Todesschlaeger - Ein Golferkrimi
letzten Besuch noch frei war, stand jetzt eine wuchtige Waffe.
»Ach, das fehlende Gewehr ist wieder da. Darf ich es auch mal sehen? Sie wissen doch, ich bin auch ein Waffenliebhaber«, fragte er hochinteressiert.
Ungnädig blickte ihn Walden an, öffnete aber trotzdem den Schrank, sperrte eine dicke Sicherungskette auf und nahm das schwere Gewehr heraus. Er hielt sie in der Hand wie ein rohes Ei und schaute sie nahezu verliebt an. Zögernd reichte er sie ihm. Er tat dies sichtlich ungern.
Schlosser betrachtete die Waffe ehrfürchtig. Es handelte sich um eine der besten Präzisionrepetierer, die es auf dem Markt gab, eine reich verzierte Blaser R 93 Safari-S. ›S‹ stand für Sonderanfertigung. Gezogener Lauf, Kimme und Korn feinstens eingeschliffen und ausgerichtet, perfekte Gewichtsverteilung. Es war eine der Waffen, auf die passionierte Jäger niemals ein Zielfernrohr aufsetzten. Es wäre ein sportliches Sakrileg gewesen. Feine Gravuren verzierten das Schlossteil. Edle Intarsienarbeiten waren in den Schaft eingearbeitet. Er maß mit den Augen den Durchmesser des Laufes. Es musste ein Kaliber deutlich über neun sein, schätzte er. Man konnte mittels eines kleinen Magazins ganz offensichtlich mehrere Schüsse hintereinander damit abgeben. Das sprach bei diesem Kaliber ebenfalls für eine Sonderanfertigung. Old Shatterhands berühmter Bärentöter wäre ein besseres Luftdruckgewehr gegen diese schwere Waffe gewesen, stellte er anerkennend fest. Er schaute dem Hausherrn kurz ins Gesicht und stellte fest, dass dieser ausgesprochen stolz auf dieses Exponat war. Das sympathische Lächeln trat für einen kurzen Moment auf dessen Gesichtszüge.
»Da haben Sie aber gut daran getan, diesen Mammutkiller nicht unbeaufsichtigt in Ihrem Jagdhaus zu belassen«, stellte er anerkennend fest … und er meinte es ehrlich. Nicht minder vorsichtig gab er das Gewehr dem Hausherrn zurück, der es wieder in den Schrank stellte und sorgfältig ankettete.
»Warum verdächtigen Sie ausgerechnet mich und filzen mein Haus, Herr Schlosser?«, fragte ihn der Dicke mit belegter Stimme und ging langsam aus dem Raum, der sich mit durchsuchenden Beamten zu füllen begonnen hatte.
»Das sehen Sie völlig falsch, Herr Walden«, widersprach er sofort. »In diesem Augenblick werden bei allen Verdächtigen und mit diesen in Zusammenhang stehenden Personen oder Objekte, also auch die Wetzlar-Werke durchsucht.«
»Warum?«, kam wieder die hartnäckige Frage des Dicken.
»Wenn ich ganz ehrlich sein soll, dann muss ich Ihnen gestehen, dass wir bisher keinen Schimmer haben, wer für diese drei Morde in Frage kommt. Lediglich einige wacklige Motive, so wie Ihres, liegen vor. Durch diese Maßnahmen wollen wir auch Verdächtige von der Liste streichen.«
»Ach so«, lachte Walden etwas gequält und sein mächtiger Bauch begann zu schwabbeln. »Sie ballern blind in den Wald und hoffen so ein Wild zu treffen. Hoffentlich schießen Sie da mal nicht einen kapitalen Bock, Herr Schlosser.«
»Wie meinen Sie das, Herr Walden?«, fragte der Hagere und sah ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an.
»Ich werde diesmal nichts gegen Ihren Übereifer unternehmen, meine Herren«, knurrte Walden böse zurück, »aber das nächste Mal werde ich Ihnen die Hölle heiß machen. Darauf können Sie sich verlassen, meine Herren!«
Die letzten Worte hatte der Hausherr so laut gebrüllt, dass mehrere Männer angelaufen kamen, um zu sehen, was im Wohnzimmer des Hauses los war. Schlosser winkte beruhigend ab. Sichtlich verwirrt gingen sie wieder an ihre Arbeit.
Zwei Stunden später zog die gesamte Armada ab. Unzählige Kleidungsstücke und Proben, die noch näher untersucht werden mussten, aber nicht ein einziges reales Beweisstück, oder wenigstens etwas, was dem nahe gekommen wäre, waren mitgenommen worden. Verärgert fuhr Michael Schlosser wieder in die Dienststelle zurück und wurde sofort zum diensthabenden Staatsanwalt bestellt. Dort wurden ihm die schärfsten Vorwürfe gemacht und sogar mit disziplinarischen Maßnahmen gedroht, weil er Hausdurchsuchungen beantragt hatte, die zu erheblichen Beschwerden, aber keinerlei Erhärtungen von Verdachtsmomenten oder gar sichtbaren Resultaten geführt hatten. In diesem Moment ahnte er bereits, dass dieser Teil seines Vorhabens ein totaler Misserfolg gewesen war. Er war keinen Zentimeter weitergekommen.
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Michael Schlosser glaubte nicht richtig zu hören. Er bohrte kurz seinen Zeigefinger in sein
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