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Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Titel: Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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musterte. Er löste den wuchtigen Stahlriegel, packte den Griff, und die Luke schwang quietschend auf.
    »Was machen Sie denn da?«
    Einen Moment lang dachte Dóra, Snævar und Matthias wollten sich auf den Aqua-Scooter schwingen.
    »Ich verstehe das nicht ganz«, sagte Snævar und zeigte auf ein dünnes Nylonseil, das an einem Haken an der Wand befestigt war und außen an der Luke entlangführte. »Dieses Seil darf während der Fahrt nicht draußen hängen. Ich wollte nur abchecken, was das ist. Vielleicht ein Schwimmer oder etwas für den Aqua-Scooter.«
    Sie warteten, bis sich die Luke in fast waagerechter Position befand, und schauten dann hinaus auf den Hafen und das unruhige Wasser, das unablässig vom Regen gepeitscht wurde. Es war kein Schwimmer zu sehen, das Seil verschwand im dunklen Wasser.
    »Können Sie mir mal helfen?«, fragte Snævar Matthias. »Ich kann mich so schlecht bücken. Wir sollten es reinziehen.«
    Matthias trat zu ihm, nahm das Seil und machte ein verwundertes Gesicht.
    »Entweder es hängt irgendwo fest, oder es hängt etwas Schweres dran.«
    »Das kann nicht sein«, sagte Snævar. Er beugte sich ein wenig hinunter und versuchte, an dem Seil zu ziehen. »Sie haben recht.«
    Er richtete sich wieder auf.
    »Was zum Teufel kann das sein? Das Seil muss vergessen worden sein und sich am Kiel verhakt haben.« Er massierte energisch sein Kinn. »Wir sollten uns nicht damit abmühen. Die werden das schon rausfinden, wenn die Yacht in der Werft ist.«
    Matthias ruckte an dem Seil und sagte:
    »Es hat sich nicht verhakt. Da hängt etwas dran.«
    Dóra steckte den Kopf durch die Luke und starrte auf die Stelle, an der das Seil im Meer verschwand.
    »Ob es ein Netz ist? Vielleicht haben sie versucht zu fischen.«
    Snævar machte ein skeptisches Gesicht.
    »Ich glaube, ich schaffe es«, sagte Matthias. Er zog an dem nassen Seil und wickelte es dabei um einen kleinen Stahlpfosten. Endlich sahen sie ein Stück hellgrüne Plane aufleuchten, die mit einem stählernen Haken an dem Nylonseil befestigt war. Sie schien zugebunden zu sein.
    »Was zum Teufel ist das?«
    Snævar streckte die Arme aus und griff nach der Plane, als Matthias sie bis an den Rand der Luke gezogen hatte. Mit gemeinsamer Kraft zogen sie die Last an Bord. Keuchend betrachteten sie ihren Fang.
    »Meint ihr, wir sollten es aufmachen?«, fragte Dóra. Sie war zwei Schritte zurückgetreten. Natürlich konnte sie sich täuschen, aber es sah ganz so aus, als befände sich ein Mensch in der Plane. Von der plastikartigen Oberfläche strömte Wasser auf die glänzende Falltür, bis sich das Material dichter um den Inhalt legte. Die Form erinnerte auf unheimliche Weise an etwas, das sie auf keinen Fall finden wollt.
    Snævar und Matthias antworteten nicht, sondern starrten den Packen nur verblüfft an. Dann durchbrach Snævar die Stille:
    »Ich gucke rein.«
    Er bückte sich langsam und löste vorsichtig mit geschickten Händen das Seil, bis alles lose war und nur noch die Plane weggezogen werden musste.
    »Shit.« Er warf Dóra und Matthias einen Blick zu und atmete tief durch. »Ich weiß echt nicht, was ich hier mache. Wollen wir das sehen?«
    Die beiden antworteten nicht. Snævar starrte auf die Plane und atmete noch einmal tief durch. Dann zog er die Plane weg und übergab sich auf seinen toten Freund.

18. Kapitel
    »Wolltest du schon immer zur See fahren?«, fragte Lára.
    Sie war immer noch sauer auf Ægir und ignorierte ihn. Stattdessen unterhielt sie sich mit Halli, der bei ihnen im Wohnzimmer saß und Patience legte. Þráinn war rausgegangen, um Loftur zu fragen, ob er etwas über die verschwundene Leiche aus der Kühltruhe wüsste, und Ægir hatte den Verdacht, dass Halli Lára und ihn in der Zwischenzeit bewachen sollte. Bisher hatte noch niemand mit Lára über das Verschwinden der Leiche gesprochen. Es herrschte die schweigende Übereinkunft, dass das Ægirs Aufgabe wäre, aber es war unmöglich, solange sie ihn keines Blickes würdigte. Er kannte sie gut genug, um zu wissen, dass sie eher verletzt als wütend war, und das war noch heikler als ein ordentlicher Streit. Das Schlimme war, dass er wusste, dass sie absolut recht hatte: Er hätte sich niemals ohne ihre Zustimmung in eine solche Gefahr begeben dürfen. Dennoch fand er es überflüssig, sich darüber aufzuregen, was alles hätte schiefgehen können. Wie so oft, wenn sie sich stritten, war Ægir ratlos, wusste nicht, ob er sich um Lára bemühen oder ihren Willen, sie in

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