Todesschlaeger - Ein Golferkrimi
bewegte, ging bei ihr im Raum ein Alarm los und sie musste sofort in das entsprechende Zimmer stürmen und nachsehen, ob eine Gefahr für den Patienten bestand. An diesem Abend, es war scheinbar eine Vollmondnacht, brummten und piepsten unentwegt Alarmgeber und auf dem langen Flur blinkten rote Signallampen über den Zimmertüren. Manchmal mehrere zugleich und sie wusste schon gar nicht mehr, um wen sie sich zuerst kümmern sollte. Im Stillen verfluchte sie ihre Entscheidung, Krankenschwester geworden zu sein und die Gesundheitsreform, die verhinderte, dass ausreichend Personal für ihre schwere Tätigkeit zur Verfügung stand. Gerade heute hätte sie Hilfe dringend benötigt.
Sie hatte soeben wieder zwei Patienten beruhigt, eine Spritze verabreicht und die Alarmauslöser auf null zurückgesetzt, als sie eine Tür auf dem Korridor gedämpft zuschlagen hörte. Schnell schaute sie aus dem Beobachtungszimmer den Flur entlang, konnte aber bis auf das automatische Schließen der Stationsflügeltüren nichts erkennen. Kein Mensch war in der Nähe, kein Kranker auf den Beinen. Verwundert und den Vorfall schnell wieder vergessend, kümmerte sie sich auch schon um den nächsten Alarmfall und half einem stöhnenden Patienten.
Als sie Minuten später wieder in ihrem Aufenthaltsraum ankam, warf sie sich erschöpft in den Schreibtischsessel und griff nach ihrer Kaffeetasse, in der sich längst nur noch kalter Kaffee befand. Erst als sie die Tasse an die Lippen setzte, hörte und sah sie, dass der Oszillograph, der als Kontrollgerät für die Komapatientin zuständig war, eine durchgehende, gerade Linie zeigte, eine Warnlampe unter dem Monitor rot blinkte und ein feiner Piepton durchdringend schrillte. Ihr war augenblicklich bewusst, dass dies schon eine geraume Weile der Fall sein musste und sie es in ihrer Erschöpfung beim Eintritt nicht mehr registriert hatte. Erschrocken sprang sie auf, goss sich zu allem Überfluss noch einen kleinen Schluck Kaffee über ihren weißen Kittel und stürmte in das Komazimmer. Sie sah die Patientin und den Monitor, der die Herztätigkeit anzeigte, und wusste sofort, dass sie einen erweiterten Alarm auslösen und den Bereitschaftsarzt, der sich in einer anderen Abteilung irgendwo im Haus befand, rufen musste.
Nur wenige Minuten später hastete ein höchstens dreißig Jahre alter Arzt, erkennbar an seinem weißen Kittel und dem Stethoskop, das aus der Brusttasche heraushing, in den Raum, schaute kurz auf die Kontrollgeräte, überprüfte den Pulsschlag der Patientin und schüttelte bedauernd den Kopf.
»Hier können wir nichts mehr machen, Schwester Monika«, stellte er resigniert fest. »Eigentlich hatten wir Frau Walden ganz gute Überlebenschancen eingeräumt, aber sie hat es eben doch nicht geschafft. Ich sorge dafür, dass sie in die Obduktion kommt. Kümmern Sie sich wieder um Ihre Aufgaben, hier können Sie nichts mehr tun und es war auch nicht Ihre Schuld.«
»Vielen Dank, Herr Doktor«, bedankte sie sich und verließ schnell den Raum. Sie war erleichtert, dass er nichts gefragt hatte, denn sonst hätte sie ihm mitteilen müssen, dass sie den Vorfall erst viel zu spät bemerkt hatte und dann wäre es unweigerlich zu der Frage gekommen, ob sie den Tod der Frau mitverschuldet hatte. Sie würde sich demnächst nach einer anderen Tätigkeit umschauen. Wenn Politiker der Meinung waren, sie könnten im Gesundheitswesen wie die Irren sparen, koste es was es wolle, dann mussten sie künftig auch auf ihre Mitarbeit verzichten.
Der junge Arzt schrieb einen kurzen Bericht in dem die Todeszeit, 22.08 Uhr, festgehalten wurde und ließ die Leiche in die Kellerräume zu Doktor Maasen schaffen. Dieser sollte nun die Todesursache feststellen und alles Weitere veranlassen.
16
Ungeduldig schurrten die Anwesenden mit den Beinen. Rauchen war nicht erlaubt. Auf einer weißen Plastiktafel standen einige Zahlenreihen, teilweise verbunden durch Pfeile. Genko Genske lehnte an der geöffneten Tür und hielt nach seinem Vorgesetzten Ausschau. Es war bereits zwanzig Minuten nach dem vereinbarten Zeitpunkt und durchaus nicht der Normalfall, dass sein Chef nicht pünktlich zu Besprechungen erschien, schon gar nicht nach einem Wochenende. Endlich kam der sehnsüchtig Erwartete um die Ecke, das linke Bein heftig hinterherziehend.
»Gott sei Dank!«, rief Genko Michael Schlosser schon von weitem entgegen, »ich dachte schon, dir sei etwas passiert.«
Dieser verzog nur das Gesicht zu einer
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