Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Titel: Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
Vom Netzwerk:
Luftblasen blubberten an seinen Ohren vorbei, und er beneidete sie darum, auf dem Weg an die Oberfläche zu sein. Dann riss er die Augen wieder auf und nahm sich zusammen. Je eher er sich ans Werk machte, desto früher kam er aus dieser Hölle heraus.
    Er packte den Scheinwerfer fester und versuchte, den Lichtstrahl gerade zu halten. Als ihm das einigermaßen gelang, bewegte er die Lampe hin und her und suchte den Container, der nicht weit entfernt sein konnte. Þráinn hatte ihn in einigem Abstand dazu hinuntergelassen, damit die Sauerstoffflasche auf seinem Rücken nicht an dem Container entlangratschte und kaputtging. Was würde passieren, wenn sich die Flasche an dem Container verhakte? Könnte er sich dann befreien? Es war schon schwer genug gewesen, das Ding an Deck mit Hilfe der anderen anzulegen, aber sie unter Wasser in Panik abzuschütteln?
    Der Lichtstrahl traf auf den schwimmenden Container, und Ægir paddelte langsam mit den Flossen vorwärts. Er versuchte, den gesamten Container abzuleuchten, aber das Wasser war trüb, und das Licht konnte nicht viel ausrichten. Er erinnerte sich daran, dass durch die Taucherbrille alles viel größer wirkte, als es tatsächlich war. Dennoch war ihm an Deck nicht klar gewesen, wie groß das Ding eigentlich war. Der Kapitän hatte recht gehabt: Für den massiven Stahlcontainer war es ein Leichtes, die Schiffsschraube oder das Steuerblatt zu beschädigen. Er lag schräg an der Schiffswand, als hätte man ihn an einer Ecke aufgehängt. Eine der beiden Türen war aufgegangen und hing über dem Abgrund, während die andere fest verschlossen zu sein schien. Das war zweifellos der Grund dafür, dass der Container nicht gesunken war: Eine Ecke hatte sich mit Luft gefüllt. Als Ægir das Ganze jetzt von der Seite sah, wusste er, warum sie den Container nicht hatten wegschieben können: Wenn sie gegen die Kante, die aus dem Wasser ragte, gedrückt hatten, hatten sie den Container nur weiter gegen die Schiffswand gepresst.
    Trotz dieser neuen Perspektive ließ sich schwer einschätzen, ob es möglich wäre, einfach loszufahren. Dafür musste sich Ægir erst ein Gesamtbild verschaffen. Obwohl er nur langsam mit den Flossen vorwärtspaddelte, näherte er sich dem Container schneller, als ihm lieb war. Plötzlich musste er eine Hand vom Scheinwerfer nehmen und vor sich halten. Seine Hand berührte den eiskalten Stahl, während er mit den Füßen gegen die Strömung ankämpfte. Die offene Luke schwang neben ihm wie in einer sanften Brise. Ægir richtete die Lampe in die schwarze Öffnung und sah Umrisse brauner Pappkartons mit weißen Aufklebern mit dem Namen des Empfängers, die sich langsam ablösten. Der konnte lange darauf warten, sie in Empfang zu nehmen. Ægir stützte sich mit der Hand ab. Auch wenn es dumm war, hatte er Angst, in den Container gesogen zu werden und nicht mehr herauszukommen. Dann würde er in seinem Inneren vor sich hindämmern wie die Waren, die nie in die richtigen Hände gelangen würden. Er zog an der Leine, die um seine Taille gebunden war, um sich zu vergewissern, dass er noch mit dem Leben über der Wasseroberfläche verbunden war. Das war noch der Fall, aber es beruhigte ihn kaum, denn die Leine würde ihm nicht viel nützen, wenn er irgendwo festhing.
    Aber er war ja nicht hier, um den Inhalt des Containers zu überprüfen oder seiner Phantasie freien Lauf zu lassen, sondern um die Schiffswand nach Beschädigungen abzusuchen und herauszufinden, wie man dieses Riesending von der Yacht lösen konnte – etwas, was selbst das Meer mit seinen Strömungen nicht geschafft hatte. Ægir fühlte sich wie eine Ameise vor einer aussichtslosen Aufgabe.
    Er machte einen schwachen Versuch, den Container von der Schiffswand wegzuziehen, doch obwohl sich die offene Tür leicht bewegte, rührte sich der Container nicht von der Stelle. Dafür brauchte man einen stärkeren Mann und am besten mehr als einen oder zwei. Beim zweiten Versuch zog er kräftiger, mit demselben Ergebnis: die Lukentür schaukelte leicht, aber der Container bewegte sich keinen Zentimeter von der Yacht weg. Die Sache wurde zusätzlich erschwert, weil Ægir gleichzeitig den Scheinwerfer festhalten musste, denn er traute sich nicht, nach der Schlaufe an seiner Weste zu tasten, in die er ihn einhaken konnte. Er war voll und ganz damit beschäftigt, sich auf die messerscharfen Eisenkanten zu konzentrieren, an denen man sich leicht schneiden konnte.
    Plötzlich hatte er eine geniale Idee. Wenn er die

Weitere Kostenlose Bücher