Todesschrei
genug gewesen einzusehen, dass es wirklich besser war, nicht allein zu bleiben. »Wohin wollt ihr?«, fragte sie, als er seinen Mantel anzog. »Nach New York«, antwortete Vito. »Es geht um das Spiel.« Er legte die CD auf seinen Tisch, und sie nahm sie an sich. »Sei vorsichtig damit. Brent meint, das sei reines Gold.«
Sie neigte den Kopf und betrachtete das Cover. »Genau wie die Firma.«
Nick beobachtete sie. »Brent meinte damit, man könne das Spiel momentan nicht in einem Geschäft kaufen.« »Kann schon sein. Aber der Name der Firma lautet >oRo<. Und das heißt sowohl auf Spanisch als auch auf Italienisch Gold.« Sophie blinzelte. »Oro ist ein Akronym. Unter dem Logo steht etwas, aber es ist zu klein. Wollt ihr ein größeres Bild davon?«
Vito holte die Seite der Firma auf seinen PC, und Sophie beugte sich vor, als der fliegende Drache erschien. »Das ist weder Spanisch noch Italienisch, sondern Holländisch.« »Könnte sein«, sagte Vito. »Der Präsident stammt aus den Niederlanden. Und was steht da?«
»Also, das
R
ist
rijkdom.
Das heißt Reichtum, Vermögen. Das größere O ist
onderhoud ...
Unterhaltung oder Spaß. Und das kleinere O steht für... « Sie sah genauer hin. »
Overtreffen.
Etwas besser machen, übertreffen.« Sie schaute zu Vito auf. »Vielleicht über sich hinauswachsen.« »R ist der größte Buchstabe«, bemerkte Vito. »Womit wohl klar wäre, was Hauptziel der Gesellschaft ist.« »Wie lange werdet ihr weg sein?«, fragte sie. Er sah durch seine Akten. »Nur heute wahrscheinlich.« »Und was soll ich machen? Ich kann ja nicht den ganzen Tag hier sitzen.«
»Ich weiß«, brummte er, machte aber keinen Vorschlag, während er seine Ordner stapelte.
»Ich bin um zehn Jeanne d'Arc«, fügte sie trocken hinzu. »Und um eins und halb fünf die Wikinger-Königin.« »Sie brauchen ein neues Repertoire«, sagte Nick und machte sich seine Jacke zu. »Sie nutzen sich ab.« »Stimmt. Ich hatte schon an Marie Antoinette gedacht -natürlich bevor ihr der Kopf abgeschlagen wird. Oder vielleicht Boudicca, eine keltische Kriegerin.« Sie sog eine Wange ein. »Sie hat oben ohne gekämpft.« Vito erstarrte. »Das ist so was von unfair, Sophie.« »Genau«, wiederholte Nick. »So was von unfair.« Sie lachte. »Das war dafür, dass ich so früh herkommen musste. Jetzt sind wir quitt.« Sie wurde ernst. »Vito, ich sehe ein, dass ich vorsichtig sein muss, aber ich habe einen Job. Ich passe auf. Ich rufe an, bevor ich das Museum verlasse, und komme dann wieder direkt hierher. Aber ich kann nicht den ganzen Tag hier herumsitzen.« »Ich bitte Liz, dir Begleitschutz mitzugeben. Warte, bis sie jemanden für dich hat. Bitte, Sophie. Nur bis wir Lombard oder diesen Shafer gefunden haben.«
»Oder Brewster«, murmelte sie.
Vito küsste sie. »Warte einfach auf Liz, okay? Oh, und falls du daran denkst - Liz hat ein Foto von dem Sanders-Jungen. Er hat ein Brandzeichen auf der Wange. Ein >T<.« »Okay.« Dann runzelte sie die Stirn. »Du bist der Zweite in zwei Tagen, der mich aufs Brandmarken anspricht.« Vito war schon fast an der Tür, hielt aber nun abrupt an. »Was?«
Sie zuckte die Achseln. »Schon gut. Einer meiner Studenten hat mich gefragt. Er musste eine Arbeit schreiben und brauchte Informationen dazu.«
Sie sah, wie Nick und Vito einander anblickten. »Nein, Unsinn. Er heißt John Trapper und ... nein, das ist wirklich unmöglich. Ich kenne ihn seit Monaten. Er ist querschnittsgelähmt und sitzt im Rollstuhl. Das kann er unmöglich getan haben.«
Vito presste die Lippen zusammen. »Ich mag keine komischen Zufälle, Sophie. Wir werden ihn überprüfen.« »Vito ...« Sie seufzte. »Okay. Es ist Zeitverschwendung, aber ich weiß, dass ihr es tun müsst.« Vito presste die Kiefer aufeinander. »Versprich mir, dass du ohne Begleitung nirgendwohin gehst.« »Ich verspreche es. Und jetzt haut ab. Ich komme klar.«
Donnerstag, 18. Januar, 9.15 Uhr
»Das ist peinlich«, murmelte Sophie.
»Besser peinlich, als ermordet zu werden«, sagte Officer Lyons freundlich.
»Ja, mag schon sein. Aber im Streifenwagen herzukommen, und jetzt begleiten Sie mich auch noch zur Tür ... alle werden denken, dass ich etwas angestellt habe«, brummelte sie.
»Befehl von Lieutenant Sawyer. Ich könnte Ihnen eine Erklärung schreiben, wenn es Ihnen hilft.« Sie musste lachen. Er behandelte sie wie eine grantige Viertklässlerin, und genauso hatte sie sich benommen. »Schon gut.« Sie blieb an der Tür des Museums
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