seite, zumindest war er nicht drinnen, es sei denn, er war eingebrochen, denn alle Türen der Yacht waren abgeschlossen. Dieser Penner konnte aber auch wieder gegangen sein, tja, oder sich hingelegt haben, falls er überhaupt an Bord gewesen war. Das änderte nichts daran, dass Brynjar die Sache überprüfen musste, wie sehr es ihm auch widerstrebte. Er marschierte los.
    In letzter Zeit war in der Kaffeepause beim Schichtwechsel kaum über etwas anderes als über die Yacht geredet worden. Brynjar hatte sämtliche Geschichten über den Fluch gehört, der auf ihr lasten sollte. Auch wenn er diesem Geschwätz keinen Glauben schenkte, konnte er nicht leugnen, dass dieses prachtvolle Schiff eine seltsame Ausstrahlung hatte. Das konnte man nicht immer nur auf diese Geschichten schieben oder auf die möglichen Tode der Leute, die mit der Yacht nach Island gefahren waren. Brynjar hatte nämlich mit eigenen Augen gesehen, dass die Vögel das Schiff mieden, sich nie darauf niederließen und anscheinend auch nicht darüberflogen. Natürlich konnte das Zufall sein, musste Zufall sein. Aber trotzdem. In der Nacht, nachdem die Yacht an ihren jetzigen Platz gebracht worden war, hatte er ein paar Fische bemerkt, die tot neben ihr im Meer schwammen. Er konnte sich nicht erinnern, dass er jemals mehr als einen einzelnen Fisch tot im Wasser treiben gesehen hatte. Das war doch ein Zeichen für etwas Unnatürliches. Pflichtgemäß hatte er die Beobachtung notiert und dann am nächsten Abend erfahren, dass Mitarbeiter vom Nahrungsmittelinstitut Matís die Fische eingesammelt hatten, um sie zu untersuchen. Brynjars Kollege meinte, selbst wenn irgendwelche Schreibtischtäter die Sache für eine Folge von Verschmutzung oder Vergiftung hielten, sei allen klar, dass der Tod der Fische irgendwie mit der Yacht zusammenhing.
    An Deck schien niemand zu sein. Brynjar schaltete die Taschenlampe ein und leuchtete am Schiff entlang, sah aber nichts als flackernde Schatten.
    »Hallo!«
    Der Ruf durchschnitt die Stille, verhallte aber sofort. Als die Stille wieder einsetzte, war sie schwerer

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