Todesschrei
ihre Jacke schloss. »Eigentlich müsste ich Sie beschützen.«
Jen zog das Revers ihrer Jacke zur Seite. »Eine Neun Millimeter macht einen immer ein paar Zentimeter größer, Xena.«
»Nennen Sie mich nicht so«, sagte Sophie, als sie in Jens Auto stieg. Sie wartete, bis Jen angeschnallt war. »Eure Majestät reicht vollkommen aus.«
Jen lachte. »Dann los, Eure Majestät. Euer Prinz wartet.« Sophie konnte nichts gegen das Lächeln machen. »Ist Vito zurück?«
Jens Miene wurde grimmig. »Ja, Vito und Nick sind wieder da.«
»Was ist?«
»Die zwei haben nach einem Vermissten gesucht, stattdessen aber ein anderes unserer Opfer identifizieren können. Und ...« Jen stieß den Atem aus. »Sie haben jemanden gefunden, der das Schwein, der das alles getan hat, kennt.«
Donnerstag, 18. Januar, 18.25 Uhr
»Tino.« Vito packte den Arm seines Bruders anstelle einer Umarmung. »Und noch mal danke.« »Kein Problem. Habt ihr mit dem Bild von dem Alten in der Bar etwas anfangen können?«
Vito schüttelte den Kopf. »Das habe ich noch gar nicht gesehen. Nick und ich sind gerade aus New York zurückgekehrt.«
»Hier ist eine Kopie. Ich war inzwischen zu Hause und habe es ein bisschen nachgearbeitet. Mehr Schatten, ein paar Schraffuren. Das stellt die Person besser dar als die schnelle Skizze, die ich heute Morgen für euren Lieutenant gemacht habe.«
Vito nahm das Blatt und musterte den Mann, der Greg Sanders am Dienstagnachmittag getroffen hatte. »Der ist ja wirklich alt. Und gebeugt. Das kann doch unmöglich unser Mörder sein.«
»So hat ihn zumindest die Kellnerin gesehen, aber du weißt ja besser als ich, dass Zeugenaussagen manchmal ziemlich verwischt sind.«
»Schon, aber es wäre einfach so schön, wenn wir endlich ein Bild von ihm in der Hand hätten. Na ja, okay. Vielleicht habe ich noch etwas Besseres. Aus New York hat uns jemand begleitet, der weiß, von wem die Cutscenes aus
Behind Enemy Lines
stammen. Er wartet im Konferenzraum. Ich hatte gehofft, dass du ...« Tino grinste. »Wo geht's lang?«
Vito brachte ihn zum Konferenzraum, in dem Nick und Tony England warteten. »Tony, das ist mein Bruder Tino. Er ist Porträtzeichner.«
»Ich bin
auch
Porträtzeichner«, sagte Tony frustriert.
»Aber ich kriege aus meinem Kopf nicht mehr als das heraus.« Er deutete auf ein Blatt Papier auf dem Tisch. »Mein Verstand scheint irgendwie eingefroren zu sein.« Es war eine Allerweltsskizze eines Gesichts, das beinahe jedem männlichen Wesen in Philadelphia hätte gehören können. Außerdem hatte es die Qualität einer Karikatur, und Vito musste unwillkürlich daran denken, was Brent über Harringtons Können gesagt hatte - Cartoons und Drachen.
Van Zandt hatte jemanden dazugeholt, der die Spielphysik besser beherrschte. Vielleicht hatte er Frasier Lewis ausgewählt, weil dieser besser Gesichter entwerfen konnte, als Harrington und England.
Tino klappte seinen Block auf. »Manchmal hilft es, es jemand anderem zu beschreiben.«
Vito ließ die drei allein und ging zu seinem Tisch. Sofort sah er, dass Jen und Sophie wieder da waren. Jen stand in der Tür zu Liz' Büro, und Sophie befand sich mit dem Rücken zu ihm an seinem Tisch. Mit pochendem Herzen, wie bei einem verliebten Teenager, beschleunigte er seinen Schritt, um sie mit einem Kuss in den Nacken zu überraschen. Das mochte sie, wie er herausgefunden hatte. Er hatte in den vergangenen zwei Nächten eine Menge Stellen entdeckt, an denen sie gern geküsst wurde. Sie fuhr zusammen, als sich seine .Lippen auf ihre Haut pressten, dann schmiegte sie sich wie warmer Honig an ihn. »Alles okay?«, murmelte er.
»Ja. Ich war brav und bin immer bei meinen Bodyguards geblieben. Sogar bei Däumelinchen dort hinten.« Vito lachte in sich hinein. »Jen ist klein, aber gemein.« Widerwillig machte er sich von ihr los. »Warte hier. Ich muss eben mit Liz sprechen, bin aber sofort zurück.« Er war ein paar Schritte weit gekommen, als Sophie ihn zurückrief. Ihre Stimme hatte einen seltsamen Unterton. »Vito, wer ist das?« Sie hielt Tinos Skizze des alten Mannes in der Hand.
Furcht packte ihn. »Wieso?«
»Weil ich ihn gesehen habe. Wer ist das?«
Jen hörte die Panik in Sophies Stimme und wandte sich um. Auch Liz erschien nun.
»Wir glauben, dass das der Mann ist, mit dem sich Gregory Sanders am Dienstag getroffen hat«, erklärte Liz. Sophie ließ sich auf einen Stuhl fallen. »O Gott«, flüsterte sie.
Vito ging vor ihr in die Hocke. »Wo hast du ihn
Weitere Kostenlose Bücher