Todesschlaeger - Ein Golferkrimi
Letzterer zeichnet sich eigentlich nur dadurch besonders aus, dass er auf ziemlich großem Fuß lebt und der Kontostand häufig gegen null tendiert. Das notwendige Kleingeld für Norbert Wetzlars Lebenswandel kam stets von seinem Bruder oder aus ganz legalem Geldfluss aus dem Unternehmen. Sämtliche Kontenbewegungen waren nachvollziehbar und sind als sauber einzustufen. Dasselbe gilt übrigens auch für die Familie Suller und die Herren Walden und Miller, die bei dieser Gelegenheit auf Veranlassung des Kollegen Genske gleich mit durchgecheckt wurden. Mehr habe ich nicht zu sagen.«
Bei diesen Worten richteten sich sämtliche Augen auf Genko, der auf seinem Stuhl sitzend noch ein wenig wuchs. Sie schloss ihren Vortrag mit einem burschikosen Nicken und setzte sich wieder auf ihren Platz. Als Nächstes trat ein blonder Hüne mit blauen Augen nach vorne und begann in seiner Jackentasche nach Zetteln zu kramen. Als er endlich den Richtigen gefunden hatte, setzte er sich linkisch eine kleine Brille auf und las vor:
»Herrmann Wetzlars erste Frau, Sybille Meinert, lebt seit über zwanzig Jahren in Freiburg, Breisgau. Das gemeinsame Kind mit Herrmann Wetzlar, männlich, auf den Namen Frederik getauft, ist vor zwei Jahren in den Alpen beim Skifahren abgestürzt. Man hat ihn nach einer groß angelegten Suche abseits der Piste in einer Schlucht tot aufgefunden. Die zweite Ehefrau, Veronica Wetzlar, lebt seit ihrer Scheidung auf einer Finca in Südspanien. Beide waren zur Tatzeit nachweislich in ihren derzeitigen Wohnorten. Mehr gibt es hierzu nicht zu sagen.«
»Bedeutet das, dass es bei den Wetzlars nur noch Norbert und Leona als direkte Familienmitglieder gibt?«, fragte der Michael Schlosser und schaute den Sprecher mit hochgezogenen Augenbrauen an.
»Genau das ist der Stand der Dinge. Aus der direkten Linie der Wetzlars lebt nur noch Norbert Wetzlar. Weitere Nachkommen sind nicht vorhanden. Norbert Wetzlar hat keine Kinder, auch keine unehelichen.«
»Jedenfalls sind noch keine bekannt. So war’s bei einem Boris B. am Anfang auch«, kommentierte einer der Anwesenden und ein leises Gelächter kam auf, welches der blonde Hüne dazu nutzte, sich zu setzen.
»Was machen die Blutspritzer auf den Schuhen von Alexander Suller?«, fragte Michael Schlosser seinen engsten Mitarbeiter.
»Ich habe inzwischen bereits zum x-ten Male nachgefragt. Das Labor hat Schwierigkeiten die Blutgruppe zu identifizieren. Um Menschenblut handelt es sich in jedem Fall und morgen Nachmittag wollen sie das Ergebnis haben. Dann wissen wir mehr.«
»Prima. Dann kannst du ja nachher zur Beerdigung von Herrmann Wetzlar gehen und deine Augen und Ohren offen halten. Vielleicht erfährst du etwas Wichtiges, Genko«, wies er den Hageren an und zwinkerte ihm zu.
Er wusste, dass sein Mitarbeiter Beerdigungen liebte, da es danach häufig einen angenehmen Imbiss gab. Dabei konnte man so schön belanglos plaudern und nebenbei Informationen sammeln.
»Hat noch jemand etwas?«, fragte er in die Runde und schaute sich um. Da er ein einhelliges Kopfschütteln registrierte, fuhr er fort:
»Leona Wetzlar fährt ein hellblaues Mercedes-Cabriolet, Kennzeichen wird Ihnen noch mitgeteilt, und könnte sich zur Zeit des Mordes eventuell auf der Golfanlage befunden haben. Auf dem Parkplatz kann es nicht gewesen sein, denn das hätten die Sullers bemerkt. Morgen überprüft ihr bitte die Umgebung des Golfplatzes, ob sie wo anders gestanden haben kann und auf dem Platz gewesen sein kann. Wenn ihr ein Resultat habt, informiert mich bitte sofort. Noch Fragen?«
Da sich niemand mehr meldete, bedankte er sich und entließ sie. Genko blieb als Einziger zurück und schaute ihn mit großen Hundeaugen abwartend an. Deshalb informierte er ihn nun umfassend. Danach diskutierten sie noch eine Weile über den Fall und den möglichen Tathergang und stellten fest, dass sie der Lösung noch nicht wesentlich näher gekommen waren. Er wusste, dass sein Mitarbeiter immer noch Alexander Suller als den sicheren Täter ansah, er selbst dachte mehr an Leona, aber auch die Rolle Norberts bereitete ihm ein innerliches Unbehagen. Zu sauber, ja fast schon geplant, kam ihm dessen Alibi vor. Wo war nur der gemeinsame Nenner?
Nachdenklich blieb er sitzen, das linke Bein entspannt weit von sich streckend, als Genko sich zur Beerdigung Herrmann Waldens aufmachte.
17
Obwohl es in den Kellerräumen des Kreiskrankenhauses in Strausberg lausig kalt war, schwitzte der ältliche Pathologe aus
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