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Todesschlaeger - Ein Golferkrimi

Titel: Todesschlaeger - Ein Golferkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Lebek
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doch immer noch der Ermordete Hauptaktionär?«
    »Da sind Sie aber im Irrtum«, grunzte der Anwalt selbstzufrieden, »das Erste wofür ich gesorgt habe, war nach Erhalt des Totenscheins, die Ausstellung des Erbscheins sowie die Eröffnung und der Vollzug des Testaments. Da alles klar und völlig unproblematisch war, konnte dies komplett gestern Vormittag über die Bühne gehen. Gestern Nachmittag fand ebenfalls eine außerordentliche Hauptversammlung statt, bei der Herr Notar Grodert als Vorsitzender des Aufsichtsrats gefeuert wurde und so weiter. Es hat alles seine Richtigkeit und dient ausschließlich der unbedingt notwendigen Handlungsfähigkeit des Unternehmens. Weitere firmeninterne Auskünfte müssen und werden wir Ihnen nicht geben, Herr Hauptkommissar.«
    Wie man so schnell an einen Erbschein kommen konnte, war Schlosser rätselhaft, aber er unterließ trotzdem diesbezügliche Fragen, da er sich die Antwort denken konnte: Vitamin B.
    Er sah, wie Leona Wetzlar sich auf dem Stuhl hinter dem Schreibtisch räkelte und an einem Fingernagel herumzufeilen begann. Er spürte ihre Sicherheit und stellte seine Strategie um:
    »Welches Fahrzeug benutzen Sie, gnädige Frau?«
    Freundlich und sanft schaute er ihr in die Augen.
    Noch ehe der Anwalt eingreifen konnte, antwortete sie:
    »Einen hellblauen Mercedes SLK 320. Warum?«
    »Nur so«, wich er aus. Er freute sich, dass sie ein derartig markant aussehendes Fahrzeug benutzte. »Fahren Sie den Wagen allein oder kann ihn auch jemand anderes benutzen?«
    »Den benutze nur ich und sonst niemand.«
    »Sie können also ausschließen, dass Ihr Wagen, an dem Tag, als Ihr Mann ermordet wurde, von jemand anderes benutzt wurde?«
    »Ja, sicher«, kam es achselzuckend aus ihr heraus. Grinsend blickte sie zu ihrem Anwalt, hauchte kurz ihre Fingernägel an und feilte kräftig weiter.
    Sehr gut, dachte Schlosser, und stellte ganz leise seine nächste Frage:
    »Sie sagten mir bei unserer ersten Unterhaltung, dass Sie sich zur Zeit der Tat hier im Haus aufhielten. Bleiben Sie dabei?«
    Das Grinsen verschwand von ihrem Gesicht. Das Feilen wurde unterbrochen. Der Anwalt wollte schon eingreifen, als sie stockend antwortete:
    »Ja, wieso? Ich war hier und hab’ geschlafen.«
    »Herr Peter Wolf hat aber glaubwürdig ausgesagt, dass Sie gegen fünf Uhr morgens am Tag der Ermordung Ihres Gatten seine Wohnung in Charlottenburg verließen. Was haben Sie dazu zu sagen, gnädige Frau?«
    »Also, das geht zu weit, Herr Hauptkommissar«, mischte sich nun der Anwalt ein. Auch sein selbstsicheres Grinsen war spurlos verschwunden. »Ich will erst einmal Akteneinsicht haben.«
    »Sparen Sie sich das, Herr Anwalt«, fauchte er den dürren Mann an. »Frau Wetzlar wird als Zeugin und nicht als Beschuldigte befragt. Wenn Sie Ihre Klientin zur Beschuldigten machen wollen, können Sie sie ja über Ihre Rechte belehren. Ansonsten lassen Sie Frau Wetzlar doch alleine antworten, Herr Anwalt!«
    Die letzten Worte hatte er laut und hart ausgesprochen. Trotzdem zeitigten seine scharfen Worte keine Wirkung bei dem Mann.
    »Ich bin sofort hierher nach Hause gefahren und habe mich hingelegt«, beantwortete Leona Wetzlar die Frage, noch ehe der Anwalt wieder einschreiten konnte.
    Der schon geöffnete Mund Hausmäusels schloss sich wieder, die Schultern sackten ein wenig ab.
    »Sehen Sie Frau Wetzlar, das ist nun aber mehr als verwunderlich. Ihr eigenes Wachpersonal hatte Ihre Ankunft mit acht Uhr zwanzig schriftlich festgehalten. Also, wo waren Sie zwischen fünf Uhr und acht Uhr zwanzig?«
    Sie wurde kreidebleich und wollte schon zu einer verzweifelten Erklärung ansetzen, als der Anwalt sie zurückhielt:
    »Sagen Sie nichts mehr, Frau Wetzlar. Der Hauptkommissar hat kein Recht, solche Fragen zu stellen. Ich fordere Sie hiermit auf, meine Klientin nicht mehr weiter zu befragen. Sie macht keine Aussagen mehr. Halten Sie bitte künftig den vorgeschriebenen Rechtsweg ein, Herr Hauptkommissar, sonst sehe ich mich gezwungen, eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Sie loszulassen. Auf Wiedersehen, Herr Hauptkommissar.«
    Michael Schlosser war klar, dass er nun nicht mehr weiterkam. Schwer atmend verabschiedete er sich und warf verärgert die Tür hinter sich zu. Diese Frau hatte kein Alibi während der Tatzeit und an seiner Abteilung würde es nun liegen, ihr nachzuweisen, dass sie am Tatort war. Dann konnte ihr auch dieser gewiefte Anwalt kaum mehr helfen.
    Sein linkes Bein hatte wieder stark zu schmerzen begonnen.

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