Todesschlaeger - Ein Golferkrimi
kein Schlappschwanz sei. Dann musste ich leider verschwinden, weil der Herr aus dem Zimmer gestürmt kam und sichtlich wutentbrannt nach oben zu den Räumen seines Bruders lief.«
»Konnten Sie dort ebenfalls einen Streit verfolgen?«
»Nein. Leider nicht.«
Er sah ihr das Bedauern deutlich an. Sie hätte bestimmt gerne alles gewusst, was damals zwischen den beiden Brüdern vorgefallen war.
»War denn Norbert Wetzlar an diesem Abend überhaupt zu Hause?«
»Ja. Er ist zwar immer nur sehr unregelmäßig hier im Haus, aber an diesem Abend hatten sie zuvor gemeinsam im Speisezimmer gegessen, was auch nur sehr selten vorkam. Der Streit war erst über eine Stunde später.«
Sie fragten sie noch eingehend über die Bewohner des Hauses aus, erfuhren aber nichts mehr, was sie weiterbrachte. Die Ehefrau des Ermordeten schien ein ausgesprochen leichtlebiges Wesen zu sein und der Bruder schien sich ebenfalls kaum um irgendwelche Konventionen zu kümmern.
Sie entließen die redselige Köchin und verhörten danach noch die beiden Reinigungskräfte, was jedoch vergebliche Liebesmühe war, da diese offensichtlich kaum etwas wussten.
Sie befanden sich schon an der geöffneten Eingangstür, der bullige Security-Mann stand hinter ihnen, als Leona Wetzlar mit einem offenen Zweisitzer einer Nobelmarke davor anhielt und aus dem Wagen stieg. Mehrere Einkaufstüten tragend, näherte sie sich den beiden Beamten, grüßte kurz und wollte an ihnen vorbei, um im Haus zu verschwinden.
»Schön, dass wir Sie nun doch noch antreffen«, stellte sich Michael Schlosser der Frau breitbeinig in den Weg. Sie sah dieses Mal überhaupt nicht wie aus dem Modejournal entstiegen aus, sondern wirkte aufgrund ihrer stilvollen, dunklen Kleidung ausgesprochen vornehm – wäre da nicht das immer noch etwas überschminkte Gesicht gewesen. »Wir müssten leider noch einmal kurz mit Ihnen sprechen.«
»Ich habe aber keine Zeit, Herr Kommissar«, wehrte sie sein Ansinnen schnippisch ab. »Holen Sie sich bitte einen Termin.«
»Wenn Sie jetzt keine Zeit haben, gnädige Frau, muss ich Sie eben vorladen lassen, wenn Ihnen das lieber ist.«
Ihr Kopf fuhr herum und schaute ihn von unten nach oben an. Mit ruckartigen Bewegungen drängte sie sich an ihm und Genko vorbei und machte ein Zeichen, ihr zu folgen. Kalt grinsend folgten er und sein Mitarbeiter der sichtlich genervten Frau in den palastähnlichen Raum. Achtlos warf diese die teuren Einkaufstüten auf die Couch und holte eine Zigarettenschachtel aus ihrer Jackentasche.
»Also, meine Herren, was wollen Sie?«, fauchte sie und begann umständlich eine lange Filterzigarette aus der Schachtel zu fingern.
Rote Punkte zeigten sich auf ihren Wangen, der Kiefer begann zu mahlen.
»Wann ist die Beerdigung Ihres Mannes angesetzt?« wollte Schlosser wissen, obwohl er den Termin kannte.
»In drei Tagen auf dem Waldfriedhof«, erwiderte sie eintönig und zog aus der Zigarettenschachtel ein schmales Feuerzeug.
»Ist Ihnen inzwischen vielleicht eingefallen, wer der Täter sein könnte oder können Sie uns sonst irgendeinen Hinweis geben?«
»Also, wer das getan hat, weiß ich beim besten Willen nicht«, antwortete sie gedehnt und fügte nachdenklich hinzu, »aber ich weiß genau, dass er sich in letzter Zeit sehr stark mit seinem Bruder gefetzt hat.«
Michael Schlosser blieb fast die Spucke weg. Sie beschuldigte hier so ganz nebenbei und scheinbar arglos ihren Schwager und Geliebten. Normalerweise war er kaum aus der Ruhe zu bringen, aber diese Aussage brachte ihn aus dem Konzept.
Genko senkte seinen hageren Kopf angriffslustig und hakte nach:
»Worum ging es denn bei den Streitereien?«
»Norbert wollte immerzu Geld aus der Firma, die ihm zu einem erheblichen Teil gehört, ziehen und Herrmann hatte allmählich die Schnauze gestrichen voll. Ich hab gehört, wie er ihn zwei Tage vor seinem Tod angebrüllt hat, dass die Firma seine beschissene Verschwendungssucht nicht mehr hergebe und er es gefälligst mal mit ehrlicher, sinnvoller Arbeit versuchen soll. Da hat dann auch Norbert, der eigentlich immer relaxt und lustig ist, die Beherrschung verloren und zurückgebrüllt, dass er, also mein Herrmann, irgendwann mal tot umfallen und er dann ohnehin den ganzen Zaster erben würde. Also könne er doch jetzt schon mit der Knete herausrücken. Er könne ihm ja seinen Anteil an der Firma auszahlen. Mehr hab ich nicht mitbekommen, weil mir das zu doof war. Die sind manchmal aufeinander losgegangen, als wären
Weitere Kostenlose Bücher