Todesschlaeger - Ein Golferkrimi
Kurier hierher. In dreifacher Ausfertigung. Zwei Ausfertigungen benötigen der Staatsanwalt und der Richter. Den umfassenden Bericht können Sie später einreichen. Es ist Gefahr, Fluchtgefahr, im Verzuge. Haben Sie verstanden?«
Er schaute mit großen Augen auf und der Hagere lauschte in den Hörer, um dann wieder zu brüllen:
»Das ist mir scheißegal. Machen Sie diese Untersuchung, wann Sie wollen und schicken Sie mir auch dieses Ergebnis schleunigst zu. Auf Wiedersehen.«
Nach diesen Worten knallte der Hagere den Hörer auf die Auflageschale und jubelte los:
»Ich hab’s doch gesagt, Chef! Ich hab’s gerochen, Chef! Wir müssen gleich zum Staatsanwalt und einen Haftbefehl für diesen Alexander Suller beantragen.«
Michael Schlosser musste grinsen. Sein Mitarbeiter war schier aus dem Häuschen. Sein Adamsapfel tanzte wieder wie verrückt auf und ab und das Gesicht war puterrot geworden, die hagere Brust aufgebläht und die Augen strahlten.
»Immer langsam mit den jungen, scheuen Pferden, Genko«, bremste er auflachend den Eifer seines engsten Mitarbeiters. »Was hat das Labor denn festgestellt?«
»Erst hat mich so ein Laborant voll gelabert, dass die Bestimmung der Blutgruppe wegen der Art der Proben nur sehr schwierig ist und soeben hat er die Katze aus dem Sack gelassen, dass es sich um die Blutgruppe AB negativ handelt.«
»Und die Blutgruppe Herrmann Wetzlars war ebenfalls AB negativ? Richtig?«
»Richtig. Und es handelt sich um eine seltenere Blutgruppe. Sie wollten das Ergebnis erst dann an uns weiterleiten, wenn sie auch eine Genuntersuchung abgeschlossen haben, was aber, wie gesagt wegen der Schwierigkeiten, noch eine ganze Weile dauern kann«, vollendete der Hagere seinen Bericht.
Michael Schlosser wusste, dass sein Mitarbeiter bereits in Gedanken dabei war, zu überlegen, welche Unterlagen er benötigte, um den erforderlichen Haftbefehl problemlos zu erhalten. Aber was war das mit dem genetischen Fingerabdruck?
»Der genetische Fingerabdruck kommt also erst später?«, wollte er erstaunt wissen. So lange brauchten die Labore sonst nicht. Die Proben schienen in diesem Fall wirklich mehr als problematisch zu sein. Aber was war an diesem Fall nicht problematisch?
»Können denn die Blutspuren nicht auch durch das Laufen durch blutgetränktes Gras auf die Schuhe gekommen sein, Genko?« wollte er nachdenklich wissen.
»Aber nein, Chef«, winkte der Hagere lachend ab. »Zum einen hat uns die Spurensicherung mitgeteilt, dass im großen Umkreis um das Sandhindernis herum keinerlei Blutspuren gefunden wurden, zum anderen wurde mir soeben gesagt, dass die Blutspritzer von oben auf die Schuhe getropft sein müssen. Es kommen also nur die Spritzer, die durch die Tat aufgetreten sind, infrage.«
»Du bist dir also sicher?«
»Es sind zwar bisher nur Indizien und keine eindeutigen Beweise, aber sie dürften für eine Inhaftierung genügen, zumal die Blutgruppe, wie gesagt, zu den selteneren gehört. Habe ich diesen Alexander Suller erst einmal hier, dann bekomm’ ich schon die ganze Wahrheit aus diesem frechen Bengel heraus, Chef.«
»Willst du wirklich, trotz der dünnen Beweislage, so vorgehen?«, fragte er noch einmal nach.
»Klar! Wenn der Staatsanwalt mitspielt«, nickte Genko bestätigend.
Schulterzuckend gab er ihm die Erlaubnis, den Haftbefehl zu erwirken. Er selbst besorgte sich Bilder von allen Verdächtigen, scannte sie ein und schickte sie per E-Mail an seinen Kollegen in Strausberg mit der Bitte, herauszubekommen, ob einer von ihnen die unbekannte Person war, welche die Komapatientin vor dem Mord aufgesucht hatte. Sollte einer der Verdächtigen diese Person gewesen sein, konnte er unter Umständen weiterkommen.
20
Der Wind strich an diesem Nachmittag sanft durch die kleine Straße in Lichterfelde und wehte einige Blätter den schmalen Bürgersteig entlang, als Genko Genske gemeinsam mit zwei Polizeibeamten in einem Streifenwagen vor dem kleinen, gepflegten Haus, in dem die Sullers wohnten, vorfuhr und schwungvoll in der Einfahrt einparkte.
»Du bleibst hier am Eingang und lässt keinen das Grundstück verlassen«, wies er den Fahrer, noch im Fahrzeug sitzend, an und wandte sich weiter an den Beifahrer:
»Du kommst als Zeuge mit.«
Sie stiegen aus. Der Fahrer postierte sich breitbeinig, die Hände auf dem Rücken haltend, wie angeordnet am Gartentor, während Genko genüsslich auf den verblichenen Klingelknopf drückte. Nach einer kurzen Weile schnarrte das Schloss und
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