Todesschrei
angerufen, als ich schon im Zug saß.«
»Mein Chef hat mich auch angerufen. Ein Lieutenant Liz Sawyer hat sich bei ihm gemeldet. Ich habe die Adresse ihres Büros.« Er seufzte. »Ich bin zu spät gekommen.« »Aber du weißt etwas, das die Polizei vielleicht zu dem Schuldigen führt?«
Er hob die Schultern. »Oder uns beide vernichtet. Steig ein.«
Er setzte sich hinters Steuer und wollte den Wagen starten, aber sie hielt seine Hand fest. »Jetzt sag es mir endlich.« Er nickte. »Okay.« Er gab ihr den Umschlag aus dem Postfach und wartete stumm, während sie den Inhalt auf ihren Schoß kippte.
Zuerst schnappte sie hörbar nach Luft, dann ging sie methodisch die Seiten durch. »O mein Gott.« Sie sah zu ihm auf. »Und du hast davon gewusst?«
»Ja.« Er startete den Wagen. »>Ich weiß, was Ihr Sohn getan hat<«, zitierte er leise. »Und nun weißt du es auch.«
Donnerstag, 18. Januar, 17.45 Uhr
Sophie stand, die Hände in die Hüften gestemmt, mitten im Lagerhaus und betrachtete ihr Werk. Seit dem Anruf von Lieutenant Sawyer hatte sie ein gutes Dutzend Kisten ausgepackt. Nur beschäftigt bleiben und nicht daran denken, dass Kyle und Clint tot waren.
Dass Kyle und Clint in irgendeiner Form Kontakt mit dem Mörder gehabt hatten, stand nun zweifelsfrei fest. Sie waren mit derselben Waffe getötet worden wie eines der Opfer, das sie auf dem Gräberfeld gefunden hatten. Dass der Mörder auch sie im Blick hatte, war heute Morgen noch eine Möglichkeit gewesen, derentwegen sie sich von einem Polizisten zum Museum hatte fahren lassen. Nun war es mehr als eine Möglichkeit, aber fest stand es noch immer nicht. Aber sosehr sie sich auch daran klammerte, der Gedanke war dennoch verdammt beängstigend. Also sah sie zu, dass sie sich mit Arbeit ablenkte, bis Liz einen bewaffneten Cop freistellen konnte, der sie wieder zum Revier fuhr. Zu Vito. Hoffentlich hatte er heute Erfolg gehabt. »Sophie.«
Erschreckt fuhr sie herum und presste sich unwillkürlich die Hand aufs Herz. Wieder war es Theo IV, wieder entdeckte sie ihn in den Schatten. In seiner Hand hielt er die schwere Axt - so mühelos wie ein Küchenmesser. Sie zwang sich, gleichmäßig zu atmen und nicht zurückzuweichen. Nicht laut schreiend zu flüchten.
Schrei doch.
Sie schloss die Augen und nahm sich zusammen. Als sie sie wieder aufschlug, stand er noch immer reglos da und musterte sie emotionslos. »Was willst du?« »Mein Vater meinte, du brauchtest vielleicht Hilfe mit den Kisten. Ich konnte die Brechstange nicht finden, die du gestern benutzt hast, also habe ich dies hier mitgebracht.« Er streckte den Arm mit der Axt aus. »Welche Kisten sollen noch geöffnet werden?«
Kontrolliert atmete sie aus. Sie sah Mörder, wo keine waren. »Hier drüben. Ich glaube, die sind von Teds I. Reise nach Südostasien. Ich hatte an eine Ausstellung zum Kalten Krieg und Kommunismus gedacht und wollte die Sachen aus Korea und Vietnam einbeziehen.« Theo IV. trat ins Licht. Er wirkte amüsiert. »Ted der Erste?«
Sophie wurde rot. »Entschuldigung. Das liegt bei den Männernamen in eurer Familie irgendwie nah.« »Ich dachte, du hattest vor, eine Art von interaktiver Ausstellung zu organisieren. Eine Ausgrabungsstelle.« »Hab' ich auch, aber dieses Lager hier ist groß genug für drei oder vier Themenbereiche. Und ich glaube, die Sache mit dem Kalten Krieg wird die Leute tiefer berühren. Der Freiheitsgedanke.«
Er sagte nichts, sondern riss mühelos die Deckel der Kisten auf, als bestünden sie aus Krepppapier und nicht aus schwerem Holz.
»Hier. Das war's schon.« Und dann ging er so lautlos, wie er gekommen war.
Sophie schauderte. Dieser Junge war entweder extrem unergründlich oder schlichtweg seltsam. Aber was bedeutete »seltsam« ? Und was wusste sie eigentlich über Theo - oder über Ted, was das anging?
Sie lachte sich selbst aus. »Lieber Himmel, jetzt mach aber mal einen Punkt«, sagte sie laut. Sie musste jetzt ohnehin gehen. Liz hatte ihr gesagt, um sechs hätte sie ihre Mitfahrgelegenheit, und es war fast so weit. Sie verschloss das Lagerhaus und stellte sich in der Eingangshalle an die Glastür, um zu warten. Wieder musste sie lachen, als ihr eine breit grinsende Jen McFain entgegenkam.
»Schönen Abend, Daria!«, verabschiedete sich Sophie und drückte die Tür auf. »Sie sind also mein Bodyguard?« Demonstrativ sah sie auf das kleine Persönchen vor sich herab. Jen blickte zu ihr auf. »Ganz genau, Xena. Was dagegen?« Sophie kicherte, als sie
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