Todesschlaeger - Ein Golferkrimi
gewollt. Dadurch wurde sichergestellt, dass Walden, sollte er der Täter sein, keine Beweisstücke verschwinden lassen konnte.
Als Michael Schlosser im Rückspiegel den bulligen Geländewagen auf das Grundstück brausen sah, stieg er behäbig aus und ging dem Hausherrn entgegen.
»Er ist alleine gekommen, Genko«, raunte er seinem Mitarbeiter, der ihm wie ein Hund gefolgt war, unnötigerweise zu und wandte sich dem Dicken mit einem betont freundlichen Lächeln zu:
»Guten Tag, Herr Walden. Es tut mir Leid, wenn wir Ihnen Ungelegenheiten bereiten, aber wir müssen allen Möglichkeiten nachgehen.«
»Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen, Herr Schlosser«, fauchte der Vorstand säuerlich zurück, die Augenlider zuckten unaufhörlich, »es tut Ihnen doch gar nicht Leid. Ich möchte nur wissen, welcher Teufel Sie reitet, mich mit den Morden in Verbindung zu bringen und mich diesbezüglich sogar zu beschuldigen.«
Energisch, aber beherrscht sperrte Walden die Eingangstür auf und ließ ihn und seine Mitarbeiter eintreten. Letztere verteilten sich umgehend im Gebäude. Kein Raum, kein Gebäudeteil, kein Schrank und kein noch so kleines Behältnis würde bei der Durchsuchung ausgelassen werden, davon war er überzeugt. Er selbst und sein Mitarbeiter blieben beim Hausherrn.
»Haben Sie einen Tresor im Haus?«, wollte der Hagere wissen.
»Natürlich«, grummelte der Gefragte.
»Würden Sie so freundlich sein und uns den Inhalt zeigen?«
Ohne ein Wort zu verlieren, ging der Dicke voraus in sein Arbeitszimmer. Wieder bewunderte Michael Schlosser die geschmackvolle, gemütliche Einrichtung des Raumes. Auffallend waren diesmal mehrere Bilder seiner verstorbenen Frau, die auf einem Sideboard standen. Sie trugen sämtliche ein schwarzes Band, welches über die rechte Ecke des Rahmens gespannt war, und sie verliehen dem Raum eine Aura der Traurigkeit. Sein zweiter Blick galt dem verzierten Waffenschrank, sein dritter Blick der alten Kuckucksuhr. In dem Moment, in dem er seine Augen auf der Rarität ruhen ließ, sprang auf der Vorderseite der Uhr eine kleine, bemalte Tür auf, ein filigran gearbeiteter, bunter Vogel mit einem auffällig gelben, kleinen Schnabel kam hervorgeschossen und stieß einen lauten, schrillen Kuckucksschrei aus. Unmittelbar danach zog sich der Vogel ruckartig zurück und die Tür klappte mit einem leisen Plopp zu. Der Kuckucksschrei hallte in Schlossers Kopf noch nach.
Schmunzelnd wandte er sich nun wieder dem Hausherrn zu. Dieser war an den Waffenschrank getreten, drückte, ohne es verheimlichen zu wollen, einen versteckten Knopf und schob scheinbar völlig ohne Kraftanstrengung das schwere Möbelstück zur Seite. Verblüfft beobachtete er den Vorgang. Darauf wäre er nie gekommen. Das Versteck des Tresors hätte er mit Sicherheit nicht gefunden, zumal die Holzwand dahinter scheinbar kein Versteck enthalten konnte.
Nun berührte der Dicke eine verdeckte Leiste und das Holzpaneel ließ sich wie eine Tür aufklappen. Dahinter befand sich eine massiv wirkende Tresortür. Ohne zu zögern steckte der schwere Mann einen mehrzackigen Schlüssel in ein Loch, drehte an drei Zahlenrädchen diverse Male hin und her, drehte zuletzt auch noch den Schlüssel, erstaunlicherweise links herum, und schon öffnete sich der Stahlbehälter. Mit flinken Händen holte Walden einen Stapel Papiere und eine kleine Ledertasche heraus und überreichte sie ihm.
Er sah auf den ersten Blick, dass sich hier keine wichtigen, geheimen Unterlagen befanden. Es waren durchwegs Zeugnisse, Versicherungspolicen und andere private Unterlagen. Am meisten machte ihm eine kleine Sammlung Liebesbriefe, sämtliche von der toten Ehefrau stammend, gefühlsmäßig zu schaffen. Das Bild der aparten Frau stieg in seinen Gedanken auf.
In der schweren Ledertasche hatte der Mann ungefähr dreißig Goldmünzen verwahrt.
Nachdenklich gab er dem Hausherrn die Gegenstände zurück.
»Eine kleine Sicherheitsreserve, falls mal ein Krieg ausbrechen sollte«, erklärte der Hausherr lächelnd, legte wieder alles in den Stahlbehälter zurück, warf die Tresortür ins Schloss und knurrte:
»War’s das?«
Schlosser fühlte den drohenden Blick fast körperlich. Er konnte nur nicken. Geübt wurde das Holzpaneel wieder geschlossen und der Waffenschrank auf seinen alten Platz zurückgeschoben. Bei dieser Gelegenheit warf der Hauptkommissar einen Blick auf die Waffen und fuhr überrascht zurück. Auf dem Mittelplatz zwischen den Gewehren, der bei seinem
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