Todesschlaeger - Ein Golferkrimi
das?«
»Wir untersuchen einen Mordfall und müssen jeder Spur nachgehen«, antwortete Michael Schlosser lächelnd. Er sah mit seinem dicken, grauen Schnauzbart wie ein gutmütiger Seelöwe aus, fand Alexander, wenn da nur nicht die listigen, klaren Augen gewesen wären. »Außerdem wurden Sie von einem Zeugen gesehen, der erklärt hat, dass Sie gemeinsam auf die Runde gegangen sind. Also …?«
Verblüfft schaute Alexander seinen Vater an. Wie war das möglich? Er spürte, dass er aschgrau im Gesicht wurde.
»Da muss Ihnen jemand einen Bären aufgebunden haben«, schüttelte er vehement den Kopf. »Dass wir alleine waren, können wir mit einem Video beweisen, Herr Kommissar. Sie können darauf erkennen, wie ich meinen Vater an diesem Morgen gefilmt habe. Von einem lebenden Herrmann Wetzlar werden Sie keine Spur sehen. Zusätzlich haben Sie eine lange Aufzeichnung vom Tatort und dem Toten.«
Er holte die bespielte Kassette aus seiner Jackentasche und reichte sie dem Kommissar über den Tisch. Dieser nahm das Band in die Hand und schien es abzuwiegen:
»Das ist gut, meine Herren. Das wird uns bestimmt helfen und wir werden es genau untersuchen, darauf können Sie sich verlassen. Wir werden nun ein kurzes Protokoll aufsetzen und dann können Sie gehen. Bitte verlassen Sie nicht die Stadt, ohne uns zuvor zu informieren.«
Nachdem sie die Formalitäten über sich hatten ergehen lassen und wieder zum Ausgang eskortiert worden waren, eilte Alexander ziemlich verstört zum Auto.
»Verdammt, Papa, habe ich das soeben alles richtig verstanden? Die verdächtigen doch uns, besser gesagt sogar mich, den Mann umgebracht zu haben. Verdammt!«
Er war aufgeregt, sauer und verunsichert. Mühsam versuchte ihn sein Vater zu beruhigen:
»Mach dir nicht zu viele Sorgen. Die tun doch nur ihre Pflicht. Die müssen so handeln. Sie eliminieren nur Möglichkeiten und stochern noch im Nebel herum.«
Sie hatten sich das Videoband zweimal hintereinander angesehen und betrachteten sich nun noch einmal genauestens sämtliche Schläge Martin Sullers. Michael Schlosser schüttelte bereits zum wiederholten Male seinen Kopf.
»Also, von einem weiteren Mitspieler ist wirklich nichts zu sehen«, fasste er enttäuscht das Ergebnis zusammen. »Außerdem scheint mir das Motiv Verärgerung und Wut doch etwas zu dünn zu sein, um es mit einem derartigen Mord in Verbindung zu bringen.«
»Trotzdem könnte es so gewesen sein, Chef«, beharrte der Hagere weiterhin auf seiner Meinung. »Es hat überhaupt nichts zu bedeuten, dass Wetzlar nicht zu sehen ist. Sie haben uns das Band mit Sicherheit nur deswegen gegeben, weil sie sicher wussten, dass er nicht zu sehen ist. Sie können ihn doch zuerst erschlagen haben. Danach drehten sie den Film. Als Alibi sozusagen. Und es wurde schon für viel weniger ein Mensch totgeschlagen. Ich meine, dass wir hier eine der Hauptspuren haben und unbedingt dranbleiben sollten.«
Schlosser sah seinen Mitarbeiter intensiv an und spitzte leicht seinen Mund:
»Der Junge hat dich ganz schön gefuchst, Genko. Stimmt’s?«
»Quatsch, Chef. Hier haben wir nur eine ganz heiße Spur, das spüre ich«, antwortete der Hagere heftig und schlug mit der geballten Faust gegen seinen Oberschenkel.
»Dann müssen Vater und Sohn aber irre abgebrüht sein. Erst einen Mord oder Totschlag und danach einen Film drehen? Aber einverstanden. Kümmere dich darum«, stimmte er letztendlich, säuerlich lächelnd zu. »Trotzdem werden wir auch noch weitere Spuren verfolgen. In einer Stunde sollen wir in der Pathologie sein. Danach werden wir schon wieder ein Stück schlauer sein.«
5
Obwohl Michael Schlosser inzwischen im Laufe seiner langen Dienstzeit bereits unzählige Male in der Pathologie des Gerichtsmedizinischen Instituts gewesen war, fröstelte es ihn immer wieder, wenn er die Kühlfächer und sezierten Leichen sah. Doktor Arno Waldmann, mit dem er befreundet war und den er wegen seines präzisen Sachverstandes sehr schätzte, stand in seinem weißen, ein wenig befleckten Arbeitskittel nachdenklich vor dem Toten und begann zu erklären:
»Ich hab in meiner Dienstzeit bereits unzählige Schlagspuren, Stiche und Einschüsse gesehen, aber so etwas noch nie. Das Metallteil des Golfschlägers wurde mit einer unglaublichen Wucht dem Mann in den Kopf geschlagen. Er muss augenblicklich tot gewesen sein. Da ich weiß, dass am Tatort keinerlei Spuren weiterer Personen im Sand zu finden waren, habe ich den Fall von
Weitere Kostenlose Bücher