Todesschlaeger - Ein Golferkrimi
gequälten Fratze und trat, die Hände entschuldigend hochhebend, in den Raum:
»Pardon, meine Damen und Herren. Ich wurde noch aufgehalten. Fangen wir bitte gleich an. Wie stehen die Wetzlar-Werke wirtschaftlich da?«
Er schaute erwartungsvoll in die Runde.
Eine kleine, dunkelhaarige, streng wirkende Frau unbestimmbaren Alters trat nach vorne an die Tafel, nickte ihm kurz zu und begann darzulegen:
»Wie Genko mir mitgeteilt hat, sind die Eigentumsverhältnisse des Unternehmens hinreichend bekannt. Herrmann Wetzlar hielt sechzig Prozent, Norbert Wetzlar dreißig Prozent und Georg Walden die restlichen zehn Prozent laut Handelsregisterauszug, so dass ich gleich auf die wirtschaftlichen Verhältnisse eingehen werde. Das Unternehmen ist derzeit mächtig knapp bei Kasse. Trotzdem kam sie allen Zahlungsverpflichtungen bisher, wenn auch etwas zögerlich, nach. Die Bonität und das Rating hat sich von zwei-komma-drei auf drei-komma-sechs verschlechtert. Die Hausbank würde am liebsten aussteigen. Die Geldknappheit kam durch Forschungs- und Entwicklungskosten, Investitionen einhergehend mit Umsatzsteigerungen zustande. Ich habe hier die Zahlen aufgeschrieben, die das verdeutlichen.«
Sie zeigte mit einem Stift auf die Zahlenkolonnen und erklärte den Zuhörern noch eine Weile die Zusammenhänge.
»Nun zu den positiveren Punkten«, fuhr sie fort. »Das Unternehmen soll im Augenblick drei neuartige, bahnbrechende Produkte in der Pipeline haben, wird in Fachkreisen gemunkelt. Genaues weiß man nicht, weil so etwas geheim gehalten wird.«
»Bedeutet das, dass das Unternehmen, wenn alles gut geht, eine Goldgrube werden kann?«, fragte Michael Schlosser interessiert.
»Genau das. Es kann aber auch wegen Illiquidität abstürzen und dann würden sich die Geier daran laben. Aber weiter: Ich habe ferner die Firma beim Finanzamt durchgecheckt. Dieser Betrieb wird so sauber geführt, dass es schon fast unwahrscheinlich ist. Es wurde erst vor einem halben Jahr eine umfangreiche Betriebsprüfung durchgeführt, die erfahrungsgemäß bei einem derartig großen Unternehmen über zwei Wochen dauert und an der mehr als zehn Prüfer vom Finanzamt beteiligt sind.«
»Sakra!«, brüllte Genko los. »Für solch eine Scheißprüfung, bei der es doch nur um Geld geht, werden mehr als zehn Beamte eingesetzt und wir hier haben nur sechs Beamte für unsere Abteilung zur Verfügung?«
»Na klar«, grinste ihn die kleine Frau boshaft an, »was denkst du denn Genko. Wir müssen uns ja nur um Triebtäter, Mörder, Gewalttäter, Mafiosi und was weiß ich noch kümmern. Das ist in unserem Staat inzwischen bei weitem nicht mehr so wichtig wie Geld. Steuern heißt das Zauberwort. Egal wie und woher. Wenn wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung ermittelt wird, sind Riesenaufgebote an Polizei und Steuerfahndern selbstverständlich und die mutmaßlichen Täter müssen plötzlich ihre Unschuld beweisen. Einem Gewalttäter aber, muss man die Schuld beweisen und wenn sie dann bewiesen ist, findet sich schon irgendein Soziologe, Geistlicher oder Psychologe, der eine Entschuldigung bereit hält und das Opfer wird Nebensache. Und wenn das nicht klappt, holt ihn vielleicht so ein windiger Anwalt wider besseren Wissens heraus und kassiert dafür auch noch vom Staat.«
Die Anwesenden schwiegen betroffen und Michael Schlosser sah der kleinen Frau deutlich an, dass sie stark verbittert war. Er konnte es teilweise sogar nachempfinden.
»Das ist eine zu enge Sichtweise«, hielt er entgegen, um die Ausführungen der kleinen Frau nicht unwidersprochen im Raum stehen zulassen. »Wir haben zwar mit zu wenig Personal und zu geringen finanziellen und teilweise auch rechtlichen Mitteln zu kämpfen, aber es liegt an uns, ob wir Gewaltstraftäter schnappen oder nicht. Was an Mitteln fehlt, müssen wir eben durch Engagement ersetzen. Also fahren Sie bitte mit Ihrem Bericht fort.«
Ein Blick in die Runde zeigte ihm deutlich, dass die meisten eher zu der Ansicht der kleinen Frau neigten und teilweise keine Lust auf mehr Engagement hatten, wenn sie dafür von den Politikern und Medien nur allzu häufig niedergemacht wurden.
Sichtlich verlegen setzte sie ihren Bericht fort:
»Also, es wurde nichts, aber auch gar nichts gefunden. Nicht einmal eine fehlerhafte Spesenrechnung oder Ähnliches. Das Unternehmen ist in jeder Hinsicht sauber. Das gilt übrigens auch für sämtliche Bankkonten der Firma und von Herrmann Wetzlar, genauso wie von Leona und Norbert Wetzlar.
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