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Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Titel: Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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weiterleuchtete.
    »Ich finde nicht, dass es so klingt, als hätte sie das von Erwachsenen aufgeschnappt«, sagte sie.
    »Wer sollte denn sonst so was sagen? Wohl kaum andere Kinder? Sie hat ja auch gar keine Kinder getroffen, seit …« Sigríður zog das Mädchen wieder an sich und hielt es ganz fest, als fürchte sie, dass Dóra es ihr entreißen wolle. Ihre Stimme war schriller als vorher, und sie legte dem Kind vorsichtig die Hände auf die Ohren, wie um es davor zu schützen, noch mehr zu hören oder die Erschütterung seiner Oma zu spüren.
    »Na ja, kann es sein, dass sie jemanden über das Schicksal Ihres Sohnes und seiner Familie reden hören hat und jetzt versucht, die Dinge auf ihre Weise zu begreifen?«
    Das große Schwimmbad ließ sich kaum als etwas anderes als das Meer verstehen, und Wasser im Mund konnte ein kindliches Verständnis von Ertrinken sein. Zumal ein Kind in diesem Alter das Wort ertrinken wahrscheinlich ebenso wenig kannte wie lateinische Bezeichnungen in der Botanik.
    »Davon weiß ich nichts, meines Wissens ist das nicht passiert. Aber wo auch immer sie es her hat, es ist sehr unangenehm. Letzte Nacht ist sie weinend aufgewacht, hat immer wieder schluchzend dieselben Worte wiederholt und nach ihrer Mama gerufen. Und heute Morgen ging es weiter. Jetzt ist sie ruhig, aber in der Nacht war sie ganz verrückt vor Angst. Wie sagt man einem Kind, das nach seiner Mama ruft, dass niemand weiß, wo sie ist? Können Sie mir das verraten?«
    »Nein, das kann ich nicht«, antwortete Dóra. Ihr war klar, wie wichtig es war, dass sich die Lage bald entspannte. Die beiden wurden zerfressen von einer unterdrückten Wut auf ihre eigene Lage und die Unsicherheit über die Zukunft. Und die Vergangenheit. Es zermürbte sie, nichts über das Schicksal Láras, Ægirs und der Zwillinge zu wissen. Dóra beneidete Psychologen und Sozialarbeiter nicht, die solchen Leuten beistehen mussten.
    »Auch wenn es vielleicht kindisch klingt, hoffe ich, dass man sie in einem Rettungsboot auf dem Meer findet und alles wieder gut wird«, sagte sie teilnahmsvoll.
    Die beiden schauten sie zuerst entgeistert an, schienen ihr dann aber zu glauben, dass sie es ernst meinte. Margeir streckte sich.
    »Wir auch.« Er ballte seine Hände zu Fäusten, so dass seine Knöchel weiß wurden. »Das können Sie sich ja vorstellen.«
    Das Display des Handys, das nun in Dóras Schoß lag, hatte aufgehört zu leuchten. Als sie einen Blick darauf warf, blinkte es einmal und kündigte eine SMS an.
    »Bitte entschuldigen Sie.«
    Dóra nahm das Handy und öffnete die SMS. Gut möglich, dass Bragi oder einer der Kollegen sie dringend brauchte. Aber die Mitteilung kam von Bella: Im Internet steht, es wurde eine Leiche gefunden – von der Yacht.
    Im Handumdrehen schwand Dóras Hoffnung auf ein Rettungsboot, das draußen auf dem Meer trieb.

10. Kapitel
    Dóra war sehr unzufrieden, als sie auflegte. Sie hatte sich zwar keine großen Hoffnungen gemacht, erschöpfende Infos über den Leichenfund zu bekommen, aber etwas mehr hätten es schon sein dürfen. Da war ja sogar das Internet ergiebiger als die Polizei. Die hatte auf sämtliche Fragen dieselbe Antwort gegeben: Darüber können wir zum jetzigen Zeitpunkt leider keine Auskunft geben. Und alle Versuche, den Schutzwall zu durchbrechen, entpuppten sich als erfolglos. Dóra wusste immer noch nichts über das Geschlecht und das Alter der an Land gespülten Person und hatte keine Bestätigung bekommen, dass sie sich überhaupt an Bord der Yacht befunden hatte.
    »Wer ist es? Weißt du es?«
    Bella stand in der Bürotür und lehnte sich an den Türrahmen. Sie hatte einen dampfenden Kaffeebecher in der Hand. Der Duft stieg Dóra in die Nase, und sie merkte, dass sie unbedingt einen Kaffee brauchte. Für den Bruchteil einer Sekunde schoss ihr durch den Kopf, Bella zu fragen, ob sie einen Schluck haben dürfe, doch dann war der Drang doch nicht mehr so stark.
    »Die wollten nichts sagen«, antwortete Dóra, drehte sich zum Bildschirm und checkte, ob es neue Meldungen gab. Nichts.
    »Diese Scheißpolizei ist doch nie zu irgendwas zu gebrauchen«, schimpfte Bella und zog ein langes Gesicht.
    »Ich weiß nicht, das ist nun mal deren Arbeitsweise. Sie wollen bestimmt erst die Angehörigen informieren, bevor sie mit Fremden über den Fall sprechen.«
    Dóra musste an die kleine Sigga Dögg denken, die es am ehesten verdient hatte zu erfahren, wer der Tote war. Und die Mannschaftsmitglieder hatten vielleicht

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