Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Todesschlaf - Thriller

Titel: Todesschlaf - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer Leo Strohm
Vom Netzwerk:
Vitrine voller Auszeichnungen für sein gesellschaftliches Engagement. Oder wenigstens ein, zwei Fotos, auf denen er den Arm um irgendwelche Halbprominenten legte.
    Doch der Goldjunge hatte sein Büro mit qualitativ hochwertigen Monet-Drucken geschmückt und nicht einmal aufgeräumt. Seine Bücher und Zeitschriften lagen kreuz und quer in einfachen Regalen herum, und ansonsten gab es noch die obligatorischen Anatomiemodelle sowie ein paar Nachbildungen von chinesischen Pferdestatuen.
    Nicht einmal ein mitleidheischendes Bild seiner legendären Mutter hatte Raymond aufgestellt. Als Briefbeschwerer dienten ihm Geoden, und in einem Plastikbehälter auf seinem Schreibtisch drehte ein einfacher Goldfisch seine Runden. Und Alex Raymond lächelte, als hätte er tatsächlich Freude daran, diesem dämlichen Fisch beim Schwimmen zuzusehen.
    »Ich glaube, dass ich die gleichen Fehler nicht noch einmal machen werde, weil mir dieses Mal Paul Landry auf die Finger schaut. Peter und ich gehen vollkommen in unserer Arbeit auf. Was nicht automatisch bedeutet, dass wir auch mit Geld umgehen können. Paul wiederum ist diesbezüglich ein Genie, und ich bin mehr als glücklich darüber, alle finanziellen Angelegenheiten in seine Hände legen zu können. Mary Jane und er haben mich und Pete von allen anderen Aufgaben befreit, sodass wir uns ausschließlich um die Versorgung der Patienten und die Forschung kümmern können.«

    Murphy machte sich nicht einmal die Mühe, irgendetwas zu notieren. Er saß einfach nur da und fragte sich die ganze Zeit, ob dieser Kerl das eigentlich alles ernst meinte. Ja, ob dieser Kerl überhaupt echt war. Klar schien jedenfalls zu sein, dass Mary Jane schwer in ihn investiert hatte. Und nach allem, was Murphy bisher gesehen hatte, wäre es wahrscheinlich dumm von Landry, wenn er nicht selbst auch irgendwelche Anteile gezeichnet hätte. Aber auf gar keinen Fall würde Murphy dieses Märchen akzeptieren, dass Alex Raymond nichts anderes im Kopf hatte als Händchen zu halten und Gene zu spalten.
    »Womit wir bei Joe Leary wären«, nahm er einen neuen Anlauf.
    Dr. Raymond strahlte wie ein kleiner Junge, der über seinen geliebten großen Bruder spricht. »Womit wir in der Tat bei Joe Leary wären.Was möchten Sie denn wissen?«
    »Zum Beispiel, wieso Sie die Kosten für seine Unterbringung übernommen haben.«
    Da, ein kleiner Kratzer in der perfekten glatten Oberfläche seines Gesichts. Überraschung, Enttäuschung, Vorsicht. »Das hat Ihnen wahrscheinlich Mary Jane verraten. Es wäre mir lieber, wenn das unter uns bleiben könnte. Es handelt sich um eine persönliche Angelegenheit.«
    »Inwiefern persönlich?«
    Und jetzt, wie auf Bestellung, dieses Lächeln. Das Lächeln, das Murphy praktisch bei jedem Bewohner dieser Stadt - mit einer bemerkenswerten Ausnahme in Gestalt von Timmie Leary - gesehen hatte, sobald Joe Leary ins Spiel gebracht wurde. »Joe ist … etwas ganz Besonderes. Er ist ein echtes Original, jemand, den es so nie wieder geben wird, und ich vermisse ihn bereits jetzt.«
    »Das ist alles?«
    Das Lächeln wurde größer, verlagerte sich. »Warum gehen wir ihn nicht einfach besuchen? Ich denke, wenn Sie ein
wenig Zeit mit ihm verbracht haben, dann werden Sie mich verstehen.«
     
    »Wie die meisten Bewohner des stationären Bereichs von Restcrest«, sagte Raymond im Gehen, »befindet sich auch Joe im so genannten zweiten Stadium. Die Krankheit ist schon so weit fortgeschritten, dass er zwar in einer häuslichen Umgebung nicht mehr sicher wäre, aber noch weitgehend für sich selbst sorgen kann. Das erste Stadium, wenn die ersten Erinnerungslücken auftreten, ist für den Patienten das schwierigste. Das zweite Stadium, wo der Kontakt zur Umwelt langsam zusammenbricht, ist für die Familie das schwierigste. Er erkennt Timmie jetzt nur noch gelegentlich wieder, und das muss schrecklich für sie sein. Als sie ein kleines Mädchen war, da waren die beiden unzertrennlich.« Eine Sekunde lang gab sich Raymond seinen Erinnerungen hin, lächelte und nickte dann. »Es ist ein Bild, das man einfach nicht vergisst.Wie dieser große, kräftige Mann mit dem donnernden Lachen im Sommer mit diesem kleinen Mädchen an der Hand den Bürgersteig entlanggeht und ihr Lieder vorsingt und Gedichte rezitiert.«
    »An die Gedichte kann er sich ja allem Anschein nach noch erinnern.«
    »Großartig. Ich wünschte, er hätte mich in englischer Literatur unterrichtet und nicht Mrs. Beal. Dann wäre ich vielleicht sogar

Weitere Kostenlose Bücher