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Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Titel: Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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auch Kinder, die zwischen Bangen und Hoffen schwankten. Die Presse hatte gerade erst die Namen der Verschollenen veröffentlicht, aber ihre Familienverhältnisse wurden noch geheim gehalten. Das wäre zweifellos die nächste Meldung, womöglich mit Interviews mit engen Freunden, die auf Neuigkeiten warteten. Dóra hatte die Namen der Besatzungsmitglieder gegoogelt, aber sie waren zu weit verbreitet. Nur einen Namen erkannte sie wieder: Halldór Þorsteinsson, der drei Monate auf der Yacht gearbeitet hatte, als sie noch im Besitz von Karítas und Gulam gewesen war. Damit war ausgeschlossen, dass Dóra mit ihm über die Sicherheitsvorkehrungen auf der Yacht und darüber, was vielleicht geschehen war, reden konnte.
    Einerseits hoffte sie, dass die an Land gespülte Person nicht von der Yacht war, andererseits wünschte sie sich, dass es so wäre. Das würde zumindest die Auszahlung der Versicherungssumme vereinfachen. Außerdem musste es für die Angehörigen ein Trost sein, wenn wenigstens die sterblichen Überreste gefunden wurden. Aber was wusste sie schon davon? Würde sie mit Sicherheit wissen wollen, dass ihre Kinder tot wären, oder lieber jahrelang weiterhoffen?
    »Ich weiß nicht, aber ich lese aus diesen Meldungen, dass es sich um einen Mann handelt. Die Wortwahl ist zwar nicht eindeutig, aber stilistisch klingt es so. Auch wenn wir im 21. Jahrhundert angekommen sind, wird über Frauen anders gesprochen als über Männer, irgendwie behutsamer«, meinte Dóra.
    »Ist ein Foto dabei?«, fragte Bella sensationslüstern.
    »Nein, natürlich nicht!«
    Auf den Nachrichtenseiten im Internet gab es keine Bilder, die den Fall direkt betrafen. Auf einer Seite war ein Foto von der beschädigten Yacht im Hafen von Reykjavík, auf einer anderen eins von dem Strand, an dem die Leiche gefunden worden war, und auf den übrigen Seiten allgemeine Bilder aus dem Bereich der Seefahrt. Die Polizei hatte es offenbar geschafft, sich den wachsamen Augen der Fotografen zu entziehen, aber es handelte sich auch um einen entlegenen Strand südlich von Sandgerði.
    »Ich glaube, es ist eine Frau.« Bella nippte an ihrem Kaffee. »Und ich glaube, ich weiß auch, welche.«
    »Man muss ja nicht hellsichtig sein, um darauf zu kommen. Lára war die einzige Frau an Bord.«
    »Die meine ich aber nicht. Ich glaube, es ist Karítas.«
    Dóras Blick wanderte vom Bildschirm zu Bella.
    »Wie kommst du denn darauf? Das wäre ja wohl sehr merkwürdig.«
    »Erstens bin ich mir ziemlich sicher, dass sie tot ist.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Ich hab das Internet nach Meldungen über Karítas durchforstet und finde kein einziges Foto von ihr, seit sie nach Portugal gefahren ist, um ihre Sachen zu regeln. Und das ist ziemlich seltsam.«
    »So spannend ist sie nun auch wieder nicht, dass die Presse sie durch die halbe Welt verfolgt. Meinst du nicht, dass sie sich in Brasilien versteckt, wie ihre Mutter gesagt hat? Auch wenn sie von der Bildfläche verschwindet, ist das noch kein Grund, sich Sorgen um sie zu machen. So viel Zeit ist ja noch nicht vergangen.«
    »Ich mache mir absolut null Sorgen um sie. Ist mir doch völlig wurst, ob sie in einer Plastiktüte bei den Bullen im Keller liegt oder irgendwo in Südamerika in der Sonne«, sagte Bella entrüstet. »Außerdem hab ich auch auf ausländischen Seiten gesucht. Es gibt unglaublich viele Fotos von ihr und Seiten über irgendwelche Partys, bei denen sie war, und die stammen alle aus der Zeit, bevor sie nach Portugal gefahren ist. Aber ich habe zwei neuere Artikel über ihren Kerl und seine Verträge mit den Gläubigern gefunden, darin wird Karítas mit keinem Wort erwähnt. Und das ist nicht normal. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie sich absichtlich vom Glamour-Leben fernhält, wo auch immer sie ist. Die ist doch abhängig von der öffentlichen Aufmerksamkeit.«
    Bella trank gierig einen großen Schluck Kaffee, so dass Dóra ganz grün vor Neid wurde.
    »Sie ist tot. Der Kerl hat sie umgebracht.«
    Obwohl Dóra auch schon daran gedacht hatte, wirkte diese Theorie so unglaubwürdig, wenn man sie laut aussprach, dass sie Matthias’ abfällige Kommentare dazu jetzt besser verstand.
    »Wir wissen nichts Genaues über diese Frau. Außer einer Sache. Sie wurde nicht tot am Strand gefunden. Das passt einfach nicht zusammen. Wie hätte sie denn zum Beispiel auf die Yacht kommen sollen, wenn ihr Mann sie umgebracht hat?«, fragte sie.
    »Vielleicht hat er die Leiche auf dem Schiff versteckt, die anderen

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