Todesschlaeger - Ein Golferkrimi
konnte gut sein, dass sich daraus neue Hinweise ergaben. Für ihn waren sowohl Leona Wetzlar wie auch der Bruder des Ermordeten viel eher Tatverdächtige, als Alexander Suller. Sie hatten viel eher ein Motiv, als dieser, es sei denn, er war wirklich der Täter und von einem der beiden Reichen für diese Tat bezahlt worden. Wie passte dann aber der Tod Mira Waldens ins Bild? Wo gab es Querverbindungen oder handelte es sich um zwei völlig voneinander unabhängige Morde?
Vor dem Haus wollte er gerade auf den Klingelknopf drücken, als von innen die Tür geöffnet wurde, eine ältere Frau das Haus verließ und ihm die Tür offen hielt. Dankbar nahm er das Angebot an, stieg leicht ächzend die zwei Etagen nach oben und suchte nach dem Klingelknopf. Als er keinen entdecken konnte, sah er den schweren, bronzenen Klopfer, der für diese alten Berliner Häuser so typisch war. Kräftig schlug er zweimal gegen die Tür. Nur Sekunden später, als hätte der Besitzer der Wohnung unmittelbar hinter der Tür gestanden, wurde sie einen kleinen Spalt geöffnet und das müde, diesmal erstaunlicherweise rasierte Gesicht des Hausherrn erschien in der Öffnung und starrte ihn an. Er spürte sofort, dass er ein ungebetener Besucher war und wurde auch prompt angemeckert:
»Was wollen Sie hier, Herr Kommissar? Ich habe keine Zeit.«
»Ich muss nur noch einige Fragen stellen und bin ganz schnell wieder weg«, antwortete er so höflich wie möglich.
Er wusste jetzt, dass er in einem mehr als ungünstigen Moment erschienen war und er liebte diese Situationen, denn, wenn er dann in ein Gespräch kam, wurden die Gesprächspartner häufig sehr redselig und unvorsichtig, nur um ihn schnell wieder los zu werden.
»Sie erlauben, dass ich eintrete?«
Mit diesen Worten schob er die Tür kräftig ein ganzes Stück auf und stellte seinen Fuß in den Spalt.
»Nein, das passt mir heute überhaupt nicht. Ich erwarte Besuch und will mich dazu noch etwas zurecht machen.«
Durch die Zähne gepresst waren diese Worte herausgekommen. Das Gesicht war zu einer Fratze verzogen. Hass schlug ihm entgegen. Ohnmächtiger Hass.
»Ich verschwinde auch sofort wieder, wenn Ihr Besuch kommt und Sie können sich getrost in meinem Beisein zurecht machen, Herr Wolf«, grinste er den Mann an und schob die Tür so weit auf, dass er sich an ihm vorbeidrücken konnte.
»Das ist Hausfriedensbruch!«, zeterte der Hausherr und warf mit einem lauten Knall die Tür ins Schloss. »Ich hab’ Ihnen doch schon alles gesagt.«
Es hörte sich mehr wie ein Jammern an, fast weinerlich.
»Das schon, Herr Wolf, ich habe mir nur leider nichts notiert«, log er ungeniert und ging, sich gründlich umschauend, ins Wohnzimmer und blieb mitten im Raum stehen.
Es hatte sich nichts verändert, das stellte er schnell fest. Sogar der zerknitterte Morgenrock, den der leicht zitternde Hausherr trug, war identisch.
Er drehte sich langsam um und fixierte mit festem Blick sein Gegenüber.
»Sie sagten damals aus, dass Sie Politologie studieren. Wie verdienen Sie sich denn Ihren Lebensunterhalt?«
»Das geht Sie gar nichts an, Herr Kommissar«, kam die Antwort zurückgezischt, die Hände wurden zu Fäusten geballt, »aber ich sagte Ihnen damals schon, dass mir meine jeweiligen Freundinnen etwas unter die Arme greifen.«
»Frau Wetzlar war solch eine Freundin?«
»Ja, aber das wissen Sie doch schon alles!«
Die Stimmlage wurde etwas höher und das Weiße an den Handknöcheln des Studenten trat zutage.
»Stimmt. Sie sagten das letzte Mal auch, dass Frau Wetzlar Sie so kurz vor oder nach fünf Uhr morgens verlassen hatte. Können Sie diesen Zeitraum etwas präziser einengen, Herr Wolf?«
Sein Gegenüber wich etwas zurück und lehnte sich schwer ausatmend an den Türpfosten. Mit unterdrückter, kehliger und noch höherer Stimme antwortete der Mann, leicht rot werdend:
»Da müssen Sie mich falsch verstanden haben, Herr Kommissar. Ich sagte damals, dass sie mich so kurz vor oder nach neun Uhr verlassen habe. Ich hab’ damals nicht so genau auf die Uhr geschaut, aber wenn ich jetzt noch mal genau nachdenke, dann muss es ziemlich genau neun Uhr gewesen sein.«
Den letzten Teil des Satzes hatte Wolf ihm fast zugebrüllt. Der Mann schien sichtlich froh zu sein, dass er ihn ausgesprochen hatte.
Michael Schlosser glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Was war denn das? Wollte ihn der Mann auf den Arm nehmen? Leona Wetzlar hatte doch die erste Aussage längst bestätigt.
»Stopp mal«, brauste
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