Todesschlaeger - Ein Golferkrimi
sie Kesselflicker, um sich anschließend wieder so zu vertragen, als wäre nichts gewesen.«
Nach mehrmaligen Versuchen gelang es ihr endlich, dem kleinen Feuerzeug eine Flamme zu entlocken und sich damit die Zigarette anzuzünden.
»Und andere Streitgründe gab es nicht?«, fragte Michael Schlosser und beobachtete sie verdeckt unter seinen Wimpern hervor.
Hastig zog sie an der Zigarette, plusterte kurz die Wangen auf und stieß geräuschvoll den Rauch durch den Mund wieder aus. Das Feuerzeug wanderte zurück in die Schachtel und diese in ihre Jackentasche. Ihr Blick irrte zwischen den beiden Männern hin und her. Sie schien erraten zu wollen, was die Beamten wissen konnten und was nicht.
»Ja, also – sie haben vor längerer Zeit, so vor zwei bis drei Wochen, auch mal über den Walden gestritten. Herrmann hatte behauptet, dass dieser wohl eine ganz gewaltige Pfeife sei, die sich weigern würde die Bilanzen in diesen schwierigen Zeiten ein wenig für die Banken zu frisieren, aber er sich trotzdem an sein Wort halten würde. Norbert hatte damals nur gelacht und gemeint, dass das nicht sein Problem sei. Daraufhin wurde Herrmann noch wütender, aber der Streit verlief ergebnislos.«
Sie war nun wieder bedeutend selbstsicherer, das spürte er und schlug mit seiner nächsten Frage trotzdem noch einmal in dieselbe Kerbe:
»Gab es vielleicht noch andere Streitgründe wegen anderer Personen oder Ereignisse?«
Es schien, als würde sie angestrengt nachdenken. Ihre Stirn zog sich in mehreren Falten kraus. Nach einer geraumen Weile antwortete sie, leicht den Kopf schüttelnd:
»Nein, beim besten Willen nicht. Nein, ich wüsste nicht, welche.«
»Wer war der Gast mit dem roten BMW Z 3, der das Haus verließ, als wir uns das erste Mal sahen?«
»Äh«, begann sie ein klein wenig zu stottern, »äh, das war ein Freund der Familie. Warum?«
»Können wir bitte den Namen und die Anschrift dieses Freundes haben?«, blieb er dran.
»Äh! Warum?«, wiederholte sie unsicher, heftig an ihrer Zigarette ziehend, ihre Frage.
»Weil wir in einem Mordfall ermitteln und dieser Freund uns eventuell sachdienliche Hinweise geben kann, gnädige Frau«, beschwichtigte er, freundlich lächelnd.
»Es handelt sich um Peter Wolf. Er ist ein Student und er wohnt in der Manteuffelstraße 5 in Kreuzberg.«
»Und es handelt sich nur um einen Freund der Familie?«
»Ja, allerdings mehr um meinen Bekanntenkreis. Er wird Ihnen nicht viel über die Familie Wetzlar oder die Firma sagen können.«
»Wie ist Ihr Verhältnis zu Norbert Wetzlar?«, schoss er nun seine nächste Frage ab.
»Ach der«, kam es jetzt flüssig aus ihrem dunkelrot angemalten Mund. »Den sehe ich kaum. Wir haben, würde ich mal so sagen, ein mehr oder weniger neutrales, familiäres Verhältnis zueinander, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
»Nein, verstehe ich nicht«, entgegnete er, säuerlich lächelnd.
»Also«, hob sie ihre Stimme etwas an, während sie den zuvor inhalierten Rauch diesmal langsam durch die Nase ausströmen ließ, »wir haben einander eigentlich nichts zu sagen. Wir respektierten uns. Mehr auch nicht. Genügt das, Herr Kommissar?«
»So, so. Sie hatten also kein intimes Verhältnis miteinander?«
Diese Worte waren ganz leise, aber sehr deutlich nuanciert ausgesprochen worden.
Leona schien zu wanken und setzte sich, wie schon bei ihrer ersten Begegnung, wieder auf die breite Sitzlehne des ausladenden Sessels, der in der Mitte des großen Raumes stand und starrte ihn an. Ein Stück Asche fiel achtlos auf den Boden. Ihr Gesicht war merklich blasser geworden und die Augen irrten unstet zwischen ihm und Genko hin und her. Sie begann tief durchzuatmen.
»Also, das muss ich mir doch nicht bieten lassen«, zischte sie und schaute ihn böse an.
Michael Schlosser beeindruckte ihr Blick nicht im Geringsten.
»Doch, gnädige Frau, das müssen Sie sich gefallen lassen. Wir spielen hier nicht backe, backe Kuchen, sondern ermitteln in einem brutalen Mordfall. Also beantworten Sie bitte meine Frage: Hatten oder haben Sie ein intimes Verhältnis mit Ihrem Schwager, Norbert Wetzlar?«
»Nein!«, platzte es heftig aus ihr heraus, »und ich beantworte jetzt auch keine weiteren Fragen mehr. Wenn Sie künftig etwas von mir wollen, dann wird mein Anwalt dabei sein. Ich muss mir das nicht bieten lassen. Verschwinden Sie aus meinem Haus oder ich rufe die Polizei.«
Er hätte beinahe lauthals aufgelacht. Der letzte Satz war ein echter Treppenwitz und wäre sofort
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