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Todesschrei

Todesschrei

Titel: Todesschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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16.50 Uhr
    Van Zandt auszuschalten hatte mehr Schwierigkeiten gemacht, als er sich vorgestellt hatte, aber da er nun seinen Gegner kannte, würde sich Johannsen sehr viel leichter erwischen lassen. Er hatte jede Eventualität in Betracht gezogen und entsprechende Maßnahmen ergriffen. Er war bereit.
    Simons Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Bald schon würde eine Schwester den Tropf ihrer Großmama austauschen. Alarmglocken würden schrillen, Schwestern hektisch herumlaufen, und die süße Sophie würde einen panischen Anruf erhalten. Einen panischen authentischen Anruf. Das war etwas, das er schon immer an Johannsen bewundert hatte - sie hatte eine Leidenschaft für Authentizität.
Wenn das nicht wieder Schicksal ist.
Großmama lag im Sterben, also war sie nach Hause gekommen. Weil sie wieder zu Hause war, hatte er sie kennengelernt. Weil er sie kennengelernt, von ihr gelernt hatte, hatte er sehr, sehr viel über das Mittelalter erfahren und mit diesem Wissen ein großartig authentisches Spiel erschaffen. Aber durch das Spiel und durch Johannsens Einmischung war die Polizei ihm viel zu nah gekommen. Er hatte immer vorgehabt, sie letztendlich zu eliminieren, wenn die Zeit gekommen war, aber die Nähe der Polizei zwang ihn dazu, das eher zu tun als geplant, und durch
diesen
Faktor ...
    Er sah auf die Uhr. Es war Zeit. Durch
diesen
Faktor würde Großmama nun sterben. Ganz authentisch. Und der Kreis schloss sich. Ein schöner, makelloser Kreis. Schicksal.
    Abrupt richtete er sich auf. Da kam sie. Aus der Großen Halle in den Eingangsbereich, noch in ihrer Rüstung. Hoffentlich zog sie sie rasch aus, denn gleich würde sie gewiss losstürmen. Sie war groß. Es würde einiges an Kraft kosten, sie in normalen Kleidern herumzuschleppen, aber in der Rüstung ... Nun, er würde auch damit fertig werden, wenn es sein musste. Er bewegte sich ein wenig näher ans Fenster heran. Bald gab es zwischen ihnen kein Glas mehr, das den »Unterhaltungseffekt« beeinträchtigen konnte. Bald hatte er sie da, wo er sie hinhaben wollte: in seinem Kerker, in dem es Kameras und Scheinwerfer gab.
Um dich besser sterben zu sehen, mein Herz.
     
    Samstag, 20. Januar, 17.00 Uhr
    Stacy Savard saß am Tisch im Verhörraum und hatte die Arme fest vor der Brust verschränkt. Sie starrte stur geradeaus, bis Vito und Nick eintraten und sie eine Miene mitleiderregender Verzweiflung aufsetzte. »Was ist passiert? Warum haben Sie mich hergebracht?« »Sparen Sie sich die Theatralik, Stacy.« Vito setzte sich auf den Stuhl neben sie. »Wir wissen, was Sie getan haben. Wir haben Ihren und Claires Laptop. Wir wissen von Claire und Arthur Vartanian, und wir haben ihr hübsch gepolstertes Konto eingesehen.« Er täuschte einen verwirrten Blick vor. »Aber was ich nicht verstehe, ist: Wie konnten Sie Claire derart verraten? Sie haben sie doch geliebt, oder?«
    Stacys Miene war einen Moment lang ausdruckslos, doch dann zuckte sie die Achseln. »Ich habe Claire nicht geliebt. Niemand hat Claire geliebt, mit Ausnahme ihrer Eltern vielleicht, aber nur weil sie nicht wussten, wie sie wirklich war. Claire war ein Biest ... und gut im Bett. Das war alles.«
    Nick lachte ungläubig. »Das war alles ? Also ... wie war das, Stacy? Wussten Sie, dass sie auch Frasier Lewis erpresst hat?«
    Stacy schnaubte verächtlich. »Als würde Claire jemandem etwas erzählen. Sie wollte alles, was sie von den Vartanians bekam, für sich allein behalten. Sie war wirklich eine blöde Ziege.«
    Vito schüttelte staunend den Kopf. »Und wann war Ihnen klar, dass Claire tot sein musste?«
    Sie verengte die Augen. »Ich will Straffreiheit.«
    Vito lachte laut auf, wurde aber rasch wieder ernst. »Nein.«
    Stacy lehnte sich zurück. »Dann kriegen Sie von mir keine Information mehr.«
    Nick, der eine solche Reaktion erwartet hatte, schob ihr ein Foto des zerfetzten Van Zandt über den Tisch und beobachtete, wie sie blass wurde. »Wer ... wer ist das?«
    »Der letzte Idiot, der Straffreiheit wollte«, sagte Vito trocken.
    »Und der letzte Idiot, der geglaubt hatte, er könnte Frasier Lewis austricksen«, setzte Nick freundlich hinzu. »Klar, wir können Sie gehen lassen. Und Frasier Lewis sagen, wo Sie zu finden sind.«
    Ihre Augen verdunkelten sich ängstlich. »Das ... das ist Erpressung. Das können Sie nicht. Und das wäre ja Mord.«
    Vito seufzte. »Da hat sie irgendwie recht, nicht wahr, Nick? Okay, erwischt. Aber wenn die Sache irgendwie durchsickert ... Tja, vielleicht passiert

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