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Todesschlaf - Thriller

Titel: Todesschlaf - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer Leo Strohm
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Vieh mit drei Hörnern um den Hals gelegt hatte.
    »Renfield ist keine Kreatur«, nahm Timmie ihn in Schutz, während er eines seiner schuppigen Augen in ihre Richtung drehte wie die Gefechtskanzel unter dem Rumpf eines B- 24-Bombers. »Er gehört zur Familie.«
    »Er sieht aus wie ein Statist aus Godzilla .«
    »War er wahrscheinlich auch.Aber er tut dir nichts. Es sei denn, du wärst eine Fliege.« Timmie beugte sich über ihre Tochter, tätschelte das Chamäleon und wuschelte Meghan durch das Haar. »Benehmt euch, solange ich weg bin. Alle beide.«
    Meghans Miene verdüsterte sich deutlich. »Und was ist mit Patty?« sagte sie in einem Tonfall zwischen Flehen und Fordern.
    Timmie ging auf die Knie und sah ihr direkt in die Augen. »Wir gehen morgen zum Ponyreiten zu Patty.«
    »Morgen ist Billys Beerdigung«, schaltete sich Cindy ein. »Ich habe Ellen versprochen, dass du auch kommst.«
    Timmie ließ den Blick nicht von ihrer Tochter. »Wir gehen sofort los, wenn ich von der Beerdigung nach Hause komme. Versprochen.«
    Das Flehen wurde unverzüglich zur Meuterei. »Das hast du gestern auch schon versprochen, Und vorgestern. Ich hab genug von deinen Versprechen.«
    Timmie strich ihrer Tochter eine fast schon schwarze Locke
aus der hohen Stirn und schluckte einen Fluch hinunter. »Ich kann leider gar nichts daran ändern, Megs. Und das weißt du auch.«
    »Das ist doch der einzige Grund, wieso ich überhaupt hierher mitgekommen bin«, erinnerte Meghan sie bissig. »Hier gibt’s ja nicht mal einen Strand.«
    Du bist hierher mitgekommen, weil dein Vater uns so lange herumgeschubst hat, bis wir nirgendwo anders mehr hingehen konnten, dachte Timmie. Aber das wollte man einer Sechsjährigen nicht unbedingt auf die Nase binden.
    »Schluss jetzt«, befahl Timmie, auch, wenn sie die Ursache für all das Gejammere kannte. »Wir sehen uns, wenn ich wieder zu Hause bin. Bitte mach Cindy keinen Ärger, bis ich einen anderen Babysitter gefunden habe.«
    Meghan schaute ihre Mutter nicht an. »Jawohl, Madam.«
    Nach einem letzten Kuss auf die Stirn ihrer Tochter hängte Timmie sich die Arbeitstasche über die Schulter und ging die Straße entlang in Richtung Krankenhaus.
    »Vergiss nicht, auf dem Nachhauseweg bei der Apotheke vorbeizuschauen«, rief Cindy ihr zum Abschied hinterher.
    Timmie hob lediglich die Hand und ging weiter.
    Es war ein herrlicher Tag - ein kristallklarer Himmel und Bäume, die wie Edelsteine in den unterschiedlichsten Farben glitzerten. Gerade so kalt, dass Timmie ihre Jacke hervorgeholt hatte. Unter ihren Sohlen knisterte das Laub und auf den Terrassen der Häuser standen ausgehöhlte Kürbisse, die nur darauf warteten, angezündet zu werden. Das Idealbild einer amerikanischen Kleinstadt. Genau die Fantasievorstellung, die Timmie Zuflucht geboten hatte, wenn es ihr auf den Straßen von Los Angeles zu gewalttätig geworden war. Fahrrad fahrende Kinder und Rasen mähende Eltern und ein freundliches Hallo zu den Passanten. Bürgersteige und Flohmärkte und Nächte ohne permanent jaulende Hubschrauberrotoren.

    An einem Stoppschild neben ihr kam gerade ein Mercedes schnurrend zum Stehen. Zwei Teenager auf Skateboards mit hängenden Hosen und Baseballmützen machten ihr auf dem Bürgersteig Platz. Aus dem dichten, englischen Rasen, den der alte Mr. Bauer früher noch mit dem Nagelknipser gestutzt hatte, spross das Unkraut, und die Sprühfarbe an seinem Milchflaschenständer zeigte, dass irgendwo in der Nähe eine Bande im Entstehen war.
    Puckett im 21. Jahrhundert. Eine hübsche Kleinstadt, entstanden während des Bürgerkriegs, wiederentdeckt von wohlhabenden St.-Louis-Flüchtigen. Ein Städtchen, das als Flusshafen am Missouri Generationen von Arbeitern ein Auskommen gesichert hatte, ein sterbender Verkehrsknotenpunkt, wo immer mehr Fabriken schließen mussten und immer mehr Bahnhöfe zu Geschenkeläden umfunktioniert wurden. Genau die Art von Wohnort also, die Timmie so lange wie nur irgend möglich gemieden hatte wie die Pest.
    Gut möglich, dass Timmie sich sogar wohl gefühlt hätte, wäre es nicht ausgerechnet hier gewesen.Wenn sie unbelastet und aus freien Stücken hierhergekommen wäre. Aber so war es nun einmal nicht, und also machte sie das Beste daraus. Und das bedeutete heute, dass sie ihre Konzentration vier Häuserblocks weiter richten musste, auf den Krankenhausneubau aus Granit und Glas, der sich mit den ungehobelten Manieren eines Besuchers aus dem 20. Jahrhundert zwischen all die lieblichen

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