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Todesschlaeger - Ein Golferkrimi

Titel: Todesschlaeger - Ein Golferkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Lebek
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allen Poren. So ging es ihm immer, wenn er vor einem schier unlösbaren Rätsel stand. Der Bericht in seiner Hand machte ihn richtiggehend irre. Danach hätte die Frau nie sterben dürfen. Sie hätte eigentlich bald aus dem Koma aufwachen müssen. Die Operation war sehr gut verlaufen und Komplikationen waren nicht eingetreten. Und nun lag sie vor ihm auf dem Seziertisch. Er hasste diese Untersuchungen, bei denen der Tod unerwartet eingetreten war, denn fast immer war die Folge, dass er irgendeinen Fehler oder eine Schluderei eines Kollegen oder des Pflegepersonals nachwies, was dann für den jeweils Betroffenen in der Regel fatale Folgen hatte. Als hätten gerade diese Menschen nicht schon genug Ärger und Stress. Schwer ausatmend begann er sorgfältig die Leiche zu öffnen und flüsterte jeden Schritt und jedes Ergebnis in ein Mikrofon, welches an seinem Kragen befestigt war. Später würden die Aufzeichnungen von einer Sekretärin zu Papier gebracht werden und lieferten die Grundlage für den abschließenden Bericht.
    Schnell stellte er fest, dass sämtliche Operationsschritte von dem Ärzteteam fehlerfrei ausgeführt worden waren. Erleichtert konstatierte er diese Tatsache ins Mikrofon. Als Nächstes forschte er nach möglichen Folgekomplikationen.
    Fehlanzeige.
    Mühsam und gründlich machte er Schritt für Schritt, Schnitt für Schnitt weiter und drang immer tiefer in die inneren Schichten der Toten ein, bis er zum Herzen und den Lungen kam. Vorsichtig begann er sie zu öffnen.
    »Das darf doch nicht wahr sein!«, brüllte er plötzlich los. »Das kann nicht wahr sein!«
    Noch einmal fixierte er die aufgeschnittene Lunge und nickte hektisch. Die Frau war eindeutig an einer Embolie gestorben, aber an keiner natürlichen, das konnte er sofort feststellen. So problematisch normalerweise nachträgliche Feststellungen von Embolien waren, hier konnte er die Anzeichen noch sehr deutlich erkennen. Die Blutleere in den Gefäßen und deren Farbe sprachen Bände. Aber wie war die Luft in die Blutbahn und dann weiter in die Lungen gekommen? Es musste eine sehr große Menge Luft gewesen sein?
    Monoton flüsterte er seine Erkenntnisse wieder in das Mikrofon und suchte weiter. Auf dem Unterarm und in der Ellenbeuge des linken Armes befanden sich mehrere Einstiche, von denen einer so frisch und groß war, dass durch dieses Loch die Luft eingespritzt worden sein musste. Der Einstichkanal wies ganz klar auf eine gut sichtbare Ader des Armes. Die Frau war eindeutig auf diese Weise ermordet worden.
    Mit langsamen, schweren Schritten begab er sich zum Telefon, rief die zuständige Polizeidienststelle an und erstattete Meldung. Danach nahm er einen klobigen Fotoapparat aus der Schublade und machte etliche Bilder von der Einstichstelle und dem aufgeschnittenen Brustraum.

     

18
    Michael Schlosser saß an seinem Schreibtisch, als Genko Genske am späten Nachmittag, nach dem Begräbnis Herrmann Wetzlars, das Büro betrat. Er las, wie fast jeden Tag um diese Zeit, die eingegangenen Meldungen aus anderen Dienststellen, schlürfte genüsslich seinen Kaffee und biss gedankenverloren von einem belegten Brötchen, welches er sich kurz zuvor im KaDeWe besorgt hatte, einen gewaltigen Happen ab. Kauend blätterte er eine Seite weiter, raschelte noch einmal kurz mit dem Papier und schrie plötzlich aus heiterem Himmel so heftig los, dass dem Hageren der Kugelschreiber aus der Hand fiel und dieser ihn mit großen Augen anblickte.
    »Was ist denn los, Chef?«, fragte Genko.
    Der Hauptkommissar starrte auf ein Blatt, das er in der einen Hand hielt, während er mit der anderen Hand unentwegt auf dasselbe Papier klopfte.
    »Hör dir das an!«, brüllte er los. »Mord im Kreiskrankenhaus Strausberg! Die Komapatientin Mira W. wurde gestern Abend von einem Unbekannten im Komaraum des Krankenhauses ermordet. Vom Täter fehlt noch jede Spur. Was sagst du dazu?«
    Er schaute nach dieser Frage seinen Mitarbeiter auffordernd an und bemerkte, wie dieser ihn mit einem fragenden Blick ansah.
    »Was soll ich dazu schon sagen? Dieser Mord fällt doch wirklich nicht in unseren Zuständigkeitsbereich. Worauf willst du hinaus, Chef?«
    Michael Schlosser kümmerte sich aber nicht mehr um die Reaktion seines Mitarbeiters, sondern begann im polizeiinternen Telefonbuch zu blättern. Als er gefunden hatte, wonach er suchte, griff er nach dem Telefonhörer, wählte eine Nummer und wartete geduldig, bis auf der anderen Seite abgenommen wurde.
    »Hier Hauptkommissar

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