Todesschlaeger - Ein Golferkrimi
er den angeblichen Studenten an und machte einen großen Schritt auf ihn zu. Dieser wollte weiter zurückweichen, schaffte es aber nicht, weil ihn der Türpfosten daran hinderte. Sein Gesicht war ganz dicht an dem des zitternden Mannes. »Das ist doch eine ganz andere Aussage als das letzte Mal. Was soll das?«
»Wie gesagt, Sie müssen mich damals falsch verstanden haben. Ich bleibe dabei und füge dem nichts mehr hinzu.«
Die Stimme war ziemlich bestimmt und fest geworden, wenn auch unnatürlich fistelig und schrill. Das Zittern hatte sich gelegt. Um die Spannung wieder ein wenig abzubauen, beschloss der Hauptkommissar das Thema zu wechseln und über etwas Belangloses zu sprechen. Entspannt trat er einen Schritt zurück, damit der Wohnungsinhaber wieder etwas freier atmen konnte.
»Sind Sie konfessionell gebunden, Herr Wolf?«
»Nein!«, kam die kurze, monotone Antwort, die von einigen fahrigen Bewegungen der rechten Hand begleitet wurde.
Aha. Ist auch egal, dachte er. Das Studium ist auch kein taugliches Ablenkungsthema.
»Wo sind Sie aufgewachsen, Herr Wolf. Sie sprechen das A ein wenig breit aus?«
»In einer hessischen Kleinstadt«, grummelte der Gefragte, wieder etwas lockerer stehend.
»Seit wann sind Sie in Berlin?«
»Seit zwei Jahren. Vorher habe ich in Mannheim studiert.«
»Waren Sie bei der Bundeswehr?«
Etwas Besseres fiel ihm in diesem Augenblick nicht ein.
»Ja, leider.«
Wieder monoton, aber noch etwas entspannter.
»Warum leider?«
»Weil die Grundausbildung eine Schinderei war«, grinste Peter Wolf zurück. »Dafür waren die restlichen Monate bei den Sanitätern ganz gut. Ich habe dort eine Menge Nützliches gelernt und viel gefaulenzt.«
Das Grinsen wurde frecher und verschwand schlagartig aus dem Gesicht.
Mehr faulenzen als jetzt geht doch gar nicht mehr, dachte Michael Schlosser verärgert. Er mochte derartige Schmarotzer überhaupt nicht. Als Sanitäter viel gelernt, auch typisch für solche Männer. Als Sanitäter viel gelernt … ein Gedanke durchzuckte ihn.
»Wo waren Sie am Freitag zwischen einundzwanzig und dreiundzwanzig Uhr?«
Damit hatte er sein Gegenüber eindeutig überrascht. Das konnte er am Gesichtsausdruck erkennen. Dann, als wäre es ihm ganz plötzlich wieder eingefallen, antwortete Peter Wolf:
»Ich war an diesem Abend durchgehend hier zu Hause, Herr Kommissar. Warum?«
»Ach ja? Wer kann das bezeugen?«
»Also, ich war mit einer Freundin hier, wenn Sie verstehen, was ich meine?«, kam es augenzwinkernd und prompt zurück.
»Mit wem waren Sie hier, Herr Wolf?«, blieb er hartnäckig dran
»Tut mir Leid, das möchte und werde ich Ihnen nicht sagen«, blieb auch der Befragte hartnäckig.
»Wann hat Sie damals Frau Wetzlar verlassen«, schoss Michael Schlosser ganz schnell die nächste Frage ab.
Der Mann vor ihm stutzte. Dann wurde wortgenau die vorhergegangene Aussage wiederholt. Fast schon stereotyp. Wie auswendig gelernt, fand er und fluchte still in sich hinein. Diesen Mann würde er offiziell vorladen müssen.
»Ich mache Sie ein letztes Mal darauf aufmerksam, dass ich in einem Mordfall ermittle und Sie sich der Beihilfe oder zumindest der Behinderung der Aufklärung schuldig machen, wenn Sie meine Fragen nicht oder nicht richtig beantworten, Herr Wolf!«
Er brüllte diese Worte seinem Gegenüber ins Gesicht, um ihn nach Möglichkeit einzuschüchtern.
Das Ergebnis war, dass sich der Student an den Pfosten zu lümmeln begann, die Arme verschränkte und ihn nur stur, etwas herausfordernd anschaute.
»Noch einmal: Mit wem waren Sie vorgestern Abend hier, Herr Wolf?«
»Wie gesagt, ich verweigere die Auskunft und möchte Sie bitten, zu gehen, Herr Kommissar.«
Aus irgendeinem Grund war der sonst so verweichlicht wirkende Mann sicherer geworden. Es war ihm ein Rätsel. Er war sich nun darüber im Klaren, dass er nicht mehr weiterkam. Verärgert winkte er ab und verließ grußlos die Wohnung. Stocksauer stieg er die ausgetretenen Treppen nach unten und war gerade im Begriff die Haustür zu öffnen, als diese ihm entgegengeschoben wurde. Verdattert stand er unerwartet einer jungen, teuer gekleideten Frau gegenüber:
Leona Wetzlar.
»Ah! Schönen guten Tag Frau Wetzlar«, grüßte er höflich und blieb etwas breitbeinig in dem schmalen, düsteren Flur stehen, so dass sie nicht an ihm vorbeikam. »Herr Wolf erwartet Sie schon sehnsüchtig.«
»Tag! So? Ja«, stotterte die junge Frau herum und versuchte vergeblich an ihm vorbeizukommen.
»Ihr
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