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Todesschlaf - Thriller

Titel: Todesschlaf - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer Leo Strohm
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vielleicht Fingerabdrücke auf jenen Röhrchen hinterlassen, die sich im Augenblick in dem Beweismittelbehälter oben im ersten Stock befanden.
    Falls die ganze Sache jemals vor Gericht käme, dann lie ße sich das, was auf diesen Medikamentenverpackungen entdeckt wurde, nur verwerten, wenn die Beweiskette auf keinen Fall unterbrochen wurde. Also musste Timmie diese Schachtel gut im Auge behalten, bis sie sie wie einen kriminaltechnischen Staffelstab an Conrad weitergab.
    Hoffentlich erwartete Murphy jetzt keine Antwort von ihr. Sie rannte die Treppe hinauf.
    Fünf Minuten später sprang Timmie mit dem Beweismittelbehälter unter dem Arm die letzten drei Treppenstufen auf einmal hinunter und steuerte die Haustür an. »Gehen wir«, sagte sie. »Ich muss eine Krankenakte studieren und einen alten Mann besuchen.«
     
    Um diese Uhrzeit konnte man nur durch die Notaufnahme in das Krankenhaus gelangen. Zum Glück saß am Empfangsschalter nur die Sekretärin, die daran gewöhnt war, dass das Personal hier zu den seltsamsten Zeiten auftauchte. Sie hob zur Begrüßung kurz die Hand. Timmie schleuste Murphy an ihr vorbei und durch das Labyrinth, das nach Restcrest führte.
    Zuerst schaute sie bei ihrem Vater vorbei. Wie versprochen hatte Cathy es sich in einem Knautschkissen neben dem Gedächtniskasten mit den Cardinals und den Clancy Brothers gemütlich gemacht und erledigte Schreibarbeiten. Bei Timmies Anblick lächelte sie wohlwollend.
    »So still wie die Nacht«, sagte sie.
    »Dann war niemand hier?«
    »Nein.«
    Murphy wartete vor der Tür, während Timmie, die mit eigenen Augen sehen wollte, dass es ihrem Vater gut ging, in das Zimmer schlich.
    Er schlief tief und fest. Mit ausgestreckten Armen lag er da, als wäre er nach einer langen Nacht voller rebellischer
Lieder einfach auf das Bett gefallen und schnarchte, wobei er Geräusche von sich gab wie ein Schiffsdiesel. Timmie konnte sich das Lachen nicht verkneifen, so ähnlich, wie wenn sie Meghan im Schlaf beobachtete. Irgendwie schienen all der Ärger und das Durcheinander bedeutungslos zu werden, sobald sie die Augen schlossen und nur ihre Verletzlichkeit zurückblieb.
    Er war verletzlich. Schon immer gewesen. Aber Timmie hatte lange gebraucht, bis es ihr klar geworden war. In der Vorstellung war er ihr immer übergroß erschienen. Wie ein Gebirge oder ein Gewitter, wenn er in der entsprechenden Stimmung war. Jetzt, wo sie erwachsen und er alt war, hätte er eigentlich kleiner wirken müssen, geschrumpft, genau wie seine Kraft. Doch in ihren Augen war er immer noch riesig. Ungezähmt, unbesänftigt, und das einzige Zugeständnis an die Krankheit, die sich in seinem Träumer-Gehirn immer mehr ausbreitete, waren die plötzlich auftretenden, Furcht erregenden Entgleisungen, die seine Gedanken irgendwo ins Weltall abdriften ließen. Er war aber immer noch der Mann, der sie über alle Welt hinweghob, damit sie Bob Gibson und Timmie McCarver und Mike Shannon in schnittigen Cabriolets und mit ihren Siegerringen durch die Innenstadt von St. Louis fahren sehen konnte. Er war der Mann, der nicht davon abrückte - egal, was ihre Mutter dazu sagte -, dass Timmie verzaubert war. Er war der Mann, der sie stundenlang vergessen konnte, während er in der Kneipe seine Lieder sang, nur um sie im nächsten Augenblick in die Arme zu schließen und sie zu seiner Elfen-Tochter zu erklären.
    Oh Gott, sie wollte ihn so gerne wiederhaben. Jedes einzelne seiner betrunkenen, wilden Worte. Jede unvernünftige Großzügigkeit. Sie wollte wieder zu seinen Füßen sitzen und ihm dabei zuhören, wie er seinen Worten Leben einhauchte, und sich an den entzückten Augen seines Publikums weiden.

    Sie wollte, dass er sich nie wieder ängstlich oder verloren fühlen musste.
    Schon in ihrem fünften Lebensjahr hatte sie begriffen, dass sie in Wirklichkeit die Verantwortung für ihren Vater hatte. Aber erst in dem Moment, in dem sie die Chance erhalten hatte, diese Verantwortung dauerhaft abzugeben, hatte sie sie auch akzeptiert.
    »Bleib so, wie du bist, Dad«, sagte sie und hoffte dabei, dass sie diesen Satz irgendwann in näherer Zukunft auch wirklich so meinte. Und dann drehte sie sich um und ging hinaus, noch bevor die Zweifel sich wieder in ihr Herz schleichen konnten.
    Sie kam nicht einmal bis zur Tür. Allein der Klang ihrer Stimme, so schien es, hatte ausgereicht, um ihn wach werden zu lassen.
    »Timmie?«
    Timmie hätte fast den Atem angehalten. »Ja, Dad?«
    Er lächelte. Ein seliges

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