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Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Titel: Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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Loftur und Þráinn nach Lissabon gekommen sind?«
    Da es keinen Direktflug von Island nach Lissabon gab und die Leute zu dieser Jahreszeit nicht viel reisten, konnten sich nicht viele Isländer in der Stadt aufgehalten haben.
    »Die sollten drei oder vier Tage nach uns kommen, glaube ich.«
    »Und wann war das?« Dóra suchte die Kopie von Snævars Flugticket heraus und glich das Datum mit seinem Besuch im Krankenhaus ab. »Am Tag nach Ihrem Unfall?«
    Snævar überlegte einen Moment und sagte dann:
    »Ja, ich glaube, es war am nächsten Tag.« Er schwieg wieder. »Ich kann mich unmöglich an die Daten erinnern. Warten Sie, doch, sie sollten am Nachmittag des dritten März kommen. War das nicht derselbe Tag, an dem ich verunglückt bin?«
    Dóra schaute auf den Krankenbericht. Dritter März. Es war also denkbar, dass Þráinn oder Loftur etwas mit der Sache zu tun hatten. Sie beschloss, Bella damit zu beauftragen, den gesamten Krankenbericht in Google Translate einzugeben. Das war bestimmt ergiebiger, als dass Snævar sich noch an etwas erinnerte. Dóra bedankte sich und legte auf.
    Die ganze Sache war ziemlich ungünstig für ihr Verfahren. Wenn die Versicherung den Krankenbericht in die Hände bekäme, würde sie Ægir vielleicht damit in Verbindung bringen. Er hätte Snævar schubsen können, um seinen Platz einzunehmen. Das war zwar unwahrscheinlich, aber durchaus denkbar. Warum konnte nie mal etwas einfach sein?
    Dóra lehnte sich im Stuhl zurück und räkelte sich. Vielleicht gab es ja auch für eine Anwältin einen Job auf einer Ölplattform.

17. Kapitel
    Ein Zucken des Schwanzes war das einzige Lebenszeichen der Katze auf der Fensterbank. Sie starrte in den Garten, wo der Sturm peitschte. Unwetter und Regengüsse waren unter ihrer Würde – vielleicht schlug sie mit dem Schwanz, um ihre Empörung über dieses Gebaren der Natur zum Ausdruck zu bringen.
    »Katzen sind so langweilig!«, sagte Sóley und beobachtete die Katze gleichgültig. Mutter und Tochter lagen gemeinsam auf dem Sofa, die Tochter mit einem aufgeschlagenen Buch auf dem Bauch. »Die tun nie was.«
    »Sie tun ganz viel«, entgegnete Dóra, die sich verpflichtet fühlte, ihr Haustier zu verteidigen. »Aber nur das, was sie wollen, und nicht das, was du willst.«
    Sie stieß Sóley sanft mit dem Fuß an.
    »Sei nicht gemein zu der armen Katze. Sie kann auch nichts dafür, dass das Wetter so schlecht ist.«
    Sóley hätte am Vormittag gegen die Mädchenfußballmannschaft aus Egilsstaðir antreten sollen, aber deren Flug war ausgefallen. Ihre Freundinnen und sie waren davon überzeugt gewesen, dass ihnen der Sieg sicher sei, und waren unglaublich enttäuscht.
    »Die Katze ist bestimmt genauso enttäuscht wie du. Sie wollte einen Spaziergang machen, und jetzt hat sie Angst, aufs Meer hinausgeweht zu werden«, versuchte Dóra ihre Tochter zu trösten.
    »Ich hasse Wind. Warum gibt es den eigentlich?«
    Anscheinend ruhte die ganze Ungerechtigkeit der Welt auf Sóleys Schultern.
    »Vielleicht gibt es ihn, weil die Leute in früheren Zeiten dadurch segeln und Windmühlen antreiben konnten.«
    Sóley verdrehte die Augen als Zeichen dafür, dass Windmühlen und Segelfahrten in früheren Zeiten im Vergleich zu einem Spiel der vierten Mädchenliga völlig unwichtig waren. Dóra setzte sich auf dem Sofa auf, drehte sich und nahm ihre Tochter in den Arm.
    »Schön, dass du da bist, auch wenn du schlechte Laune hast«, sagte sie und stand auf. »Komm bloß nicht auf die Idee, einen Ferienjob in Norwegen anzunehmen.«
    »Sprecht ihr über mich?«
    Gylfi kam gähnend ins Wohnzimmer. Sigga war mit Orri zu einem Kindergeburtstag bei ihrer Cousine gegangen, aber der junge Vater hatte verkündet, er sei erkältet und wolle die Kinder nicht anstecken. Dóra hatte nichts dazu gesagt, denn sie hatte noch gut in Erinnerung, wie Matthias sich bei Orris Kindergeburtstagen angestellt hatte. Sie wusste nicht, was ihm mehr auf die Nerven gegangen war: der Lärm der Kinder oder das Geschrei der Mütter. Sie konnte Gylfi eigentlich ganz gut verstehen und hatte sich schon länger vorgenommen, sich nicht in seine Beziehung zu Sigga einzumischen. Auch wenn sie alle unter einem Dach wohnten, mussten die beiden miteinander klarkommen, ohne dass sie ständig eingriff.
    »Nein, haben wir nicht.« Dóra grinste ihn an. »Wir reden auch schon mal über Norwegen, wenn es nicht um dich geht.«
    Sie musterte ihn. Rein äußerlich entfernte er sich rasend schnell von dem Kind, das sie

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