Todesschrei
dafür?«
Ihr Blick veränderte sich, und er sah ihren Puls in der Kuhle an ihrem Hals pochen, als sie die Unterlippe zwischen die Zähne nahm. »Weiß ich noch nicht.« Vito schluckte, als auch sein Herzschlag sich beschleunigte. Am liebsten hätte er sie über den Tisch gezerrt und selbst in die Unterlippe gebissen. »Ach, keine Sorge. Mir fällt bestimmt etwas ein. Tu mir bloß den Gefallen und iss schnell, okay?«
Dienstag, 16. Januar, 23.25 Uhr
Das war gut. Verdammt gut. Nicht so gut wie
Warren stirbt,
aber immer noch besser als neunundneunzig Prozent der Schmierereien, die es in eine Galerie schafften. Er betrachtete die Standfotos, dann wieder sein Gemälde von dem Augenblick, in dem Gregory Sanders gestorben war. Sanders' Gesicht. Noch im Tod sah es besser gefilmt aus als in Wirklichkeit. Der Bursche hatte was. Seine Lippen verzogen sich zu einem höhnischen Grinsen. Wahrscheinlich hätte er ein Star werden können. Nun, wenn er irgendeinen Einfluss darauf hatte, dann würde Gregory tatsächlich einer werden. Aber nun musste er erst einmal ein wenig sauber machen. Er würde die Leiche im unterirdischen Atelier abspritzen. In seinem Kerker. Gregory war beeindruckt gewesen. Und entsetzt. Und das hatte er auch verdient. »Mich bestehlen zu wollen«, murmelte er. Der junge Mann hatte um Vergebung gefleht. Um Gnade. Aber er hatte ihm keine gewährt. Das Filmmaterial von Gregory hatte ihm ein paar nützliche Szenen verschafft. Diebstahl war im Mittelalter ein weitverbreitetes Verbrechen gewesen und hatte unterschiedliche Strafen nach sich gezogen. Er hatte zwar ursprünglich andere Folterszenen geplant, aber letztlich war auch dies nicht übel.
Er würde im Morgengrauen den Toten vergraben und dann wieder zurückkommen, um an dem Spiel zu arbeiten. Morgen früh sollte er außerdem eine Antwort auf die E-Mail bekommen haben, die er der großen Blonden von USA-Models geschickt hatte. Sie war eine Königin, die Van Zandt zufriedenstellen würde. Und dann würde er diesen verdammten Kopf explodieren lassen. Er war sich noch nicht sicher, wie er das bewerkstelligen sollte, aber es würde schon funktionieren.
Dienstag, 16. Januar, 23.30 Uhr
Sophies Hände zitterten, als sie versuchte, den Schlüssel ins Schloss von Annas Haustür zu stecken. Bis auf ihre knappen Richtungsanweisungen hatten sie während der Fahrt geschwiegen. Aber die ganze Zeit hatte er ihre Hand gehalten, manchmal so fest, dass sie beinahe zusammengezuckt wäre. Doch der Schmerz war willkommen, denn sie fühlte sich zum ersten Mal seit langem wieder lebendig. Und ausgesprochen ungeschickt. Sie fluchte leise, als der Schlüssel zum dritten Mal abrutschte. »Gib mir das Ding«, befahl er sanft. Er schaffte es gleich beim ersten Mal, und die Hunde schlugen laut und gellend an. Sein Gesichtausdruck hätte sie zum Lachen gebracht, wenn sie nicht so ungeduldig gewesen wäre. Beinahe entsetzt blickte er auf Lotte und Birgit herab. »Was sind denn das für Viecher?«
»Die Hunde meiner Großmutter. Meine Tante Freya lässt sie mittags raus, daher haben sie es jetzt nötig. Kommt, Mädels.«
»Sie sind ja ... bunt. Wie deine Handschuhe.« Sophie zog den Kopf ein. »Das war ein Experiment. Sie müssen jetzt raus. Ich bin gleich wieder da.« Sie brachte die Hunde durch die Küche zur Hintertür und stand dann mit verschränkten Armen da und tappte ungeduldig mit dem Fuß auf den Holzboden der Veranda. »Beeilt euch«, zischte sie den Hunden zu, die im Garten herumschnüffelten. »Oder ihr kriegt einen Monat lang nur Trockenfutter.«
Die Drohung schien zu wirken, oder vielleicht war ihnen auch nur kalt, denn sie beeilten sich tatsächlich. Sophie hob sie auf und drückte ihre Wange nacheinander gegen die flauschigen Hundeköpfe, bevor sie sie in der Küche wieder absetzte. Sie verriegelte die Tür, drehte sich um und schnappte nach Luft. Vito hatte sich nur Zentimeter von ihr entfernt materialisiert und sah sie so eindringlich an, dass ihr die Knie weich wurden. Er hatte Mantel und Handschuhe ausgezogen und half ihr mit ihrer Jacke. Sein Blick fiel auf ihre Brüste, die immer noch von Stoff bedeckt waren. Er verweilte dort, bevor er ihr in die Augen sah, und einen Moment lang glaubte sie, nicht mehr atmen zu können. Ihre Brüste spannten, ihre Nippel waren fast schmerzhaft empfindlich, und das Pulsieren zwischen ihren Beinen ließ sie wünschen, er würde sich beeilen. Aber er dachte nicht daran. Mit einer Langsamkeit, die sie in den Wahnsinn
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