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Todesschlaf - Thriller

Titel: Todesschlaf - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer Leo Strohm
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einen netten, weißen Mittelschichtsangehörigen einsperren will, bloß weil der auf einen arroganten Schwarzen losgegangen ist, der ihn gefeuert hat?«
    »Landry?«, sagte Timmie. »Echt? Du weißt also, wer’s getan hat?«
    Mattie zuckte mit den Schultern. »Ich weiß bloß, dass der Kerl mehr als nur ein paar alteingesessene Bürger auf die Straße gesetzt hat. Und ich weiß, dass du nur aus einem einzigen Grund diese Blumensträuße da bekommen hast: Weil die Kugel statt des Niggers nämlich auch Raymond hätte treffen können. Auf der Karte steht wahrscheinlich, dass du dir keine Mühe hättest geben sollen, weil der Nigger es verdient gehabt hätte.«
    »Ist er denn einer?«, wollte Timmie wissen. Sie wusste, dass Mattie sie verstehen würde.
    »Ein Nigger? Aber ja, meine Liebe. Bloß einer, der gute Anzüge trägt, das ist alles. Also los, schmeiß diese Karte weg und dann stürzen wir uns mal auf die Kranken.«
    Timmie warf die Blumen in den Mülleimer. Die Karte aber stopfte sie in ihre Manteltasche und betrat den Flur.

    Es dauerte geschlagene zwei Stunden, bis sie sich Billy Mayfields Akte beschaffen konnte. Bis dahin hatte Timmie unter anderem fünf Grippekranke, zwei Cheerleader nach einem unglücklichen Zusammenprall beim Radschlagen sowie ein Kind, das sich eine Dattel in die Nase gestopft hatte, verarztet. Sie hatte sich ihre Mittagspause redlich verdient. Jetzt musste sie nur noch an dem Pfleger vorbei, der mitten auf dem Flur stand, eine Krankenakte in jeder Hand.
    »Such dir eine aus!«, sagte er herausfordernd.
    »Hee!«, brüllte da der Preis hinter Tür eins. »Hee, verfluchte Scheiße! Wisst ihr eigentlich, wer ich bin?«
    Timmie schnappte den unverwechselbaren Duft von Jack Black und Giorgio Armani auf und wusste schon lange vor der offiziellen Vorstellung ganz genau, mit wem sie es da zu tun hatte.
    »Lilian Carlson«, präzisierte der Pfleger. »Frau des Präsidenten der Puckett General Bank, Edward Carlson, Gründungsmitglied des TipaFew-Lunch-Clubs und offensichtlich im Besitz eines halben Dutzends Dessous aus Dawn’s Designs, die sie vergessen hat zu bezahlen. Dawn hat sie daraufhin angezeigt, und Lilian klagt über ein Schleudertrauma.«
    »Schleudertrauma.«
    »Durch einen Sturz vom Ladentresen.« »Hee!« Mrs. Carlson brüllte und schwang dabei einen wundervollen, kastanienbraunen Seiden-BH wie ein Lasso über ihrem gefärbten blonden Haar. »Hee, verdammt noch mal! Ich habe Schmerzen! Ich brauch’ne Krankenschwester!«
    »Aber deshalb brauche ich noch lange keine Betrunkene«, meinte Timmie.
    »Sie erwartet dich, meine Liebe«, sagte Mattie.
    »Ganz bestimmt nicht«, versicherte Timmie und hob die
Hände in die Luft. So konnte ihr niemand die Akte in die Hand drücken. »Betrunkene können mich nicht leiden. Besonders nicht, wenn sie nach Jack Black stinken.«
    Es entsprach wohl eher der Wahrheit, dass Timmie keine Betrunkenen mochte. Und Bourbon-Betrunkene waren die schlimmsten überhaupt. Timmie hasste Bourbon-Betrunkene. Sie brauchte das Zeug nur von weitem zu riechen, um Brechreiz zu bekommen.
    »Das bedeutet also Tür Nummer zwei«, sagte der Pfleger lächelnd. In diesem Augenblick hörte Timmie, was sie schon längst hätte hören müssen. Es waberte wie ein böser Nebel aus Zimmer drei herüber.
    »Hilfe! … Hilfe! … Hilfe!«
    »Oh, nein.« Sie stöhnte auf, als sie den Klang der Stimme hörte. Schrill, bebend, erbarmungslos.
    »Mrs. Clara Winterborn«, gab Mattie grinsend bekannt. Sie hielt den Kopf ein wenig schräg, fast so, als lauschte sie dem Ruf eines seltenen Vogels.
    »Hilfe! … Hilfe! … Hilfe!«
    Timmie spürte, wie ihr das Herz in die Hose rutschte. »Ein Vielflieger, stimmt’s?«
    »Premiummitglied im Ambassador-Club des Memorial Medical Center.«
    Timmie griff nach der Akte. »Ihr habt mich in die Falle gelockt.«
    »Superheldinnen haben es nicht leicht«, sagte Mattie und betrat lachend Mrs. Carlsons Zimmer.
    »Ich nehme an, es gibt keine dritte Möglichkeit, oder?« Timmie war kurz davor, auf die Knie zu fallen.
    »Eine Schicht im Pflegeheim«, meinte der Pfleger mit fiesem Grinsen. »Die haben zu wenig Leute und wir nicht.«
    »Das ist eine Gemeinheit.«
    »Nein, ist es nicht. Für Restcrest eingeteilt zu werden, das wäre gemein.«

    Timmie gab nach, wenn auch widerwillig. »Ich mache bei diesem Spiel nur unter Protest mit.«
    Niemand hörte ihr zu. Sie drehte sich um und trottete ihrer Bußübung entgegen.
    Mrs. Clara Winterborn , stand auf der Akte.

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