Todesschlaeger - Ein Golferkrimi
einen Batzen Geld gibt. Ich meine, die alte Frau Wetzlar war für uns zwar auch nicht gerade ein Zuckerschlecken, so schlechte Laune und häufige Migräneanfälle wie sie hatte, aber gegen diese junge Schlampe war sie eine echte Herrin. Also, ich kann Ihnen sagen, wenn es …«
»Halt! Halt!«, unterbrach er auflachend. »So schnell und so viel auf einmal kann ich nicht aufnehmen. Wusste denn Herrmann Wetzlar von den Seitensprüngen seiner Frau?«
Ohne zu überlegen, mit fast überschnappender Stimme legte sie wieder, ungewöhnlich schnell sprechend los:
»Zu Beginn seiner Ehe mit Sicherheit überhaupt nichts. Aber so nach einem Jahr, als sich ihre Beziehung merklich abkühlte und sie ihn hin und wieder einen Schlappschwanz nannte, da hat er es in kleinen Scheiben allmählich gerafft. Er …«
»Woher wissen Sie, dass ihn seine Ehefrau einen Schlappschwanz nannte?«, unterbrach Genko ihren Redefluss.
Darauf antwortete sie nicht sofort erneut wie ein Wasserfall, sondern begann sich wie ein Aal in selbigem zu winden:
»Na ja, wissen Sie, Herr Kommissar, wenn man immer im Haus ist, da hört man eben gelegentlich mal etwas, was man eigentlich nicht hören sollte, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
Schlosser registrierte mit Freude: Sie war nicht nur eine Plaudertasche.
»Na, sicher«, beruhigte er sie, »wenn man immer im Haus ist, da hört man eben gelegentlich mal etwas, was man eigentlich nicht hören sollte. Das ist doch normal. Gab es deswegen Streit unter den Eheleuten?«
»Wie? Was?«, stutzte die dicke Köchin. Ihre Äuglein wurden groß. »Die wussten doch gar nicht, dass ich gelauscht habe.«
Jetzt konnte sich Genko nicht mehr beherrschen. Laut loslachend und mit dem Stuhl nach hinten wippend, wandte er sich an die Frau, deren Augen noch größer wurden und deren Mund langsam aufklappte:
»Wir meinen doch, ob sich Herrmann Wetzlar mit seiner Frau über deren Eskapaden gestritten hat?«
»Ach so, das meinen Sie. Ja, hat er. Aber sie hat ihn immer wieder um den Finger wickeln können, wenn Sie verstehen, was ich meine, Herr Kommissar.«
»Nööö, ich verstehe nicht, was Sie meinen«, schüttelte der Hagere seinen Kopf und schaute sie intensiv an.
»Na, sie ist dann mit ihm eben ins Bett gegangen. Danach war der Herr immer wie ausgewechselt. Er hatte am nächsten Tag richtig gute Laune, die allerdings auch immer ganz schnell wieder verflog.«
»Hatten die Eheleute kurz vor der Ermordung Herrmann Wetzlars auch so einen Streit?«, wollte nun Michael Schlosser wissen.
»Ja, allerdings. Drei Tage vor dem Tod des Herrn«, nickte sie ernst und die Worte sprudelten nun nicht mehr so schnell aus ihr heraus. Die Erinnerung an diesen Ehekrach schien sie immer noch zu beschäftigen. »So laut brüllen habe ich den Herrn bis zu jenem Abend noch nie gehört und zu einer Versöhnung war es an diesem Abend auch nicht mehr gekommen.«
»Worum ging es bei diesem Streit?«
»Also, ich weiß wirklich nicht, ob ich Ihnen das sagen darf, Herr Kommissar«, versuchte sie die Frage abzuwehren. »Das habe ich nicht einmal Heinz erzählt.«
»Sollte sich hier die erste, wirklich heiße Spur und ein erstes konkretes Motiv auftun«, ging es Schlosser durch den Kopf. »Sie müssen antworten, Frau Martha«, sprach er sie deshalb eindringlich an, »wir ermitteln immerhin in einem Mordfall und wenn Sie uns nicht alles sagen, kann es sein, dass Sie sich an diesem Mord mitschuldig machen und das wollen Sie doch nicht, oder?«
Letzteres brachte er so drohend heraus und näherte sich mit düsterster Miene ihrem Gesicht, dass sie augenblicklich den Kopf schüttelte und loslegte:
»Der Herr hat herausbekommen, dass sie nicht nur mit fremden Männern, nichtsnutzige Gigolos, wie er sie immer nannte, ins Bett gegangen war sondern auch mit … auch mit …«
»Raus damit, auch wenn’s nicht leicht fällt«, forderte sie Genko mit weicher Stimme auf und nickte ihr augenzwinkernd zu.
»Sie hatte auch ein Verhältnis mit Herrn Norbert!«
Erleichtert stieß sie die Luft aus. Ihr mächtiger Brustkorb senkte sich so stark, dass Michael Schlosser die Befürchtung hatte, dass sie gleich vornüber kippen würde.
Sein Assistent pfiff leise, aber schrill, durch die Zähne.
»Wie hat Leona Wetzlar auf die Konfrontation mit dieser Tatsache reagiert?«
Er war gespannt, was die Köchin dazu sagen konnte.
»Das kann ich nicht genau sagen. Ich weiß nur, dass sie spitz gelacht hat und ihm deutlich zu verstehen gab, dass sein Bruder eben
Weitere Kostenlose Bücher