Todesschlaeger - Ein Golferkrimi
den schmucklosen Wänden des Büros hingen und markierte mit einer Nadel den Standort des Mastes und zog entsprechend dem Maßstab der Karte einen Kreis mit einem Lineal um diesen Punkt. Aufmerksam, mit der Hand sich beständig am Kinn kratzend und die Stirn in Falten gelegt, verfolgte Genko seine Bewegungen.
»Waldens Haus liegt nicht allzu weit von diesem Mast entfernt, aber auch das Kreiskrankenhaus liegt, wenn auch fast an der Peripherie, noch darin«, stellte er ernst fest. »Da aber ganz klar feststeht, dass er von zu Hause aus angerufen hat, wäre noch die Frage zu klären, ob es möglich ist, in einer Zeitspanne von knapp acht Minuten von dort zum Krankenhaus zu fahren, hineinzugelangen, einen Mord zu begehen und dann wieder nach Hause zu fahren und, als wäre nichts geschehen, weiter zu telefonieren.«
»Ha, ha, ha«, lachte der Hagere gezwungen, unecht auf. »Das wäre sogar für den abgebrühtesten Profikiller eine Nummer zu dick, Chef.«
Als Nächstes ließ er Genko noch eine komplette Liste ausdrucken und forderte ihn auf, sämtlichen Rufnummern Namen und Anschriften zuzuordnen und die Liste anschließend wieder an ihn zurückzugeben.
»Geht in Ordnung, Chef«, nickte der Hagere und fuhr fort: »Bei dieser Idiotenarbeit können mir unsere Kollegen bestens helfen. Die ist genau auf sie zugeschnitten.«
Im Nu war er mit der umfangreichen Liste aus dem Raum verschwunden.
Genko betrat, wie gewohnt geräuschvoll, gerade in dem Augenblick wieder das Büro, als Schlosser einen Telefonhörer am Ohr hielt und angespannt lauschte. Er machte seinem Mitarbeiter ein Handzeichen, um ihm klar zu machen, dass er leise sein solle. Er hatte kaum seinen kurzen Dialog beendet, da drang auch schon Genko mit einer Frage auf ihn ein:
»Was ist denn los, Chef? Du siehst ja so enttäuscht aus.«
Langsam hob Michael Schlosser seinen Kopf und schaute seinen Mitarbeiter, leicht mit den Zähnen knirschend, an.
»Ich weiß nicht warum, aber ich hatte gehofft, dass die Kollegen in Strausberg etwas herausfinden, was den Fall aufhellen würde. Das Gegenteil scheint der Fall zu sein. Die Entfernung zwischen dem Haus von Walden und dem Kreiskrankenhaus ist so groß, dass sie, schnell gefahren und ohne Aufenthalt, ziemlich genau sieben Minuten dauert und …«
»Himmelherrgott«, unterbrach ihn der Hagere und klatschte mit der rechten Hand leicht in seine linke Handfläche. »Das bedeutet, dass Walden während einer der beiden Gesprächspausen nicht von seinem Haus in das Krankenhaus und wieder zurückgefahren sein, geschweige denn, dazwischen sogar noch einen Mord ausgeführt haben kann. Er scheidet also als Täter aus. Punkt.«
»So sieht’s aus. Ferner wurde auch kein Mercedes-Geländewagen in der fraglichen Zeit in der Nähe des Krankenhauses gesehen. Es wurde zur Tatzeit auch keine fremde Person gesehen. Wie ich allerdings soeben erfahren habe, besuchte am Abend vor dem Mord ein unbekanntes, männliches, erwachsenes Wesen Frau Walden am Krankenbett. Das war kurz nach dem Besuch der Großeltern nebst Tochter und kurz vor dem Besuch von Georg Walden. Ansonsten fiel, wie schon gesagt, niemandem etwas auf. Das Tatwerkzeug, die Spritze, die ein ziemlich großes Kaliber gewesen sein muss, wurde auch nicht gefunden.«
»Warum muss es sich um eine ziemlich große Spritze gehandelt haben?«, wunderte sich der Hagere und schaute ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.
»Weil der Einstich auf eine dicke Kanüle schließen ließ und laut ärztlichem Bericht der Tod nur durch eine hohe Luftmenge herbeigeführt werden konnte.«
»Ach so«, nickte Genko.
Er fuhr resigniert fort:
»Wie du siehst, Genko, sind diese Ermittlungen im Augenblick etwas festgefahren.«
»Ja, wären unsere auch, wenn ich da nicht meinen einzigen, wirklichen Tatverdächtigen, Alexander Suller, hätte«, hielt der Hagere böse feixend entgegen, um sofort wieder ernst zu werden. »Das Labor wollte doch längst …«
Er ließ den Satz unvollendet, griff zum Telefonhörer, wählte eine Nummer und zischte vor sich hin: »Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, dann muss eben der Berg zum Propheten kommen.«
Der Hauptkommissar schmunzelte bei diesem Kommentar und hörte mit Vergnügen zu, wie Genko sein telefonisches Gegenüber herunterputzte, warum das Ergebnis der Blutspurenuntersuchung immer noch nicht vorläge. Nach einigen Sätzen hörte er ihn plötzlich lostrompeten:
»Sie damischer Depp, Sie! Dann schicken Sie mir umgehend einen Kurzbericht mittels
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